Rehabilitation (Stuttg) 2008; 47(2): 112-116
DOI: 10.1055/s-2008-1062706
Reha-Recht/Reha-Politik

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mitbestimmung im SGB IX - Auch: zur Zertifizierungspflicht stationärer Reha-Einrichtungen

Decision Making Participation in Book 9 of the German Social Code, SGB IX - Also: On Obligatory Certification of Inpatient Rehab FacilitiesS. Fuhrmann 1 , W. Heine 1 [*]
  • 1Fuhrmann Heine Rechtsanwälte, Berlin
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Publication Date:
28 March 2008 (online)

Vorbemerkung

Die Zertifizierung von Reha-Einrichtungen ist eine Maßnahme des einrichtungsinternen Qualitätsmanagements (QM), also Angelegenheit der Leistungserbringer. Zu seiner Ein- und Durchführung sind spätestens[1] seit dem Inkrafttreten des Neunten Buches Sozialgesetzbuch (SGB IX), mithin seit dem 1.7.2001, alle Rehabilitationseinrichtungen verpflichtet[2]. Doch lag die QM-Zertifizierung durch zugelassene und anerkannte Zertifizierungsgesellschaften bislang im Ermessen der Leistungserbringer - jetzt stehen sie in der Pflicht. Das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz - die Gesundheitsreform 2007[3]- hat allen stationären Rehabilitationseinrichtungen auferlegt, sich zertifizieren zu lassen und dies, anderes ist nicht ersichtlich, auch selber zu bezahlen[4].

Literatur

  • 1 Stähler T, Petri B. Gesundheitsreform 2007 und ihre Rechtsfolgen für die medizinische Rehabilitation - Statement aus Sicht der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR).  Rehabilitation. 2007;  46 ((5)) 310-314
  • 2 Widera T. Interne Qualitätsmanagementsysteme in der medizinischen Rehabilitation.  DRV. 2006;  ((4-5)) 279-299
  • 3 Gerkens K, Schliehe F, Vömel U. (Hrsg). Handbuch Rehabilitation und Vorsorge. 12. Lief. März 2007. St. Augustin: Asgard 2007
  • 4 Fuchs H, Welti F. Leistungserbringungsrecht der Leistungen zur Teilhabe nach dem SGB IX.  Rehabilitation. 2007;  46 ((2)) 111-115
  • 5 Schütte W. Streitschlichtung im kooperativen Sozialstaat. Sozialrechtliche Schiedsstellen in rechtspolitischer Sicht.  Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge. 2005;  85 246-255
  • 6 GEBERA - Gesellschaft für betriebswirtschaftliche Beratung mbH; .Borges P, Hofmann O, Zimolong A. Gutachten zur aktuellen und perspektivischen Situation der Einrichtungen im Bereich der medizinischen Rehabilitation. Düsseldorf: GEBERA 2006
  • 7 Kommentar zum Recht der gesetzlichen Rentenversicherung.  Sozialgesetzbuch, Sechstes Buch - gesetzliche Rentenversicherung, Bd. 3. 54. Ergänzungslieferung. Weinheim: Beltz. 2006; 
  • 8 Wenzel J. Die Bindung des Richters an Gesetz und Recht.  NJW. 2008;  61 ((1)) 345-349
  • 9 Schimmelpfeng-Schütte R. Die Entscheidungsbefugnisse des Gemeinsamen Bundesausschusses.  NZS. 2006;  ((11)) 567-572
  • 10 Schimmelpfeng-Schütte R. Soziale Gerechtigkeit und Gesundheitswesen.  ZRP. 2006;  ((6)) 180-183
  • 11 Maunz T, Dürig G, Herzog R. (Hrsg). Grundgesetz. Loseblatt-Kommentar. 50. Ergänzungslief. 2007. München: C. H. Beck 2007

1 Die Verfasser sind Partner der Rechtsanwaltskanzlei Fuhrmann Heine, Berlin.

2 Vgl. schon § 135a Absatz 2 SGB V in der Fassung des Gesundheitsreformgesetzes 2000 vom 22.12.1999.

3 § 20 Absatz 2 SGB IX.

4 BGBl. I 2007, S. 378 ff.; Gesetzentwurf BT-Drucks. 16/3100 v. 24.10.2007; vgl. dazu [1].

5 §§ 20 Absatz 2 Satz 2 und Absatz 2a, 21 Absatz 3 Satz 2 SGB IX.

6 Vgl. §§ 20 Absatz 1 SGB IX, 135a Absatz 2 Nr. 1 SGB V.

7 § 137d Absatz 1 SGB V in der bis zum 31.3.2007 geltenden Fassung, zusammen mit der Vereinbarung vom 1.4.2004; nunmehr beschränkt sich für die Rehabilitation die Vereinbarung auf die Festlegung der Modalitäten der externen Qualitätssicherung: § 137d Absatz 1 SGB V neue Fassung.

