Hebamme 2008; 21(3): 148
DOI: 10.1055/s-2008-1081377
Editorial
© Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Antinomien des Hebammenberufs

Birte Luther
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Publication Date:
04 September 2008 (online)

Liebe Leserinnen,

wissen Sie, was eine Antinomie ist? Der Begriff kommt aus der griechischen Philosophie. Der Terminus findet sich bereits bei Platon und bedeutet wörtlich übersetzt in etwa Unvereinbarkeit von Gesetzen. Die moderne Verwendungsweise geht auf Immanuel Kants Kritik der reinen Vernunft zurück. Als Antinomie bezeichnet man in den Geisteswissenschaften eine spezielle Art des logischen Widerspruchs, bei dem die zueinander in Widerspruch stehenden Aussagen gleichermaßen gut begründet sind.

Welche logisch ableitbaren Argumente haben z. B. Hebammen und Ärzt/innen, wenn sie sich intuitiv gegen die Mutterschaft nach der Menopause sträuben? Einige rechtspolitische Ansätze hierzu liefert uns die Juristin Dr. Susanne Benöhr-Laqueur in ihrem Beitrag: „Sollen Frauen jenseits der Menopause Mutter werden können?” in diesem Heft.

Ihre Meinung interessiert uns!

Mit diesem Artikel, der unserer Meinung nach eine Menge Diskussionsstoff bietet, wollen wir zugleich ein Novum einführen, welches unsere Zeitschrift zukünftig begleiten wird. Am Ende des Artikels finden Sie einen Aufrufkasten (s. S. 153), in dem wir Sie dazu einladen, uns und anderen Leserinnen Ihre Meinung mitzuteilen. Bitte senden Sie Ihre Meinung an die Redaktion. Wir werden die interessantesten Lesermeinungen dann in der nächsten Ausgabe abdrucken.

E-mail: redaktion-hebamme@medizinverlage.de

Hebammen und Ärzt/innen werden in ihrem Berufsalltag immer wieder damit konfrontiert, das Für und Wider einer Fallsituation zu beleuchten. Zum Beispiel, wenn es abzuwägen gilt, was medizinisch notwendig ist. Häufig stehen hier mehrere Optionen zur Wahl. Um in dieser Situation optimal handeln zu können, braucht man ein fundiertes Grundlagen- und Hintergrundwissen.

Mit unserem Schwerpunktthema Differenzialdiagnosen wollen wir Ihnen hierzu ein paar Anregungen geben, die den „kriminalistischen Blickwinkel” schärfen können, denn einer optimalen Therapie geht eine gezielte Diagnose voraus. Dabei haben wir bewusst Themen ausgesucht, die nicht täglich vorkommen und bei denen ein Fortbildungsbedarf bestehen könnte: die Differenzialdiagnosen einer weißen Mamille, der Unterbauchschmerzen in der Schwangerschaft und der Hautveränderungen im Neugeborenenalter.

Gleichzeitig gibt es eine Vielzahl von emotionalen Belastungssituationen, mit denen Hebammen und Ärzt/innen in ihrem Berufsalltag umgehen müssen. Unverzichtbar ist bei diesem Pensum, das es in der täglichen Auseinandersetzung mit den beruflichen Widrigkeiten zu bewältigen gilt, der Selbstschutz.

Bereits in Heft 1 – 2008 haben wir mit einer Reihe zur Burnout-Prophylaxe begonnen, die wir in diesem Heft fortführen. Dieses Mal schildert die Hebamme Viresha J. Bloemeke, welche Maßnahmen man ergreifen kann, um der beruflichen und privaten Verausgabung entgegen zu wirken. Ich denke, diese Anregungen können wir alle brauchen, egal in welchem Bereich wir arbeiten.

Hebammen und Ärzt/innen bewegen sich immer in einem beruflichen Spannungsfeld zwischen exakter medizinischer Diagnose, ethischer Verantwortung und notwendigem Selbstschutz – eine gelebte Auseinandersetzung mit Antinomien also – die mal besser, mal schlechter gelingt und täglich auf’s Neue dazu herausfordert, sich im Berufsleben zu bewähren. Die Beiträge in diesem Heft spiegeln diese Situation wider.

Ich habe jeden Artikel dieser Ausgabe mit Spannung gelesen und denke, dass es Ihnen, liebe Leserinnen, genauso ergehen wird. Viel Freude beim Lesen!

Birte Luther

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