Der Einfluß von Thioridazin (Melleril^®-Sandoz) auf Psychomotorik, Konzentrationsverhalten und Reaktionsvermögen bei verhaltensgestörten Kindern

Zusammenfassung

Nach einem kurzen Literaturüberblick über die Anwendung von Thioridazin (Melleril^®-Sandoz) in der Kinderpsychiatrie, wird über eine eigene Doppelblindstudie an 26 Kindern (23 Jungen und 3 Mädchen) im Alter von 6–14 Jahren berichtet, die wegen aggressiver Verhaltensstörungen (n = 13), frühkindlicher Hirnschädigung (n = 5), Verwahrlosungssyndrom und Kontaktstörungen (n = 6) sowie Enkopresis und Enuresis, (n = 2) stationär aufgenommen worden waren.

Zur Objektivierung der Wirkung des Medikamentes auf Psychomotorik, Konzentrationsverhalten und Reaktionsvermögen wurden der d₂-Test nach Brickenkamp, ein Tapping-Experiment, eine psychomotorische Koordinationsübung (Liniennachfahren) und Experimente mit dem Wiener Determinationsgerät angewandt. Es zeigte sich eine statistisch signifikante Leistungssteigerung der Versuchsgruppe gegenüber der Plazebogruppe im Tapping-Experiment sowie, in einer Versuchsetappe, auch im Konzentrationstest. Hingegen waren im Liniennachfahren sowie in den Experimenten mit dem Wiener Determinationsgerät keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen zu registrieren. Die Ergebnisse werden mit einer unterschiedlichen Fähigkeit zur visuo-motorischen Informationsverarbeitung mit und ohne Medikation in Verbindung gebracht. Danach scheint Melleril®-Sandoz die Leistung in einzelnen einfachen motorischen Aufgaben zu fördern, während komplexe Wahlreaktionen durch das Präparat eher erschwert werden.

Summary

Starting with a brief review of literature about the application of Melleril (Thioridazine) in child psychiatry the authors report a double blind study with 26 children (23 boys and 3 girls at the age of 6 to 14). These children were admitted to clinical treatment because of several behavior disorders.

Drug effects on psychomotor activity, concentration power and reactivity were measured by the d2-Test (Brickenkamp), by a tapping experiment, a psychomotor experiment (tracing) and experiments with the Vienna determination apparatus. As compared to the placebo group a statistically significant increase was found in the experimental group in the tapping experiment as well as in one stage of the concentration test. No difference between the groups could be noted in tracing and in the performance of the Vienna determination apparatus. It is suggested that the finding result from a different ability in visuo-motor information processing without or under the drug. Accordingly Melleril seems to advance performance in simply structured motor tasks, whereas complex choice reactions rather appear to be rendered more difficult under this medication.