Aktuelle Neurologie 2008; 35(3): 107
DOI: 10.1055/s-2007-986401
Editorial

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Die deutsche Neurologie ist besser als ihr Ruf

German Neurology has High ReputationH.-C. Diener1
  • 1Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Essen
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Publication Date:
28 March 2008 (online)

Mit gebetsmühlenartiger Regelmäßigkeit wird in Deutschland über eine mangelnde Unterstützung von Forschungstätigkeit in den klinischen Fächern geklagt. Dies mag im Vergleich mit den Vereinigten Staaten pro forschenden Kopf durchaus der Fall sein, wobei aber die Forschungsausgaben anteilmäßig in anderen europäischen Ländern in der Regel sogar geringer sind als in Deutschland. Am Ende des Tages zählt aber, was mit den eingesetzten Forschungsmitteln passiert. Ausdruck dessen sind Publikationen und innerhalb der Publikationen die Impactfaktoren oder der seit einiger Zeit auf Autoren bezogene Hirsch-Index (h-Index). Der h-Index ist ein bibliometrisches Maß, das auf Zitation der Publikation eines Autors basiert. Je höher er ist, umso mehr Veröffentlichungen hat der Autor, die auch jeweils entsprechend zititert werden. Um zu sehen, wo wir in der deutschen Neurologie stehen, habe ich für einige häufige neurologische Krankheitsbilder die entsprechenden Stichworte in Web of Science (http://apps.isiknowledge.com) eingegeben und gesucht, an welchem Rangplatz der Peer-reviewten Publikationen sich deutsche Neurologen befinden. Diese Aufstellung ist weit davon entfernt vollständig zu sein und ist rein willkürlich.

Tab. 1 Rangplatz von Zitierungen deutschsprachiger Autoren unter den Top 10 Autoren weltweit in Peer-reviewten Publikationen Stichwort in Web of Science Rangplätze Epilepsy 1 9 10 Glioblastoma 1 - - Acute stroke 1 10 - Restless legs 1 5 7, 10 Vertigo 2 3 5, 7 Stroke prevention 2 3 5, 7 Polyneuritis 3 5 6 Headache 3 9 - Tremor 4 - - Migraine 4 - - Parkinson 5 - - Amyotrophic lateral sclerosis 5 10 - Neuropathic pain 5 - - Multiple Sclerosis 7 - - Polyneuropathy 8

[Tab. 1] zeigt allerdings, dass wir uns als deutschsprachige Neurologen auf dem internationalen Publikationsparkett nicht verstecken müssen. Auch die h-Indices der deutschen Lehrstuhlinhaber für Neurologie bewegen sich auf einem sehr hohen Niveau. Die erfreuliche Schlussfolgerung ist, dass trotz begrenzter Forschungsmittel die deutsche Neurologie, wenn es um Peer-reviewte Publikationen geht und insbesondere die Frage, wie häufig diese zitiert werden, in vielen Bereichen international einen Spitzenplatz einnehmen. Es gibt also keinen Grund zu beklagen dass die klinische Forschung in der Neurologie schlecht aufgestellt sei. Meine Prognose ist, dass mit der Vielzahl von forschungsorientierten Nachwuchsneurologinnen und -neurologen sich die Situation in den nächsten 10 Jahren sogar noch positiver darstellen wird.

Prof. Dr. med. H.-C. Diener

Klinik für Neurologie
Universitätsklinikum Essen

Hufelandstr. 55

45122 Essen

Email: h.diener@uni-essen.de