Z Sex Forsch 2016; 29(04): 348-350
DOI: 10.1055/s-0042-124490
40 Jahre Foucaults „Sexualität und Wahrheit“
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Foucault kennenlernen: Un/Wahre Geschlechter

Katinka Schweizer
a   Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
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Publication Date:
22 February 2017 (online)

Seinen schönen Namen habe ich erstmals am Leibniz Kolleg gehört, als Studienanfängerin auf der Suche, etwa zehn Jahre nach seinem Tod. Dieser konzentrierte Mikrokosmos interdisziplinären Lebens und Lernens am Kolleg hätte Foucault vielleicht gefallen. In meinem Studium der Psychologie spielte Foucault leider keine Hauptrolle, wenngleich seine grundlegenden Ideen zu Subjektivität, Machtverhältnissen, Bio-Politik, Sexualität und Wissensdiskursen wichtige Hintergrundmelodien der Zeit darstellten. Erst die kritische Sexualwissenschaft hat mich sowohl mit dem Mythos Foucault als auch mit seinem Denken in Kontakt gebracht, wie vermutlich auch andere Psycholog_innen und Mediziner_innen, die ihm in ihrem „eigentlichen“ Fach nicht ohne Weiteres begegnet sind. Sein Bild sah ich das erste Mal an der Wand des Sekretariats und Praktikant_innenbüros am Institut für Sexualforschung in Hamburg, als ich 2006 ans Institut kam. Es hieß, ein früherer Student habe die große Schwarzweißfotografie aufgehängt. Sie hing lange dort; keiner traute sich, sie abzunehmen, bis ein Umzug anstand.