8 § 20 Absatz 2a Satz 1 SGB IX; vgl. [1], S. 313 f.

9 § 20 Absatz 2a Satz 2 SGB IX.

10 Insbesondere durch die Qualitätsnorm DIN EN ISO 9000 ff. sowie die zugehörigen Regelungen zur Durchführung von Audits und Zertifizierungen (DIN EN ISO 190119).

11 Zum Beispiel die Arbeitsgemeinschaft Medizinische Rehabilitation SGB IX (mit ihren Mitgliedern Bundesverband Deutscher Privatkliniken [BDPK], Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe [BUSS], Deutsche Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation [DEGEMED] und Fachverband Sucht [FVS]); die Bundesarbeitsgemeinschaften der Berufsförderungs- oder Berufsbildungswerke.

12 § 21 Absatz 2 Satz 1 SGB IX überlässt den Abschluss solcher Verträge anderenfalls dem bloßen Ermessen der Reha-Träger.

13 §§ 19 Absatz 6 in Verbindung mit 21 Absatz 2 Satz 1 SGB IX.

14 Vgl. Artikel 3, 12 und 14 Grundgesetz.

15 Etwa die Verfahren der DEGEMED und des FVS, des BDPK, des BUSS, KTQ-Reha usw.; ausführlich hierzu Widera [2] sowie [3], Kap. 12.2.3.

16 Vgl. Fuchs u. Welti [4], S. 114: interne und externe Qualitätssicherung können „nur kooperativ durchgesetzt und weiterentwickelt werden”.

17 BT-Drucks. 14/5074.

18 §§ 19 Absatz 6, 21 Absatz 2 Satz 1 SGB IX.

19 Vgl. §§ 9, 17 Absatz 2 SGB IX.

20 Vgl. etwa Referentenentwurf Stand: 26.10.2000.

21 § 13 SGB IX.

22 Vgl. die Stellungnahmen der Betroffenenverbände zur Anhörung vor dem Ausschuss für Arbeit und Sozialordnung des Deutschen Bundestages am 19.2.2001, Ausschussdrucksache 14/1298, Materialien der öffentlichen Anhörung am 19.2.2001; im Übrigen blieb lediglich der Beirat für die Teilhabe behinderter Menschen nach §§ 64 f. SGB IX mit seinen nur „unterstützenden” Funktionen (§ 64 Absatz 1 Satz 1 SGB IX).

23 Vgl. Ausschussdrucksache 14/1298, Materialien der öffentlichen Anhörung am 20.2.2001.

24 §§ 13 Absatz 6 Satz 1, 19 Absatz 1 Satz 3, 20 Absatz 3 Satz 2 SGB IX.

25 Schreiben des Staatssekretärs im Bundesgesundheitsministerium Dr. Klaus Theo Schröder vom 13.11.2007 an die Kassen-Aufsichtsbehörden des Bundes und der Länder, vgl. DEGEMED-Newsletter Nr. 24 (Dezember 2007), S. 4.

26 Vgl. nur §§ 18a Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG), 13 Krankenhausentgeltgesetz (KHEntgG); insgesamt dazu eingehend [5].

27 Vgl. § 17b KHG: Pauschaliertes Entgeltsystem (Diagnosis Related Groups) für die Krankenhäuser oder Einheitlicher Bewertungsmaßstab (EBM) bzw. Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) für die ambulante Akutversorgung.

28 Vgl. nur [6], S. 11 ff.

29 § 108a SGB V.

30 §§ 77 ff. SGB V.

31 § 91 Absatz 2 Satz 1 SGB V.

32 Vgl. §§ 111b Absatz 1, 125, 128, 129 Absatz 2, 131 Absatz 1, 132a, 132d, 134a, 137d, 137f Absatz 3 SGB V; auch § 140f Absatz 1 SGB V: „maßgebliche Organisationen” der PatientInnen und der Selbsthilfe.

33 § 107 Absatz 1 vs. Absatz 2 SGB V.

34 Vgl. Gemeinsame Stellungnahme von BDPK, BUSS, FVS und DEGEMED zum Gesetzentwurf des GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes für die öffentliche Anhörung des Ausschusses für Gesundheit am 6.11.2006, S. 3 f.

35 § 40 Absatz 1 i. V. m. Absatz 2 SGB V.

36 Vgl. Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses vom 10.5.2007.

37 Vgl. § 137f Absatz 3 Satz 2 SGB V.

38 Mit § 140 g Absatz 1 SGB V.

39 Vgl. BVerfGE 83, S. 74.

40 Vgl. etwa §§ 108a Absatz 2 i. V. m. 132a Absatz 1 Satz 2 SGB V.

41 § 20 Absatz 2a Satz 1 SGB V.

