Gesundheitswesen
DOI: 10.1055/a-2335-2251
Originalarbeit

Erfahrungen und Auswirkungen von nicht-pharmakologischen Maßnahmen in der COVID-19 Pandemie bei Jugendlichen – eine Querschnittstudie unter 649 Schüler:innen der 10. Klassen in Witten (GeWIT-Studie)

Impact of Non-Pharmacological Measures during COVID-19 Pandemic in Adolescents – A Cross-sectional Study of 649 10th Grade Pupils in the City of Witten, Germany (GeWIT-Study)
Paul Wiesheu
1   Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Lehrstuhl für Allgemeinmedizin I und Interprofessionelle Versorgung, Universität Witten/Herdecke, Witten, Germany
2   Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Universität Witten/Herdecke, Witten, Germany
,
Anne-Lisa Heye
1   Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Lehrstuhl für Allgemeinmedizin I und Interprofessionelle Versorgung, Universität Witten/Herdecke, Witten, Germany
,
Judith Tillmann
1   Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Lehrstuhl für Allgemeinmedizin I und Interprofessionelle Versorgung, Universität Witten/Herdecke, Witten, Germany
,
Nessia Rachma Dianti
1   Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Lehrstuhl für Allgemeinmedizin I und Interprofessionelle Versorgung, Universität Witten/Herdecke, Witten, Germany
,
Klaus Völkel
3   Stabsstelle Arbeit, Gesundheitswirtschaft, Technologietransfer und Universitätsentwicklung, Stadt Witten, Witten, Germany
,
Klaus Weckbecker
1   Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Lehrstuhl für Allgemeinmedizin I und Interprofessionelle Versorgung, Universität Witten/Herdecke, Witten, Germany
,
Eva Münster
1   Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Lehrstuhl für Allgemeinmedizin I und Interprofessionelle Versorgung, Universität Witten/Herdecke, Witten, Germany
› Author Affiliations
Fundref Information Techniker Krankenkasse — http://dx.doi.org/10.13039/501100024074; Förderprogramm „Gesunde Kommune“, Prävention

Zusammenfassung

Ziel Die vorliegende Arbeit untersucht die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und der damit verbundenen nicht-pharmakologischen Maßnahmen auf Schüler:innen in Deutschland. Fokus liegt dabei auf den subjektiven Erfahrungen der Schüler:innen. Weiterhin soll untersucht werden, inwiefern eine Quarantäne oder Erkrankung an COVID-19 die Wahrnehmung der Schüler:innen bezüglich der Erkrankung und den Schutzmaßnahmen beeinflusst hat und welche Gruppen davon besonders betroffen waren.

Methodik Von November 2021 bis Februar 2022 wurde eine standardisierte, schriftliche Befragung von Schüler:innen der zehnten Klassen der neun städtischen Sekundarschulen der Stadt Witten durchgeführt. Mit Hilfe deskriptiver Statistik wurden die Daten analysiert und ausgewertet.

Ergebnisse 98,3% der anwesenden Schüler:innen (n=649) wurden in die Befragung eingeschlossen. Von dem Studienkollektiv gaben 12,9% an, schon an COVID-19 erkrankt gewesen zu sein und 43,6% waren schon einmal in Quarantäne. 27,3% der Schüler:innen gaben an, dass das Maskentragen ihnen nicht leicht fiel, während 65,2% Maskentragen als leicht empfanden. Weiterhin gaben 33,4% an, dass ihnen der Distanzunterricht geschadet hätte und 6,9% der Schüler:innen berichteten, dass sie in der Corona-Zeit mehr Gewalt erfahren hätten. Angst vor Corona wurde von 10% der Schüler:innen angegeben, diese wurde weniger häufig berichtet, wenn die Schüler:innen bereits an COVID-19 erkrankt waren oder in Quarantäne waren. 75,7% gaben an, keine Angst vor Corona zu haben.

Diskussion Die COVID-19-Pandemie und die damit einhergehenden nicht-pharmakologischen Maßnahmen stellten große Herausforderungen und eine starke Belastung an die Schüler:innen dar. Mithilfe der vorliegenden Untersuchung ergaben sich Hinweise, dass die COVID-19-Pandemie und/oder die Maßnahmen negative Auswirkungen auf die Schüler:innen hatten. Insbesondere im Hinblick auf vulnerable Gruppen bspw. geschlechtlich diverse Schüler:innen oder sozioökonomisch benachteiligte Schüler:innen sollten die Maßnahmen kritisch betrachtet werden. Bedarfsgerechte und zielgruppenorientierte Aufklärung kann dazu beitragen, die Akzeptanz und das Sicherheitsempfinden unter Schüler:innen zu erhöhen.

Abstract

Aim The aim of this study was to examine the impact of the COVID-19 pandemic and non-pharmacological interventions, with a particular focus on the subjective experiences of pupils in relation to the measures, the extent to which quarantine and illness with COVID-19 influenced their perception of the disease, the protective measures taken and the groups that were particularly affected.

Methods: From November 2021 to February 2022, a written survey of tenth grade pupils from all nine secondary municipal schools in the city of Witten, Germany was conducted. Descriptive statistics were used to analyze and evaluate the data.

Results 98.3% of the pupils present in class (n=649) were included in the survey. Of the study population, 12.9% stated that they had already had COVID-19 and 43.6% had been quarantined. 27.3% of the pupils reported that mask-wearing was not easy for them, while 65.2% found wearing a mask easy. Furthermore, 33.4% reported that distance learning had negatively impacted their well-being, and 6.9% of the pupils reported that they had experienced more violence during the pandemic. Fear of COVID-19 was reported by 10% of the pupils, and was less frequently reported if pupils had already been infected with COVID-19 or had been quarantined. 75.7% reported no fear of COVID-19.

Discussion The COVID-19 pandemic and the non-pharmacological measures to address it presented significant challenges and were a substantial burden on the pupils. The present study shows that the pandemic and/or the measures had a negative impact on the pupils. It is imperative to critically examine the measures, particularly in relation to vulnerable groups such as gender-diverse or socio-economically disadvantaged pupils. Education that is needs-based and target group-oriented can facilitate increased acceptance and perceptions of safety of implemented measures among pupils.

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Article published online:
24 July 2024

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