Dtsch Med Wochenschr 2008; 133(30): 1559
DOI: 10.1055/s-2008-1081108
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hepatologie

HepatologyR. Thimme1 , H. E. Blum1
  • 1Abteilung Innere Medizin II, Medizinische Universitätsklinik Freiburg
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Publication Date:
18 July 2008 (online)

Die Hepatologie ist ein besonders dynamisches Gebiet der Inneren Medizin. So konnten in den letzten Jahren wesentliche Fortschritte im Verständnis der Pathogenese, des natürlichen Verlaufes sowie der Diagnostik, Therapie und Prävention verschiedener Lebererkrankungen verzeichnet werden. Für das vorliegende DMW-Schwerpunktheft haben wir einige klinisch relevante und wissenschaftlich interessante Themen in der Hepatologie ausgewählt.

Ein aktueller klinischer Fall zeigt als eine seltene Differenzialdiagnose des Schwangerschaftsikterus eine akute Hepatitis-E-Virus (HEV)-Infektion auch ohne Reisenamnese. Die Hepatitis E ist ein eindrückliches Beispiel für den wissenschaftlichen und klinischen Fortschritt in der Hepatologie. So konnte eine Impfstudie aus Nepal und den USA kürzlich die Wirksamkeit einer rekombinanten Hepatitis-E-Vakzine nachweisen. Ferner haben zwei klinische Arbeiten aus Frankreich ergeben, dass eine HEV-Infektion bei Patienten nach Organtransplantation Ursache erhöhter Leberwerte sein kann. Bei diesen Patienten wurden auch chronische Verläufe mit raschem Übergang in eine Zirrhose beschrieben. Die Hepatitis E ist damit eine klinisch relevante Differenzialdiagnose bei Patienten mit erhöhten Leberwerten auch in Europa. Ferner muss die bisherige Meinung, dass die Hepatitis E, ähnlich wie die Hepatitis A, immer akut und selbstlimitierend verläuft, revidiert werden.

Schmerzen im rechten Oberbauch stellen ein häufiges Beschwerdebild in Klinik und Praxis dar. Die diagnostischen Algorithmen sind daher von großer praktischer Relevanz und werden in einer Übersichtsarbeit von Helmstädter et al. zusammenfassend dargestellt.

Eine besondere klinische Herausforderung stellt die Diagnostik und Therapie der chronischen Hepatitis B und C, gerade auch in der Arztpraxis dar. Die Therapie der chronischen Hepatitis B basiert aktuell auf Interferon (IFN)-α bzw. pegyliertem (PEG)-IFN-α bzw. einer zunehmenden Anzahl von potenten Nukleos(t)idanaloga. Standardtherapie der chronischen Hepatitis C ist die Kombination von einem PEG-IFN-a und Ribavirin. Die Übersichtsarbeit von Hüppe und Hartmann beschreibt die diagnostischen und klinischen Herausforderungen an die ambulante Betreuung von Patienten mit chronischer Hepatitis B und C in der Praxis.

Die Laparoskopie bleibt trotz Einführung verbesserter bzw. neuer bildgebender Verfahren, wie z. B. des Fibroscan bzw. der Elastographie für den Hepatologen eine wichtige Untersuchungsmethode. Der Beitrag von Denzer und Lohse fasst die aktuellen Indikationen der Mini-Laparoskopie zusammen und erläutert Schritt für Schritt die praktische Durchführung dieser Untersuchung.

Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist eine häufige Komplikation der Leberzirrhose mit steigender Inzidenz auch in westlichen Ländern. Neben neuen Erkenntnissen zur Pathogenese und Ätiologie des HCC stehen für die Therapie neben chirurgischen Verfahren (Resektion bzw. Lebertransplantation), verschiedene lokal-ablative Interventionen und neuerdings auch eine medikamentöse Therapie (Sorafenib) zur Verfügung. In der Rubrik „Pro und Contra” werden die Vor- und Nachteile der chirurgischen und ablativen Therapieverfahren aus chirurgischer und gastroenterologischer Sicht diskutiert.

Die Immunbiologie der Hepatitis-C-Virus (HCV)-Infektion ist noch nicht im Detail bekannt. Ein detailliertes Verständnis der Biologie des Virus und der Immunpathogenese der Hepatitis C ist jedoch Voraussetzung für die Entwicklung neuer therapeutischer Strategien und deren Evaluation in geeigneten Modellen. Pietschmann et al. stellen im Beitrag in der Rubrik „Prinzip und Perspektive” die aktuellen HCV-Modelle und ihre wissenschaftliche sowie klinische Relevanz dar.

In einem Kommentar wird schließlich die Bedeutung der Hepatitis-B-Virus (HBV)-Last für den Verlauf der chronischen HBV-Infektion, speziell das Zirrhose- bzw. HCC-Risiko, kritisch diskutiert.

Wir hoffen, dass die Themen Sie ansprechen, und wünschen Ihnen für Ihre tägliche Arbeit in Klinik und Praxis eine anregende und gewinnbringende Lektüre.

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. H. E. Blum

Abteilung Innere Medizin II, Medizinische Universitätsklinik Freiburg

Hugstetter Straße 55

79106 Freiburg

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