42 Dazu ausführlich DRV-Komm., Vorb. 1ff. vor § 125 SGB VI.

43 Vgl. nur die teilweise überaus unterschiedliche Kommentierung zu Reichweite und Inhalt des DRV-Bund-Aufgabenkataloges von § 138 SGB VI und von § 125 SGB VI im „Hauskommentar”[11] der DRV einerseits, im „Hauskommentar” des BMAS Hauck/Haines andererseits; in Betracht käme hier allenfalls § 138 Absatz 1 Nr. 4 lit. a.: „Klärung von grundsätzlichen Fachfragen zur Sicherung der einheitlichen Rechtsanwendung aus den Bereichen Rehabilitation und Teilhabe”, doch bezieht sich „einheitliche Rechtsanwendung” hier auf den Binnenbereich der DRV; auch § 125 Absatz 2 Satz 2 SGB VI „Wahrnehmung der gemeinsamen Angelegenheiten der Träger der Rentenversicherung” hilft hier nicht weiter, weil es im vorliegenden Fall um die Wahrnehmung gemeinsamer trägerübergreifender Angelegenheiten geht.

44 Änderungsnotwendigkeit nicht nur bei § 6 Absatz 1 Nr. 4, sondern beispielsweise auch bei § 13 Absatz 4 SGB IX, wo ebenfalls noch immer von „Spitzenverbänden” der Sozialversicherungsträger die Rede ist.

45 Der in § 6 Absatz 1 Nr. 2 SGB IX bezeichnete und von § 20 Absatz 2a Satz 1 SGB IX darum ausgeklammerte Reha-Träger.

46 § 20 Absatz 2 Satz 2 SGB IX.

47 Die Gesetzesbegründung spricht von „einem einheitlichen” Zertifizierungsverfahren sowie von „allen stationären Einrichtungen” (BT-Drucks. 16/3100, S. 523).

48 § 6 Absatz 1 Nr. 4 SGB IX.

49 § 6 Absatz 1 Nr. 3 SGB IX.

50 Vgl. §§ 15 und 16 SGB VI und §§ 27 Absatz 1 Nr. 7, 35 SGB IX.

51 § 21 Absatz 3 Satz 2 i. V. m. Satz 1 SGB IX.

52 § 40 Absatz 2 Satz 1 i. V. m. Satz 2 SGB V.

53 Zum Beispiel mit dem QM-Verfahren der DEGEMED, das ambulante Reha-Einrichtungen durch auf sie angepasste Regelungen mit einbezieht.

54 Zu den Auslegungskonsequenzen ausführlich [8] (dort S. 346 f. zur objektiven Auslegungsmethode des Bundesverfassungsgerichts).

55 Vgl. §§ 21 Absatz 3 Satz 1 i. V. m. 19 Absätze 1 und 4 SGB IX.

56 Vgl. § 17b Absatz 1 Satz 5 KHG i. V. m. § 137 SGB V, §§ 5 Absatz 1, 7 Absatz 1 Nr. 7, 8 Absatz 4, 9 Absatz 1 Satz 1 Nr. 3 KHEntgG, § 17b Absatz 1 KHG i. V. m. § 7 Absatz 1 Satz 2 Nr. 1 Bundespflegesatzverordnung.

57 Vgl. BVerfGE 83, S. 74 f.; 107, S. 89 ff.

58 Sogar hierzu einschränkend BVerfGE 33, S. 125 ff. (zum grundrechtlich reduzierten Setzungszweck von Satzungen).

59 BVerfGE 107, S. 59 (2. und 3. Leitsatz).

60 Vgl. BVerfGE 33, S. 158 ff.

61 BVerfGE 107, S. 59 (3. Leitsatz).

62 § 40 Absatz 2 Satz 1 i. V. m. Satz 2 SGB V.

63 Vgl. §§ 136a bis 137 SGB V.

64 Eingehend dazu mit weiteren Nachweisen [9], S. 567 f.

65 BVerfGE 115, S. 25 ff. (sog. „Nikolaus-Beschluss”).

66 Vgl. § 91 Absätze 2 ff. SGB V.

67 Vgl. nur Papier in [11], Rdnr. 30 zu Art. 14.

68 § 12 Absatz 2 Satz 1 SGB IX.

69 §§ 64 f. SGB IX.

70 § 19 Absatz 6 SGB IX.

71 Der BAR als einer Arbeitsgemeinschaft von Reha-Trägern und ihrer Verbände im Sinne des § 12 Absatz 2 SGB IX.

Korrespondenzadresse

Dr. Wolfgang Heine

Rechtsanwaltskanzlei Dr. Stefan Fuhrmann Dr. Wolfgang Heine

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