Gesundheitswesen 2011; 73(8/09): 515-519
DOI: 10.1055/s-0030-1262871
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gesundheitsmanagement in kleinen und mittleren Unternehmen – Ergebnisse einer repräsentativen Unternehmensbefragung

Health Management in Small and Medium-Sized Enterprises – Results of a Representative SurveyR. C. Zelfel1 , T. Alles1 , A. Weber1 , 2 , 3
  • 1iqpr Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation GmbH an der Deutschen Sporthochschule Köln
  • 2Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e. V. (MDS)
  • 3Berufsförderungswerk Dortmund, im Nordrhein-Westfälischen Berufsförderungswerk e. V., Dortmund
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Publication Date:
08 March 2011 (online)

Zusammenfassung

Ziel: Bestandsaufnahme der Umsetzung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements sowie die Bewältigung des demografischen Wandels in kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland.

Methode: CATI basierte Befragung von Entscheidungsträgern und Personalverantwortlichen in 1 441 Unternehmen zwischen 1 und 250 Beschäftigten in 7 Regionen in Deutschland.

Ergebnis: Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung werden in einem Drittel der Unternehmen durchgeführt. Das Betriebliche Eingliederungsmanagement ist nur einem Drittel der Betriebe bekannt, von diesen ist wiederum nur einem Drittel die gesetzliche Verpflichtung vertraut. Etwa die Hälfte der Betriebe verfügt über Systeme zur Erfassung krankheitsbedingter Fehlzeiten. Die Hälfte der Unternehmen befürchtet Auswirkungen des demografischen Wandels auf das Unternehmen, nur 20% ergreifen derzeit Maßnahmen. Der Umsetzungsgrad von Betrieblichem Gesundheitsmanagement steigt mit größerer Belegschaft.

Schlussfolgerungen: Die Studie ergibt, dass Betriebliches Gesundheitsmanagement in kleinen und mittelgroßen Unternehmen in Deutschland noch nicht im erforderlichem Umfang umgesetzt wird. Dies gilt ganz besonders für die kleinen und Kleinstunternehmen. Die Ergebnisse der Befragung werden durch einige vergleichbare Studien bestätigt. Kleine und mittlere Unternehmen haben einen Beratungsbedarf im Hinblick auf BGM, allerdings gibt es keine sektorenübergreifenden Beratungsstrukturen. Die Studie ist die Grundlage für das Projekt „Gesunde Arbeit”, in dem diese Beratungskapazitäten aufgebaut werden.

Abstract

Purpose: The prevalence of workplace health promotion in small and medium-sized enterprises (SME) in Germany as well as age management were investigated.

Methods: Representative data were collected by computer assisted telephone interviews in 1 441 SME (1–250 employees) in 7 regions of Germany.

Results: One-third of the SME have a system of health promotion. Disability management is known only in one third of the enterprises, another third of them knew the legal obligations. About half of the enterprises have a system to collect data about health-related absenteeism in business. Effects caused by the demographic change in Germany are feared by nearly 50% of the enterprises, but only 20% have taken action against it. The implementation of work health promotion is higher in enterprises with more employees.

Conclusion: The study shows that workplace health promotion (WHP) in German small and medium-sized enterprises is not yet installed to a wide extent. The smaller the enterprises the less WHP is found. The results are verified by similar studies. Small and medium-sized enterprises have a need for consultation in cases of illness or health prevention. But there is not yet an organised structure available for getting advice. The study is the basis for a national project “Gesunde Arbeit”, which will establish these consulting structures.

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Korrespondenzadresse

Dr. phil. Dipl.-Psych. R. C. Zelfel

iqpr Institut für

Qualitätssicherung in

Prävention und Rehabilitation

GmbH

an der Deutschen

Sporthochschule Köln

Eupener Straße 70

50933 Köln

Email: dr.zelfel@web.de

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