Notfall & Hausarztmedizin 2008; 34(2): 57
DOI: 10.1055/s-2008-1064950
Editorial

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Publication Date:
10 March 2008 (online)

Am 1. März 2008 begeht Frau Prof. Dr. med. habil. Gisela Charlotte Fischer ihren 70. Geburtstag. Als ich sie anrief, um mich zu erkundigen, ob ein „runder Geburtstag“ anstünde, sagte sie: „Ja, horribile dictu, ich muss es zugeben.“ Nun ist ein Editorial im Allgemeinen keine präferierte Gelegenheit für eine Laudatio. Allerdings ist Frau Prof. Fischer eine besonders außergewöhnliche Frau und Vertreterin des Fachgebiets Allgemeinmedizin.

Nach einem Studium der Medizin und Philosophie an den Universitäten Köln und Freiburg/ Breisgau ließ sie sich als Landärztin in der Region Frankfurt nieder. Nach einer langjährigen Lehr- und Forschungstätigkeit am Institut für Allgemeinmedizin der Universität Frankfurt am Main wurde sie als erste im Fach Allgemeinmedizin habilitierte Frau zur Direktorin des Lehrstuhls und der Abteilung Allgemeinmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover berufen, dem sie von 1989 bis Mitte 2003 vorstand. Seit 1993 vertrat sie dort auch in leitender Funktion das Fach Medizin-Soziologie. Basierend auf ihrer Habilitation, die sich der Versorgung älterer Patienten in der Hausarztpraxis widmete, führte sie zunächst zahlreiche Studien und Drittmittelprojekte durch und begründete damit eine Spitzenstellung der MH Hannover in dem Fachgebiet. Durch ihre Mithilfe habilitierten sich zahlreiche Kollegen, eben auch Landärzte, die sie klug unterstützte. Heute werden drei Abteilungen an renommierten Universitäten – Heidelberg, Frankfurt und Leipzig – von ihren Schülern geleitet. Nach mehrjähriger Mitarbeit in Gremien der WONCA (Internationale Wissenschaftliche Fachgesellschaft für Primärmedizinische Versorgung), zum Beispiel als Präsidentin des WONCA Research Committees sowie im Präsidium und als Vizepräsidentin der DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin) war sie zuletzt acht Jahre Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Dass ihre Tätigkeit dort nicht sehr leicht war, kann man sich nur denken, wenn man die Mitglieder näher kennen gelernt hat.

Warum ist Frau Fischer so außergewöhnlich? Anders als viele heute tätige Repräsentanten des Fachgebiets schlug in ihr immer das Herz einer Hausärztin, die die Gedankenwelt ihrer Patienten kannte und schätzte und immer wusste, was wichtig war für das Fach. Wenn sie in drei süddeutschen Dialekten die Rolle eines Rückenschmerzpatienten gab, hatte sie meist nicht nur die Humoristen, sondern auch immer ihre Kollegen an der Basis auf ihre Seite gebracht. Ihr Tun ist geleitet von einer ungeheuren Wertschätzung des Hausarztes und der Hausärztin, dessen Unverzichtbarkeit – über alle dekadenlangen Verwirrungen der Gesundheits- und Berufspolitik – sie diskret aber zäh verteidigte. Zudem hat sie nach dem Ausscheiden aus dem SVR (Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen) ein wichtiges und sie für die nächsten Jahre sicher auslastendes Forschungsprojekt in Kooperation mehrerer Hochschulen in Hannover gestartet, welches sich im weitesten Sinne mit der Bildungsarbeit für ältere Menschen beschäftigt.

Wir wünschen ihr daher nicht nur ein besonders glückliches Jubiläum, sondern auch viel Erfolg für ihre zweite Karriere.

Prof. Dr. med. Hagen Sandholzer

Leipzig