Dtsch Med Wochenschr 1982; 107(39): 1465-1470
DOI: 10.1055/s-2008-1070149
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Ventrikelseptumdefekt bei akutem Herzinfarkt: Stellenwert einer frühzeitigen operativen Behandlung

Ventricular septal defect in acute myocardial infarctionH. Lambertz, J. Meyer, P. Schweizer, S. Effert, P. Bardos, B. J. Messmer, R. P. Franke, K.-J. Goerg, P. Herzog, E. Keidl, T. Pop
  • Abteilung Innere Medizin I, Abteilung Herz- und Gefäßchirurgie und Abteilung Pathologie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen sowie I. und II. Medizinische Universitätsklinik Mainz
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Publication Date:
26 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Die Ruptur des Ventrikelseptums ist nach den Herzrhythmusstörungen, dem akuten Pumpversagen und der Ruptur der freien Wand die vierthäufigste Todesursache beim akuten Herzinfarkt. Sie ist gewöhnlich leicht an dem neu auftretenden systolischen Preßstrahl-Geräusch über dem vierten und fünften Interkostalraum links-parasternal zu diagnostizieren. Differentialdiagnostische Schwierigkeiten können gegenüber dem Papillarmuskelabriß in der akuten Infarktphase auftreten. Die Myökardruptur ereignet sich nicht unmittelbar nach dem Beginn des Status anginosus und auch nicht am ersten Krankheitstag, sondern im allgemeinen innerhalb der ersten Krankheitswoche. Durch die Behandlung mit Vasodilatatoren kann nur eine kurzfristige Stabilisierung der Kreislaufverhältnisse erreicht werden, aber man gewinnt Zeit für diagnostische Maßnahmen, meist eine Katheterisation beider Herzhälften mit Koronarangiographie. Die sofortige Operation mit Verschluß des Defektes, unter Umständen mit gleichzeitigem Anlegen eines Venasaphena-Bypass, ist heute als die Therapie der Wahl anzusehen. Von drei Patienten mit dieser Komplikation konnte bei zweien, davon einem im schweren kardiogenen Schock, die Rupturstelle operativ verschlossen werden. Die Schocksymptomatik bildete sich sofort zurück. Der postoperative Verlauf war komplikationslos. Bei dem dritten Patienten wurde wegen des Alters von 77 Jahren und einer allgemeinen Gefäßsklerose eine Operation nicht durchgeführt. Er starb 11 Stunden nach Krankenhausaufnahme im kardiogenen Schock.

Abstract

Ventricular septal rupture is the fourth-common cause of death after cardiac arrhythmia, acute congestive failure and rupture of the cardiac wall in acute myocardial infarction. Generally it can be easily diagnosed by a systolic jet sound in the 4th and 5th intercostal space parasternally on the left side. Differential diagnostic difficulties occur in the acute phase of infarction regarding papillary muscle rupture. Myocardial rupture does not occur immediately after the onset of the pectanginous state and not within the first day of illness, but generally within the first week. Vasodilatory treatment permits only short-term stabilisation of vascular problems, however, time is made available for diagnostic measures, usually catheterisation of both sides of the heart and coronary angiography. Immediate operation and occlusion of the defect, if necessary accompanied by a saphenous vein bypass, is presently considered treatment of choice. Out of three patients with this complication the ruptured site could be occluded surgically in two, one of whom had severe cardiogenic shock. Shock symptoms regressed immediately and the postoperative course was unremarkable. In the third patient no operation was performed due to his age of 77 years and general vascular sclerosis. He died of cardiogenic shock 11 hours after admission to hospital.