Gesundheitswesen 2005; 67(1): 33-38
DOI: 10.1055/s-2004-813912
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verbesserung des Impfschutzes für sozial benachteiligte Gruppen unter Mitarbeit von Vertrauenspersonen - Ergebnisse einer kultur- und sprachsensiblen Intervention des Gesundheitsamtes Stade und des Ethno-Medizinischen Zentrums für Migrantenkinder im Altländer Viertel

Improvement of Protection Given by Vaccination for Socially Underprivileged Groups on the Basis of “Key Persons Approach” - Results of an Intervention Based on Cultural and Language Aspects for Children of Immigrants in Altländer Viertel Provided by the Health Department of StadeG. Pallasch1 , R. Salman2 , C. Hartwig1
  • 1Gesundheitsamt Stade
  • 2Ethno-Medizinisches Zentrum e. V.
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Publication Date:
25 January 2005 (online)

Zusammenfassung

Ab Januar 2002 wurde im Altländer Viertel, einem Stadtteil in Stade, eine Impfkampagne gegen Masern, Mumps und Röteln vorbereitet. Die Intervention war auf eine gesundheitlich benachteiligte Personengruppe, Kinder von Migranten, ausgerichtet. Sie wurde vom Gesundheitsamt Stade unter Mitarbeit des Ethno-Medizinischen Zentrums e. V. (EMZ) Hannover organisiert und erstmalig im September 2002 durchgeführt. Zuvor war bei dieser Personengruppe anlässlich von Einschulungsuntersuchungen ein mangelnder Impfschutz gegen Masern, Mumps und Röteln festgestellt worden. Da mehrere Versuche zur Verbesserung der Lage - beispielsweise durch Informationsabende - fehlschlugen, wurde entschieden, für diese Zielgruppe spezielle Maßnahmen zur Erhöhung des Impfschutzes zu entwickeln. Gemeinsam mit dem EMZ entstand das Konzept einer Impfkampagne, die auf die besondere Situation der Migranten eingeht. Den Kern dieser Maßnahmen bildeten die Gewinnung, Fortbildung und der Einsatz von Vertrauenspersonen aus den kulturellen Bezugsgruppen der Betroffenen des Altländer Viertels. Sie halfen die Eltern aufzuklären und motivierten dazu, die vor Ort eingerichteten Impfstationen aufzusuchen. Dadurch konnte eine erfolgreiche Intervention (Impfkampagne) realisiert werden.

Abstract

In January 2002, a vaccination campaign against measles, mumps and rubella was carried out in the Altländer Viertel, a district in Stade, Germany. The campaign was directed towards children of immigrants, a group often at a disadvantage in terms of health. This campaign was organised and carried out by the public health department in Stade for the first time in September 2002. During regular health screenings when children were enrolled for school it was found that they children were poorly protected by vaccination against measles, mumps and rubella. Since several attempts to improve the situation, for example by organising information events, had not been successful, it was decided to develop special measures for this particular group in order to improve their health. Together with the Ethno-Medical Centre in Hanover the concept of a vaccination campaign considering the special situation of immigrants was developed. The core measures were to find, train and use key persons within the groups of immigrants are living in the Altländer Viertel in Stade. These key persons helped to inform and motivate the immigrants to go to the vacciantion stations set up in the district. In this way it was possible to carry out a successful intervention (vaccination campaign).

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Dr. Gerhard Pallasch

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21680 Stade

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