Laryngorhinootologie 1995; 74(6): 371-374
DOI: 10.1055/s-2007-997760
BERUFSKRANKHEIT

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Asbeststaubverursachtes Larynxkarzinom - eine neue Berufskrankheit?

Derzeitige wissenschaftliche Erkenntnisse und sozialrechtliche Vorgaben*Asbestos-related Laryngeal Carcinoma - a New Occupational Disease? Available Scientific Evidence and Applicable Health RegulationsTh. Kraus1 , H. Heinritz2 , H. J. Raithel1 , F. Waldfahrer2 , H. Iro2 , G. Lehnert1
  • 1Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin (Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h. c. G. Lehnert)
  • 2Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenkranke (Direktor: Prof. Dr. med. M. E. Wigand) der Universität Erlangen-Nürnberg
* Nach einem Vortrag auf der 78. Versammlung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte am 23.-24. September 1994 in Ulm.
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Publication History

Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Nach der aktuellen Berufskrankheitenverordnung können in der Bundesrepublik Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen Lungenkrebserkrankungen und maligne Mesotheliome des Rippen- und Bauchfells sowie des Perikards als asbeststaubverursachte Malignome i.S. einer Berufskrankheit anerkannt und entschädigt werden. In den letzten Jahren wird teilweise kontrovers diskutiert, ob auch Larynxkarzinome durch eine berufliche Asbeststaubinhalation verursacht sein können und daraus evtl. eine Aufnahme in die Berufskrankheitenliste resultieren muß. Vor dem Hintergrund der geltenden sozialrechtlichen Vorgaben kann bei kritischer Wertung der wissenschaftlichen Erkenntnisse die Aufnahme asbeststaubverursachter Larynxkarzinome in die Liste der Berufskrankheiten derzeit nicht empfohlen werden. Derzeit werden interdisziplinäre Studien zu dieser Thematik durchgeführt, so dass zukünftig möglicherweise weiterführende Erkenntnisse zur Kausalzusammenhangsfrage abgeleitet werden können.

Summary

According to the current regulations pertaining to occupational diseases lung cancer and mesothelioma can be compensated as asbestos-related malignomas under certain circumstances. For several years there has been controversial discussion as to whether laryngeal carcinomas can also be caused by occupational asbestos exposure and should therefore be added to the list of occupational diseases. Critical evaluation of the available scientific knowledge with the scope of currently applicable regulations does not warrant adding asbestos-related laryngeal carcinomas to the list of occupational diseases at present. Further investigations are urgently necessary and may possibly bring new insights.

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