Dtsch Med Wochenschr 2008; 133: S57
DOI: 10.1055/s-2008-1067320
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Allergologie

AllergologyR. Mösges1
  • 1Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Epidemiologie (IMSIE), Universität zu Köln
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Publication Date:
18 July 2008 (online)

In diesem Supplement stellen Allergologen ein wesentliches Segment der Allergologie vor, von der allergischen Rhinitis, ihren Assoziationen mit infektiösen Erkrankungen der oberen Atemwege, über allergisch wie auch nicht allergisch bedingte Hauterkrankungen wie das Kontaktekzem und die atopische Dermatitis bis hin zu den extremsten Fällen, den Anaphylaxien, an denen jedes Jahr in Deutschland nach Schätzungen etwa 100 – 200 Menschen sterben. Allergie ist eben nicht nur das „Tröpfchen an der Nase”, das der betroffene Allergiker auf jeden Fall leicht überstehen wird. Es ist fraglich, ob Allergien überwiegend per Selbstmedikation behandelt werden können und zur Privatsache der Patienten erklärt werden können, wie uns die Politik dies suggerieren will.

Die Beschäftigung mit den häufigsten Innenraumallergenen in einem Beitrag dieses Supplements zeigt die Art der Exposition, die notwendigen Sanierungsmaßnahmen und auch deren realistisches Ausmaß auf. Was kann einem Patienten mit Hausstaubmilben- oder Katzenhaarallergie tatsächlich an Sanierungsmaßnahmen vorgeschlagen werden? Welche Maßnahmen sind nützlich, welche sinnlos?

In einem weiteren Beitrag geht es um allergisch bedingte Hauterkrankungen, deren Diagnostik und antiallergische Therapie. Dabei werden die allergischen Reaktionstypen erläutert und Zusammenhänge zwischen den Erkrankungen aufgezeigt. Querverbindungen werden in verschiedenen Beiträgen aufgezeigt. Ein Beispiel sind die Innenraumallergene, die sich sowohl in Hauterscheinungen manifestieren als auch Atemwegssymptome auslösen können.

Selbstverständlich nimmt die allergische Rhinokonjunktivitis, ihrer großen Häufigkeit entsprechend, einen breiten Raum ein. Zunächst werden in einem grundlegenden Beitrag die pathophysiologischen Zusammenhänge auf neuestem Stand präsentiert. Dass dies auch praktische Bedeutung für die adäquate Behandlung hat wird rasch deutlich. Und auch die Konsequenzen der allergischen Entzündung für benachbarte anatomische Strukturen, wie z.B. die Nasennebenhöhlen sind evident. Dabei soll in diesem Supplement dem klar ersichtlichen epidemiologischen Zusammenhang zwischen dieser allergischen Erkrankung und der Sinusitis nachgegangen werden, indem Mechanismen vorgestellt werden, die Allergiker für Infektionen der oberen Atemwege prädestinieren. Und es wird gefragt, ob die adäquate Therapie der allergischen Rhinitis z. B. mit Antihistaminika gegenüber der Sinusitis vorbeugend wirken kann.

Anaphylaktische Reaktionen sind das dramatischste Geschehen im Bereich der allergischen Erkrankungen. Wir wollen in diesem Supplement eine aktuelle Übersicht geben: Von der nicht ganz einfachen Definition einer Anaphylaxie über die Epidemiologie der Erkrankungszahlen und der auslösenden Allergene bis zur Akuttherapie. Diese ist in den meisten Fällen zu Hause, am Arbeitsplatz oder in der Schule erforderlich. Wir diskutieren die wichtigsten Fragen im Zusammenhang mit der Verordnung eines Notfallsets und den entscheidenden Punkt der Schulung des gefährdeten Patienten und seiner Umgebung.

Leitlinien sind zu wichtigen Orientierungsmitteln in der Praxis geworden. Daher werden in einer Übersicht die gängigen aktuellen Leitlinien aus dem Bereich der allergischen Erkrankungen kurz vorgestellt. Wir wollen in diesem Supplement auch der Frage nachgehen, ob Leitlinien, deren Empfehlungen nach der Hierarchie der Evidenzen überwiegend auf den Ergebnissen randomisierter, kontrollierter klinischer Studien basieren, in der Praxis auch wirklich beachtet und angewendet werden und dann tatsächlich zu einer besseren Therapie führen. Ist es im Bereich der allergischen Rhinitis wirklich richtig, den vorliegenden Leitlinien zu folgen oder gibt es sogar einfachere Behandlungmöglichkeiten, die unter den Bedingungen der täglichen Praxis erfolgreicher sind?

Das vorliegende Supplement deckt nicht die ganze Allergologie ab. Themen wie allergisches Asthma, Nahrungmittel- und Medikamentenallergie werden darin zwar im Zusammenhang mit den behandelten Themen angesprochen, aber nicht vertieft. Auch die wichtige Thematik der Allergieprävention kommt darin nicht eigenständig vor. Mit der Darstellung einzelner, in der allgemeinärztlichen Praxis häufig auftretenden Krankheiten des allergologischen Formenkreises wollen wir Ihnen einen Einblick in die allergologische Denk- und Vorgehensweise geben. Wir hoffen, Sie, den Leser, mehr als schon bisher in die Lage zu versetzen, die Indikation zu erkennen, in der fachallergologischer Rat für den Patienten von Nutzen ist.

UCB /SCHWARZ PHARMA Deutschland GmbH gebührt unser Dank dafür, die Veröffentlichung uneigennützig unterstützt zu haben.

Prof. Dr. med. Ralph Mösges

Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Epidemiologie (IMSIE)

50924 Köln

Phone: 0221/4783456

Email: Ralph@Moesges.de

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