Dtsch Med Wochenschr 2007; 132(50): 2714
DOI: 10.1055/s-2007-993125
Korrespondenz | Correspondence
Frage aus der Praxis
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Periinterventionelle Antibiotikatherapie bei PEG-Anlage?

J. Teichmann, J. F. Riemann
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Publication Date:
05 December 2007 (online)

Die Literatur zur periinterventionellen Gabe von Antibiotika bei PEG-Anlage ist sehr unübersichtlich. Viele Autoren geben keine Antibiose, andere empfehlen Gramaxin, Rocephin, Clafuran u. a. als Einmalgabe 60 - 30 Minuten vor dem Eingriff. Einige geben nur Risikopatienten Antibiotika (Diabetes, leichte Vitien). Was ist der State of the art 2007?

Zu den Komplikationen der perkutanen Gastroenterostomie zählen lokale Wundinfektionen. Die diesbezüglichen Angaben in der Literatur variieren beträchtlich, da zum einen unterschiedliche Auffassungen und Definitionen der Diagnose Wundinfektion einschließlich eines reproduzierbaren und standardisierenden Verfahrens bestehen, zum anderen auch in großen Studien nie sicher die lokale Wundinfektionsrate von der systemischen Grunderkrankung abgegrenzt wurde. Ein von Jain et al [1] entwickelter Score zur Beurteilung der peristomalen Hautreaktionen hat sich nur bedingt durchgesetzt.

Hatten sich vor 10 Jahren mit Ausnahme der Britischen Gesellschaft für Gastroenterologie (erst seit 2001) alle gastroenterologischen Fachgesellschaften einer prophylaktischen Antibiotikagabe vor PEG-Anlage angeschlossen, die jedoch wiederum in der Auswahl des Antibiotikums differierte, führen aktuell mikrobiologische Analysen aus Abstrichen peristomaler Wundinfektionen mit einer Zuname von Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus zu einer erneuten Diskussion über die periinterventionelle Übertherapie mit Antibiotika [2]. Die überwiegende Zahl der Patienten steht bereits unter einer Antibiotika-Therapie[3].

Die gültigen Richtlinien und Empfehlungen der DGVS beinhalten keine Empfehlungen für den Routinegebrauch von Antibiotika. Sie gehen konform mit den ESPEN-Guidelines [4].

Eine aktuelle Metaanalyse aus dem Cochrane Central Register of Controlled Trials belegt unter Berücksichtigung von 10 vergleichbaren prospektiven Studien und 1100 Patienten mit periinterventioneller Antibiotikagabe vor PEG-Anlage den Nutzen einer solchen Therapie bei einer signifikanten Reduktion der Inzidenz von peristomalen Infektionen [5].

Angesichts dieser vielfältigen und widersprüchlichen Empfehlungen zur periinterventionellen Antibiotikagabe bleibt die ärztliche Pflicht zur umfassenden Aufklärung, korrekten endoskopischen Anlagetechnik sowie standardisierten postinterventionellen Versorgung der Patienten.

Da der größte Teil der Patienten bereits unabhängig von einer PEG-Anlage unter einer Antibiotikatherapie steht, reduziert sich so die Frage nach einer Prophylaxe auf das bestehende Risikoprofil des Patienten und sollte daher die Gabe eines Antibiotikums im Interesse des Patienten begründen.

Literatur

  • 1 Jain N K, Karson D E, Schroeder K W. et al . Antibiotic prophylaxis for percutaneous endoscopic gastrostomy. A prospective, randomized, double-blind clinical trial.  Ann Intern Med. 1987;  107 824-828
  • 2 Chaudhary K A, Smith O J, Cuddy P J. et al . PEG site infections: the emergence of methicillin resistant Staphylococcus aureus as a major pathogen.  Am J Gastroenterol. 2002;  97 1713-1716
  • 3 Dormann A, Stehle P, Radziwill R. et al . DGEM-Leitlinie Enterale Ernährung: Grundlagen.  Aktuel Ernähr Med. 2003;  28 S1 26-35
  • 4 Löser C, Aschl G, Hèbuterne X. et al . ESPEN guidelines on artificial enteral nutrition - percutaneous endoscopic gastrostomy (PEG).  Clin Nutr. 2005;  24 848-861
  • 5 Lipp A, Lusardi G. Systemic antimicrobial prophylaxis for percutaneous endoscopic gastrostomy.  Cochrane Database Syst Rev. 2006;  (4) , CD005571

PD Dr. med. Joachim Teichmann
Prof. Dr. med. J. F. Riemann

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