Dtsch Med Wochenschr 1986; 111(42): 1590-1594
DOI: 10.1055/s-2008-1068676
Originalien

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vegetative Hyperthermie: Thermoregulationsstörung oder Variante der Norm?*

Low-grade idiopathic (habitual) fever: disordered temperature regulation or normal variant?G. Winckelmann, G. Maass, H. Schmidt, J. Löhner
  • Deutsche Klinik für Diagnostik, Wiesbaden
* Mit Unterstützung der Gesellschaft zur Förderung der Forschung an der Deutschen Klinik für Diagnostik
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
25. März 2008 (online)

Zusammenfassung

Bei 85 Frauen und 15 Männern, die wegen ungeklärter subfebriler Temperaturen untersucht wurden, ließ sich nach Ausschluß einer organischen Erkrankung die Diagnose einer vegetativen Hyperthermie stellen. Verglichen mit 100 gesunden Probanden fanden sich bei diesen Patienten inadäquate bewegungsabhängige Temperaturerhöhungen mit einer meist ausgeprägten Diskrepanz zwischen den überwiegend über 38,0 °C erhöhten rektalen und den normalen oder nur wenig angehobenen axillären Körpertemperaturen nach körperlicher Bewegung. Weiteres Merkmal war die Unbeeinflußbarkeit der erhöhten Temperatur durch Antipyretika. Fast alle Patienten klagten zugleich über allgemeine Leistungsschwäche sowie häufig über uncharakteristische funktionelle Organbeschwerden und psychische Symptome. Nach unseren Beobachtungen handelt es sich bei der vegetativen Hyperthermie um ein funktionelles Syndrom mit einer harmlosen Fehlsteuerung der Wärmeregulation, an deren Entstehung neben einer besonderen Reaktionsbereitschaft als konstitutioneller Komponente vor allem psychische Faktoren und möglicherweise auch vorausgegangene fieberhafte Infekte als auslösende Momente beteiligt sein können.

Abstract

A diagnosis of low-grade idiopathic fever was made in 85 women and 15 men, examined for subfebrile temperature of unknown origin, after organic disease had been excluded. Compared with 100 healthy control subjects these patients had inadequate movement-dependent temperature elevations with a usually pronounced discrepancy between the rectal temperature, predominantly more than 38 °C, and a normal or only slightly raised axillary temperature recorded after bodily movement. Other characteristics were that the elevated temperature was uninfluenced by antipyretic drugs. Almost all patients initially complained about general lassitude as well as frequently about atypical functional complaints and psychological symptoms. These observations indicate that low-grade fever is a functional syndrome due to a harmless faulty regulation of body temperature. In addition to a special constitutional reactivity, psychological factors and possibly previous febrile infections are likely to be involved as precipitating causes.

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