CC BY-NC-ND 4.0 · Dtsch Med Wochenschr 2023; 148(05): e21-e28
DOI: 10.1055/a-1973-6533
Originalarbeit

Ein fallbasiertes Unterrichtskonzept mit praktischen Übungen im Fach Hygiene und Mikrobiologie: ein nachhaltiges Unterrichtskonzept zur Umsetzung der neuen Approbationsordnung in klinisch-theoretischen Fächern

Case-based learning with practical exercises in the course hygiene and microbiology as a model for the implementation of the new medical licensing regulations
Jan P.W. Himmels
1   Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Deutschland
,
Jasmina Sterz
2   Frankfurter Interdisziplinäres Simulationszentrum, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Deutschland
,
Miriam Rüsseler
2   Frankfurter Interdisziplinäres Simulationszentrum, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Deutschland
,
Volkhard A.J. Kempf
1   Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Deutschland
,
Claudia Brandt
1   Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Deutschland
› Author Affiliations
Diese Arbeit wurde durch ein „Lehrverbesserungsprojekt“ an der Medizinischen Fakultät der Goethe-Universität Frankfurt (S 35/2016) gefördert.

Zusammenfassung

Hintergrund Im Rahmen eines Lehrverbesserungsprojekts an der Goethe-Universität, Frankfurt am Main wurde das Praktikum Hygiene und Mikrobiologie für Studierende der Humanmedizin von einem Organsystem-bezogenen auf ein fallbasiertes Unterrichtsmodell umgestellt. Begleitend wurde diese Umstellung im Hinblick auf eine Verbesserung der Lernwahrnehmung und des Lernerfolgs untersucht.

Methoden An dem Projekt nahmen 54 Personen teil. In homogenen Fokusgruppen wurden 45 Studierende mit bis zu fünf Personen interviewt. Neun der Teilnehmenden waren Ärztinnen oder Ärzte, die in Einzelinterviews befragt wurden. Die Interviews wurden anhand eines Leitfadens offen durchgeführt, anschließend anonym transkribiert und einer strukturierten qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen.

Ergebnis Die Ergebnisse belegen, dass sowohl Studierende als auch Ärztinnen und Ärzte im Praktikum Hygiene und Mikrobiologie eine fallbasierte Unterrichtsführung in Kombination mit dem Erwerb praktischer Kompetenzen präferieren. Studierende, die fallorientiert unterrichtet wurden, waren zufriedener und beklagten einen geringeren nachfolgenden Verlust des erworbenen theoretischen Fachwissens. Praktische Übungen im Fach Hygiene und Mikrobiologie waren allen Teilnehmenden auch noch nach langer Zeit gut erinnerlich. Unabhängig vom Unterrichtskonzept wurden die Dozenten als motivierende Schlüsselfigur identifiziert.

Schlussfolgerung Die Umstellung von einem Organsystem-bezogenen auf ein fallbasiertes Unterrichtskonzept mit praktischen Übungen führt im Fach Hygiene und Mikrobiologie zu einem besseren Verständnis für die Relevanz der Lerninhalte und zu einer subjektiven Steigerung des Lernerfolgs. Aufgrund der klinisch-theoretischen Verknüpfungen stellt das Unterrichtsmodell im Praktikum Hygiene und Mikrobiologie entsprechend den Vorgaben der neuen Approbationsordnung eine nachhaltige Unterrichtsalternative für klinisch-theoretische Fächer dar.

Abstract

Background Within the scope of an educational improvement project, the teaching concept of the course hygiene and microbiology at the Goethe-University in Frankfurt was transferred from an organ system-based teaching concept into a case-based teaching concept. Concomitantly, this transformation was qualitatively reviewed to evaluate self-perceived learning success.

Methods 54 participants were included in this qualitative study. 45 students were interviewed in homogeneous focus groups of up to five. Nine physicians were interviewed individually. Following anonymization and transcription, a structured and qualitative text analysis was conducted.

Results Both groups, students and physicians, prefer a case-based teaching concept in hygiene and microbiology, especially in combination with a hands-on approach to learn practical skills. Students taught with the case-based approach were more satisfied and reported better knowledge retention. The practical elements of the course hygiene and microbiology were positively remembered by all participants. Regardless of the teaching concept, the individual lecturer is considered most essential in shaping motivation.

Conclusions Overall, the implementation of a case-based teaching concept with practical elements in the course hygiene and microbiology increases the ability of medical students to understand the relevance of core knowledge and improves self-perceived learning. The fusion of theoretical and clinical contents elements in the course hygiene and microbiology meets the new national medical licensing regulations in Germany and promises to be a sustainable concept for clinical-theoretical subjects like hygiene and microbiology.

Kernaussagen
  • Fallorientiertes Lernen wird im Praktikum Hygiene und Mikrobiologie von Studierenden und Ärzten gleichermaßen präferiert.

  • Fallorientiertes Lernen führt subjektiv zu höherem Wissenserhalt im Fach Hygiene und Mikrobiologie.

  • Praktische Tätigkeiten in Hygiene und Mikrobiologie bleiben Studierenden und Ärzten am besten in Erinnerung.

  • Der Dozent / die Dozentin stellt den wichtigsten Faktor für Motivation und Lernerfolg dar.

  • Es besteht kein einheitliches Meinungsbild bezüglich der Platzierung des Fachs Hygiene und Mikrobiologie im Curriculum Humanmedizin.



Publication History

Article published online:
23 December 2022

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