Dtsch Med Wochenschr 1984; 109(21): 824-828
DOI: 10.1055/s-2008-1069281
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Anorexia nervosa: Eine katamnestische Analyse

Anorexia nervosa: a catamnestic analysisS. Kolb, O. Bartels
  • Medizinische Klinik mit Poliklinik der Universität Erlangen-Nürnberg (Direktor: Prof. Dr. L. Demling)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
25. März 2008 (online)

Zusammenfassung

25 Patienten mit Anorexia nervosa, darunter 24 Frauen, wurden im Laufe von 10 Jahren beobachtet. Das Krankheitsbild ist charakterisiert durch deutlichen Gewichtsverlust, Amenorrhoe, niedrigen Blutdruck und - frühzeitig - durch Verhaltensstörungen gegenüber Familienmitgliedern und Freunden. Blutarmut, periphere Ödeme und ausgeprägte Muskelschwäche können in fortgeschrittenen Fällen infolge Elektrolytstörungen beobachtet werden. Die Erkrankung beginnt in der Pubertät mit mehr oder weniger rascher Gewichtsabnahme infolge von verminderter Nahrungszufuhr, seltener verursacht durch Erbrechen und Einnahme von Laxantien. Die Patienten neigen dazu, den Zusammenhang zwischen Gewichtsverlust und Nahrungszufuhr zu verleugnen. Eine standardisierte Behandlung gibt es nicht. Die Therapie sollte zunächst vom Psychiater durchgeführt werden. In schweren Fällen kann eine parenterale Ernährung und Behandlung auf einer Intensivstation notwendig werden, vor allem bei Komplikationen wie Infektion, schweren Elektrolyt-Stoffwechselstörungen oder Gerinnungsstörungen. Je früher die Erkrankung diagnostiziert wird, desto besser ist die Prognose. Besteht die manifeste Erkrankung länger als 5 Jahre, ist die Heilungschance bedeutend schlechter.

Abstract

Over a period of 10 years 25 patients, 24 of them females, with anorexia nervosa were observed. The disease is characterized by marked loss of weight, amenorrhoea, low blood pressure and early-onset behavioural disorders towards members of the family and friends. Anaemia, peripheral oedema and pronounced muscular weakness due to electrolyte imbalance may be observed in advanced cases. The disease commences in puberty by more or less obvious loss of weight following reduced food intake, rarely it is caused by vomiting and laxative abuse. Patients tend to deny connections between reduced food intake and loss of weight. There is no standardized treatment. Therapy should be initiated by the psychiatrist. In severe cases parenteral nutrition and intensive care may be required. This is particularly true in complicated cases such as occurrence of infection, serious electrolyte disorders or coagulation defects. The earlier a diagnosis is made the better the prognosis. Manifest disease of more than 5 years' duration decreases the chances for cure considerably.

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