Z Sex Forsch 2012; 25(1): 49-65
DOI: 10.1055/s-0031-1283944
JUBILÄUMSBEITRAG

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Lauter Lobreden – 25 Jahre Soziologie in der Zeitschrift für Sexualforschung

Sven Lewandowski
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Publication Date:
16 March 2012 (online)

Als ich Sexualität als soziologisches Thema zu entdecken begann, war ich in etwa so alt wie die Zeitschrift für Sexualforschung nun wird, deren Lektüre meine sexualsoziologische Positionierung entscheidend formte. Die ehrenwerte Aufgabe, anlässlich des 25. Geburtstags der ZfS einen Rückblick aus soziologischer Perspektive zu schreiben, bedeutete vor diesem Hintergrund nicht zuletzt eine Wiederbegegnung mit prägenden Kräften meines wissenschaftlichen Werdegangs. So ist die Auswahl der hier besprochenen Texte auch subjektiv geprägt und es ist nicht auszuschließen, dass ihre Behandlung an manchen Stellen an „Erinnern, Wiederholen, Durcharbeiten“ gemahnt. Der abermalige Durchgang durch alle Ausgaben hat die Auswahl der hier zu besprechenden Texte nicht erleichtert, jedoch verdeutlicht, dass die Zeitschrift für Sexualforschung zwar keine genuin soziologische, aber doch im deutschsprachigen Raum die einzige wissenschaftliche Zeitschrift ist, in der die Sexualsoziologie eine Heimat gefunden hat. 

Behandelt werden im Folgenden soziologisch relevante Beiträge, die einerseits herausragend und / oder für die in der Zeitschrift geführten Debatten charakteristisch sind und andererseits trotz ihres Alters auch in Zukunft mit Gewinn gelesen werden können. Vor allem letzteres Kriterium führt zu einer gewissen Präferenz für gesellschaftstheoretisch inspirierte Texte. Die Darstellung folgt nur bedingt der Chronologie ihres Erscheinens, sondern orientiert sich primär am Versuch einer thematischen Bündelung. 

Literatur

  • 1 Ahrens S. Die paradoxale Grundstruktur des Sadomasochismus.  Z Sexualforsch. 2006;  19 279-294
  • 2 Bauman Z. Über den postmodernen Gebrauch der Sexualität.  Z Sexualforsch. 1998;  11 1-16
  • 3 Berner W. Wann ist das Begehren krank? Vom Perversionsbegriff zur Paraphilie.  Z Sexualforsch. 1996;  9 62-75
  • 4 Dannecker M. Kann empirische Sexualforschung kritisch sein? Zum Andenken an Alfred C. Kinsey.  Z Sexualforsch. 1989;  2a 207-215
  • 5 Dannecker M. Zur Konstitution des Homosexuellen.  Z Sexualforschung. 1989b;  2 337-348
  • 6 Dannecker M. Sexualität als Gegenstand der Sexualforschung.  Z Sexualforsch. 1991;  4 281-293
  • 7 Döring N. Zum Fressen gern?.  Z Sexualforsch. 2008;  21 269-272
  • 8 Düring S. Über sequentielle Homo- und Heterosexualität.  Z Sexualforsch. 1994;  7 193-202
  • 9 Hegener W. Aufstieg und Fall schwuler Identität. Ansätze zur Dekonstruktion der Kategorie Sexualität.  Z Sexualforsch. 1993;  6 132-150
  • 10 Herzog D. Sexuelle Revolution und Vergangenheitsbewältigung.  Z Sexualforsch. 2000;  12 87-103
  • 110 Herzog D. Selbstwertgefühl, Psychohygiene und sexualisierte Repressionsmoral. Die USA an der Jahrtausendwende.  Z Sexualforsch. 2007;  20 300-315
  • 12 Hitzler R. Die Wahl der Qual. Ein Einblick in die kleine Lebens-Welt des Algophilen.  Z Sexualforsch. 1993;  6 228-242
  • 13 Klimke D, Lautmann R. Die neoliberale Ethik und der Geist des Sexualstrafrechts.  Z Sexualforsch. 2006;  19 97-117
  • 14 Lewandowski S. Über Persistenz und soziale Funktionen des Orgasmus(paradigmas).  Z Sexualforsch. 2001;  14 193-213
  • 15 Lewandowski S. Sexualität in den Zeiten funktionaler Differenzierung. Eine systemtheoretische Analyse.. Bielefeld: transcript; 2004
  • 16 Lewandowski S. Die neosexuelle Revolution und die funktional differenzierte Gesellschaft. Eine Antwort auf Volkmar Sigusch.  Z Sexualforsch. 2007;  20 69-76
  • 17 Micheler S. Der Sexualitätsdiskurs in der deutschen Studentenbewegung der 1960er Jahre.  Z Sexualforsch. 2000;  12 1-39
  • 18 Reiche R. Triebkonflikte und ihre Masken.  Z Sexualforsch. 1990;  3 218-230
  • 19 Schmidt G. Über die Tragik pädophiler Männer.  Z Sexualforsch. 1999;  12 133-139
  • 20 Sigusch V. Was heißt kritische Sexualwissenschaft.  Z Sexualforsch. 1988;  1 1-29
  • 21 Sigusch V. Kritische Sexualwissenschaft und die Große Erzählung vom Wandel.  Z Sexualforsch. 1998;  11 17-29
  • 22 Simon W. Die Postmodernisierung der Sexualität.  Z Sexualforsch. 1990;  3 99-114

1 In Verlängerung dieses Gedankens ließe sich die Popularität des Konstruktivismus als eine Art kollektiver „Aufstand“ gegen das je individuelle Triebschicksal oder – unter Rückgriff auf einen Begriff von Reimut Reiche (1990) – als Maske eines Triebkonflikts deuten.

2 Ich habe mich mit Siguschs theoretischen Konzeptionen an verschiedenen Stellen auseinandergesetzt (vgl. Lewandowski 2004: 64–77, 2007), so dass ich die dort geäußerte Kritik nicht zu wiederholen brauche.

3 Im Kern geht es also um ein „re-entry“ im systemtheoretischen Sinne.

4 Wie Nicola Döring (2008: 271) in einer Rezension zweier Bücher über den sogenannten Kannibalen von Rotenburg bemerkt, ist die Frage eines Konsenses nicht immer einfach zu beantworten: „Wer hinterfragt (…) im Alltag konsequent, ob ein begehrter und williger Sexpartner wirklich aus den richtigen Gründen mitmacht?“

5 An dieser Stelle ist vielleicht die Bemerkung erlaubt, dass ich diesen Text für den originellsten soziologischen Beitrag halte, der in der letzten Dekade in der Zeitschrift erschienen ist.

6 Ein gewisses Manko sei freilich nicht verschwiegen: Wie jede andere wissenschaftliche Zeitschrift ist auch die Zeitschrift für Sexualforschung auf einen Zustrom von Manuskripten angewiesen, den sie nur bedingt steuern kann. Dieser Abhängigkeit ist es nicht zuletzt geschuldet, dass sich manche soziologischen Diskurse der letzten Dekaden noch nicht in ihr niedergeschlagen haben.

7 Diese werden in den folgenden Ausgaben der Zeitschrift gewürdigt.

8 Dies gilt auch für die zahlreichen empirischen Beiträge, die an dieser Stelle leider nicht besprochen werden konnten.

Dr. Sven Lewandowski

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