Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1997; 32(4): 234-239
DOI: 10.1055/s-2007-995043
Originalia

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Auswirkungen verschiedener Ernährungsregime bei polytraumatisierten Patienten auf septische Komplikationen und Immunparameter

Effects of Different Feeding Regimes on Septic Complications and Immune Parameters in Polytraumatised PatientsJ. M. Engel, T. Menges, G. Neuhäuser, B. Schaefer, C. Hempelmann
  • Abteilung Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin Justus-Liebig-Universität Gießen
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Publication Date:
22 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Ziel der Studie: Gegenstand dieser Untersuchung war es, bei polytraumatisierten Patienten unter früher enteraler oder totaler parenteraler Ernährung die Inzidenz an septischen Komplikationen, die immunologischen Veränderungen am Beispiel der Lymphozytensubpopulationen und die Auswirkungen auf metabolische Parameter zu beobachten. Weiter verglichen wir, ob es Unterschiede gab zwischen einer mit Arginin, Omega-3-Fettsäuren, Nukleotid und Selen supplementierten Diät und einer enteralen Standarddiät. Methodik: 30 polytraumatisierte Patienten mit einem „Acute Physiology and Chronic Health Evaluation II (APACHE II) - Score” größer als 10 Punkte, die mindestens 7 Tage künstlich ernährt werden mußten, wurden randomisiert einer „Supplementierten-Enteralen” - (Gruppe 1), einer „Enteralen” - (Gruppe 2) oder einer „Parenteralen”-Gruppe (Gruppe 3) zugeteilt. In den ersten beiden Gruppen wurden die Patienten frühzeitig enteral ernährt. Die Patienten der Gruppe 3 wurden isokalorisch und isonitrogen zur Gruppe 2 total parenteral ernährt. Leukozyten, Lymphozyten, die CD3+-, CD4+-, CD3+HLA-DR+-, CD8+-, CD19+-Lymphozyten, und Natürlichen Killer-Zellen (CD56+) sowie metabolische Parameter wurden an den Tagen 1, 3, 5, 7 bestimmt. Ergebnisse: Septische Komplikationen ergaben sich in 2 Fällen in der Gruppe 1, in 1 Fall in der Gruppe 2 und in 4 Fällen in der Gruppe 3. Ab dem 7. Tag waren die Gesamtlymphozytenzahlen in den enteral ernährten Gruppen mit 1420/μl (Gruppe 1) und 1620/μl (Gruppe 2) höher als in Gruppe 3 (1044/μl). Ebenso waren die T-Lymphozyten (CD3+) ab diesem Zeitpunkt höher in Gruppe 1 (1107/μl) und Gruppe 2 (1014/μl ) gegenüber Gruppe 3 (770/μl). Die CD4+-Zellen stiegen ab dem 7. Tag auf 746/μl in Gruppe 1, 719/μl in Gruppe 2 und 570/ui in Gruppe 3. Keine eindeutigen Unterschiede waren bei den CD3+HLA-DR+-Zellen, den T8-Suppressor-Zellen (CD8+), den B-Zellen (CD19+) und den Natürlichen Killer-Zellen (CD56+) im Verlauf zwischen den 3 Gruppen zu sehen. Schlußfolgerung: Die frühe enterale Ernährung scheint eine frühere Stabilisierung der posttraumatischen Immunsuppression zu bewirken. Dies ist unter anderem gekennzeichnet durch die Konsolidierung der Gesamtlymphozytenzahl, sowie im Bereich der Subpopulationen durch die der T-Lymphozyten und der T-Helfer-(CD4+)-Zellen. Dies könnte das immunologische Korrelat zu der Anzahl an septischen Komplikationen in den enteral ernährten Gruppen darstellen. Deshalb sollte, wenn möglich, beim polytraumatisierten Patienten die frühe enterale Ernährung der parenteralen vorgezogen werden. Die Ernährungsform hat in der Initialphase beim Polytraumatisierten größeres Gewicht auf das Immunsystem als die Ernährungsinhalte. So erbrachte die enterale Immunonutrition in dieser Form keine Vorteile gegenüber einer enteralen Standardkost.

Summary

Objective: The aim of this study was to investigate the incidence of septic complications, the immunological changes by the course of lymphocyte subsets and metabolic parameters on polytraumatised patients when given nutritional support in form of early enteral and total parenteral nutrition. Furthermore, we looked for differences between a standard enteral diet and a diet supplemented with arginine, omega-3-fatty acids, nucleotide, and selenium. Methods: 30 polytraumatised patients with an Acute Physiology and Chronic Health Evaluation II (APACHE II) - Score > 10 points, who received nutritional support for a minimum of 7 days, were randomised to a „supplemented enteral group” (group 1), an „enteral standard group” (group 2), or a „parenteral group” (group 3). In the first both groups there were early enteral feeding. The patients of group 3 were fed isonitrogenous and isocaloric to group 2. Leucocytes, lymphocytes, CD3+-, CD4+-, CD3+HLA-DR+-, CD8+-, CD19+-subsets, natural killer-cells (CD56+) and metabolic parameters were measured on days 1, 3, 5, 7. Results: Septic complications occurred in 2 patients in group 1, in 1 patient in group 2 and in 4 patients in group 3. The total number of lymphocytes had an increase on day 7 in group 1 (1420/μl ) and group 2 (1620/μl and were higher compared with group 3 (1044/μl ). On day 7 T-cells (CD3+) were 1107/μl in group 1, 1014/μl in group 2 and 770/μl in group 3.T-helper-cells (CD4+) rose on day 7 higher in the enteral fed groups (group 1:746/μl, group 2:719/μl) than in group 3 (570/μl). No significant differences between the groups were seen by CD3+HLA-DR+-cells, T-suppressor-cells (CD8+), B-cells (CD19+) and natural killer-cells (CD56). Conclusion: Early enteral nutrition seems to stabilise the immunosuppression of polytraumatised patients in an earlier phase. There is a consolidation of the lymphocyte counts, and of T(CD3+)- and T-helper-cells (CD4+). This could be the immunological correlate for the number of septic complications in the enteral fed groups. Therefore polytraumatised patients should be fed rather early enteral than parenteral when possible. In the initial phase after the trauma the way of nutritional support has more importance on the immune system as nutritional contents. So, in this form of studying, there is no advantage of immunonutrition.

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