Krankenhaushygiene up2date 2008; 3(1): 61-72
DOI: 10.1055/s-2007-995458
Antibiotikaanwendung

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das SARI-Projekt

Elisabeth  Meyer, Frank  Schwab
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Publication Date:
18 February 2008 (online)

Kernaussagen

Vergleichsdaten. Mit SARI ist es gelungen ein Surveillance-System für ITS aufzubauen, das aktuelle und allgemein zugängliche Vergleichsdaten liefert.

Anders als bei Surveillancesystemen für nosokomiale Infektionen, bei denen der wünschenswerte Surveillance-Erfolg, nämlich weniger nosokomiale Infektionen, klar definiert werden kann, verhält es sich bei der Erfassung des Antibiotikaverbrauchs ungleich schwieriger:

Quantität kein Maß für Qualität. Verbrauchsdaten als quantitative Daten sagen per se nichts über die Qualität der Antibiotikaverordnung aus. Ein hoher Verbrauch kann durchaus adäquat sein. Die Beurteilung der eigenen Daten mit den Vergleichsdaten aller anderen ITS kann also vernünftigerweise nur auf Station vorgenommen werden.

Eine Senkung bzw. ein Nicht-Ansteigen der Resistenzen ist natürlich wünschenswert. Allerdings wird die Resistenzsituation nicht nur durch das Antibiotika- und Hygienemanagement der ITS beeinflusst. Gerade am Beispiel der ESBL produzierenden E. coli ist zu sehen, dass sich europaweit die Situation und die Epidemiologie verändert hat - vor allem dahingehend, dass viele ESBL ins Krankenhaus und damit auch auf ITS bereits mitgebracht werden [7] [8].

Beurteilung stationsbasiert. Erfolge von SARI können von daher nur stationsbasiert dargestellt werden.

Einen relativ großen Einfluss auf den Antibiotikaverbrauch haben eine Verkürzung der Therapiedauer (z. B. bei Pneumonie) oder Umstellung der Prophylaxe (von unnötiger Mehrfachgabe auf single shot) [13].

Verbesserungspotenzial. Die große Heterogenität des Einsatzes von Antibiotika auf SARI-ITS in Deutschland ist teilweise durch unterschiedliche Patienten mit unterschiedlichen Infektionen herzuleiten. Das Ausmaß der Unterschiede in der Antibiotika-Anwendung scheint diese Diversität jedoch zu übersteigen; dies bedeutet für die Praxis, dass die Beschäftigung mit dem Thema, wie Antibiotika auf der eigenen ITS adäquat eingesetzt werden können, für viele ITS ein großes Verbesserungspotenzial birgt - mit Auswirkung auf Kosten und möglicherweise auch auf die Resistenzsituation.

Bisherige Ergebnisse. SARI liefert Vergleichszahlen für Deutschland bezüglich des mittleren AB-Verbrauchs (1,1 DDD/Patient/Intensivtag), die Daten sind sehr heterogen.

Es folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse:

  • gepoolte Daten geben Aufschluss über Antibiotikaverbrauch und Resistenzsituation in Deutschland

  • lokale Resistenzsituation selbst innerhalb eines Krankenhauses unterschiedlich

  • Feedback der Daten wichtig für Interventionen auf einzelnen ITS

  • dramatischer Anstieg bei ESBL E. coli (ca. 400 % seit 2001)

  • Anstieg bei VRE faecium v. a. 2004/2006, regionale Häufung

  • kein eindeutiger Trend bei MRSA

  • kein eindeutiger Trend bei Carbapenem resistenten P. aeruginosa

Literatur

  • 1 World Health Organisation .WHO Global Strategy for Containment of Antimicrobial Resistance. 2001
  • 2 Hanberger H, Burman L G, Cars O. et al . Low antibiotic resistance rates in Staphylococcus aureus, Escherichia coli and Klebsiella spp but not in Enterobacter spp and Pseudomonas aeruginosa: a prospective observational study in 14 Swedish ICUs over a 5-year period.  Acta Anaesthesiol Scand. 2007;  51 937-941
  • 3 NNIS System . National Nosocomial Infections Surveillance (NNIS) System Report, data summary from January 1992 through June 2004.  Am J Infect Control. 2004;  32 470-485
  • 4 Paterson D L. „Collateral damage” from cephalosporin or quinolone antibiotic therapy.  Clin Infect Dis. 2004;  38 Suppl 4 341-345
  • 5 Robert Koch Institut . Zum Auftreten und zur Verbreitung glycopeptidresistenter Enterokokken.  Epid Bull. 2005;  17 1-7
  • 6 Meyer E, Schwab F, Jonas D, Ruden H, Gastmeier P, Daschner F D. Temporal changes in bacterial resistance in German intensive care units, 2001 - 2003: data from the SARI (surveillance of antimicrobial use and antimicrobial resistance in intensive care units) project.  J Hosp Infect. 2005;  60 348-352
  • 7 Livermore D M, Canton R, Gniadkowski M. et al . CTX-M: changing the face of ESBLs in Europe.  J Antimicrob Chemother. 2007;  1959 165-174
  • 8 Rodriguez-Bano J, Navarro M D, Romero L. et al . Epidemiology and clinical features of infections caused by extended-spectrum beta-lactamase-producing Escherichia coli in nonhospitalized patients.  J Clin Microbiol. 2004;  1942 1089-1094
  • 9 Malhotra-Kumar S, Lammens C, Coenen S, Van HK , Goossens H. Effect of azithromycin and clarithromycin therapy on pharyngeal carriage of macrolide-resistant streptococci in healthy volunteers: a randomised, double-blind, placebo-controlled study.  Lancet. 2007;  369 482-490
  • 10 Charbonneau P, Parienti J J, Thibon P. et al . Fluoroquinolone use and methicillin-resistant Staphylococcus aureus isolation rates in hospitalized patients: a quasi experimental study.  Clin Infect Dis. 2006;  42 778-784
  • 11 Lepper P M, Grusa E, Reichl H, Hogel J, Trautmann M. Consumption of imipenem correlates with beta-lactam resistance in Pseudomonas aeruginosa.  Antimicrob Agents Chemother. 2002;  46 2920-2925
  • 12 Meyer E, Schwab F, Gastmeier P, Rueden H, Daschner F D. Surveillance of Antimicrobial Use and Antimicrobial Resistance in German Intensive Care Units (SARI): A Summary of the Data from 2001 through 2004.  Infection. 2006;  1934 303-309
  • 13 Meyer E, Buttler J, Schneider C. et al . Modified guidelines impact on antibiotic use and costs: duration of treatment for pneumonia in a neurosurgical ICU is reduced.  J Antimicrob Chemother. 2007;  60 619-624

Dr. med. Elisabeth Meyer

Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene

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