Sportverletz Sportschaden 1996; 10(3): 48-54
DOI: 10.1055/s-2007-993398
ORIGINALARBEIT

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Biomechanik der Bänder des instabilen Sprunggelenks

Biomechanics of Ligaments in Ankle InstabilityB. Hintermann
  • Orthopädische Universitätsklinik Kantonsspital, Basel (Vorsteher: Prof. Dr. W. Dick)
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Publication Date:
12 January 2008 (online)

Zusammenfassung:

Bänder können durch eine sukzessive Belastung so weit gedehnt werden, bis es zur akuten Ruptur kommt. Im Falle der Sprunggelenksbänder kommt es im Rahmen des natürlichen Heilverlaufes zu einer sukzessiven Vernarbung. Die Reißfestigkeit sechs Wochen nach der Verletzung liegt bei 60 bis 70 % der normalen Bandstärke. Obwohl die primäre Stabilität nach operativer Bandnaht höher ist, ist die Stärke des geheilten Bandes nach einem Jahr gleich, unabhängig davon, ob es primär genäht wurde oder nicht. Den einzelnen Sprunggelenksbändern kommen verschiedene Funktionen in der Stabilisierung des Rückfußes zu. Dabei wirken sie nicht nur einem pathologischen Auseinanderweichen der Gelenkflächen (laterale Aufklappbarkeit) entgegen, sondern schränken auch die Rotationsbeweglichkeit des Talus in der Malleolengabel wirksam ein. Dies trifft namentlich für das Ligamentum fibulotalare anterior zu. Die Insuffizienz dieses Bandes führt nachhaltig zur funktionellen Entkoppelung der Tibia vom fuß im Sinne einer erhöhten Tibiaaußenrotation. Dieses Rotationskonzept dürfte eine Erklärung dafür liefern, daß eine symptomatische Instabilität auch dann vorliegen kann, wenn in der radiologischen Streßprüfung keine signifikante Aufklappbarkeit nachgewiesen werden kann. Für den Kliniker ist es deshalb wichtig, Verletzungen der Sprunggelenksbänder nicht nur hinsichtlich Stabilitätsverlust zu werten, sondern auch die daraus entstehende Veränderung der Rückfußmechanik zu berücksichtigen. Insbesondere gilt dies für jeden operativen Stabilisierungsversuch der Sprunggelenke. Unphysiologische Tenodesenoperationen sind aus diesen Gründen strikt abzulehnen.

Abstract

Ligament rupture occurs at the maximum breaking load. During ligament healing, contraction and remodeling of the scar is sufficiently advanced at 6 weeks to reach 60 to 70 % of the initial strength. There is evidence of an early improvement in biomechanical properties of repaired ligaments. This advantage, however, may not be sustained as, after one year, sutured and unsutured ligaments have nearly equal length when measured at rest and comparable failure strength when subjected to exercise. Each of the ankle ligaments has a role in stabilizing the ankle and/or subtalar joint. Beside of maintaining lateral ankle stability, the lateral ankle ligaments have been shown to play a significant role in providing rotational ankle stability. This is especially true for the anterior talofibular ligament. A loss of this ligament does allow for an increase in foot inversion and external rotation of the leg to occur, without any tilting of the talus or subtalar gapping. It is this increase in foot inversion which may lead to a symptomatic instability. When treating ankle instability, it is therefore important for the clinician to take the alteration of hindfoot biomechanics into consideration. This is especially the case for any surgical repair of injured ankle ligaments. Unphysiological tenodesis procedures should be avoided.