Klin Monbl Augenheilkd 1994; 205(8): 86-92
DOI: 10.1055/s-2008-1045497
© 1994 F. Enke Verlag Stuttgart

Intraokulare Komplikationen nach schweren Verätzungen - Häufigkeit und chirurgische Behandlung

Intraocular Complications Following Severe Eye Burns. Frequency and ManagementRalf Kuckelkorn, Alexander Kottek, Martin Reim
  • Augenklinik der RWTH Aachen (Direktor: Prof. Dr. M. Reim)
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Manuskript erstmalig eingereicht am 08. 06. 94

in der vorliegenden Form angenommen am 13. 6. 94

Publication Date:
08 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Die Prognose von schweren Verätzungen der Augen wird durch die Fläche der zerstörten Bindehaut und den Grad der Schädigung der Kornea bestimmt. Darüberhinaus beeinflußt auch die Tiefe der Schädigung nicht unwesentlich den Heilungsverlauf und die Behandlungsplanung.

Patienten und Methode Die Krankengeschichten von 66 Patienten (n = 90 Augen) mit schwersten Laugen- oder Säureverätzungen im Zeitraum von Januar 1985 bis Dezember 1993 wurden hinsichtlich des Auftretens von primären oder sekundären intraokularen Veränderungen ausgewertet.

Ergebnisse 62 (68,9%) Augen wiesen eine Verätzung des gesamten vorderen Segmentes auf, 28 (31,1%) Augen eine Verätzung vornehmlich der Kornea. In der frühen Phase nach der Verätzung konnten bei 23 (25,6%) Augen eine primäre Linsentrübung und bei 14 (15,6%) Augen ein frühes Glaukom beobachtet werden. Im Krankheitsverlauf entwickelte sich bei weiteren 41 (45,6%) Augen eine sekundäre Katarakt und bei 20 (22,2%) Augen ein spätes Sekundärglaukom. Bei 7 (7,8%) Augen trat eine Aphakieamotio auf.

Bei 18 Augen wurde in den ersten 3 Monaten nach der Verätzung eine Tenonplastik mit einer Keratoplastik und Kataraktextraktion kombiniert. 12 Augen wurden ein Jahr nach der Verätzung oder später mit einer Kataraktextraktion und einer perforierenden Keratoplastik versorgt, in den übrigen Fällen wurde ein zweizeitiges Vorgehen gewählt. Bei 8 Patienten wurden Intraokularlinsen eingesetzt. Bei 15 (16,6%) mußte eine chirurgische Drucksenkung mit einer Goniotrepanation oder einem Drainagesystem vorgenommen werden.

Insgesamt wurden 55 Augen mit einer Keratoplastik versorgt, 35 (63,6%) Transplantate trübten ein. Bei einem Drittel der Patienten konnte ein Visus von 0,1 oder besser erreicht werden.

Schlußfolgerung Nach schweren Verätzungen ist in einem hohen Prozentsatz mit intraokularen Komplikationen zu rechnen. Die chirurgische Versorgung solcher Augen unterscheidet sich wesentlich von Standardoperationen. Grundsätzlich sollte frühzeitig eine Sanierung der Vorderkammer angestrebt werden und sämtliches devitalisiertes Gewebe entfernt werden. Perforierende Keratoplastiken und Linsen-Extraktionen sollten in aller Regel einzeitig durchgeführt werden. Die Implantation einer Intraokularlinse muß sorgfältig erwogen werden.

Summary

Background The prognosis of severe eye burns is determined by the area of the injured conjunctiva and the damage of the cornea. Furthermore the extension of damage to intraocular structures influences the clinical course and the surgical management.

Patients The clinical course of 66 patients with 90 severely burnt eyes in the time from January 1985 to December 1993 were examined with special regard to primary and secondary intraocular complications.

Results In 62 (68.9%) eyes, the whole anterior eye segment was burnt, while in 28 (31.1%) eyes the damage was limited to the cornea and limbus. A cataract occurred in 23 (25.6%) eyes short time after the burn and an early secondary glaucoma in 14 (15.6%) eyes. In the further clinical course, 41 (45.6%) eyes developed a secondary cataract and 20 (22.2%) eyes a late secondary glaucoma. Within 3 months after the burn, 18 eyes were treated with a Tenon plasty, a penetrating keratoplasty and a cataract extraction. In 12 eyes a cataract extraction was combined with a penetrating keratoplasty more than one year after the injury. In the other cases cataract extraction and keratoplasty were performed in seperate operations. In 8 eyes intraocular lenses were implanted. In 15 (16.6%) eyes secondary glaucoma had to be treated by trabeculectomy or by the implantation of a von Denffer implant. Penetrating keratoplasty was performed in 55 eyes, 35 of them were unsuccessful] as a consequence of graft rejection or increasing vascularisation. One third of the patients achieved a long-term visual acuity of 0.1 and more.

Conclusion After severe burn a high rate of intraocular complications has to be expected. The surgical management of such eyes differs from standard procedures. Principally, all devitalized tissue of the anterior chamber like fibrinous and retrocorneal membranes should be excised in an early stage after the burn. Penetrating keratoplasties and extraction of the cataractous lens should be performed in a combined procedure. The implantation of an intraocular lens is limited to a few special cases.