Endo-Praxis 2006; 1(1): 5
DOI: 10.1055/s-2007-982005
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Endoskopie - quo vadis?

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
25. Mai 2007 (online)

Eigentlich sollte man schreiben Endo-Praxis - quo vadis? Nach 21 Jahren und somit 84 „Editorials” ist die Zeit gekommen, mit der Pensionierung den Staffelstab weiter zu reichen. Mit Prof. Dr. med. Siegbert Rossol habe ich einen Nachfolger gefunden, der als engagierter Endoskopiker mich nicht nur in der Medizinischen Klinik des Krankenhauses Nordwest ablöst, sondern auch als Schriftleiter.

Endoskopie - quo vadis? Die Frage ist durchaus berechtigt, sieht man einige Entwicklungen kritisch, die in den letzten Jahren zu beobachten waren. So wird es zunehmend stiller um die endoskopischen Anti-Refluxverfahren, die sogar in Zeitungsanzeigen, wo um Patienten geworben wurde, propagiert wurden. Zum Teil sind die Langzeit-Ergebnisse so enttäuschend, dass mit dem EndoCinch-Verfahren die Protagonisten umgestiegen sind, zum Teil haben tödliche Komplikationen wie beim Stretta-Verfahren oder bei der Injektion von Enteryx zu einer sehr kritischen Bewertung geführt, handelt es sich doch primär um eine gutartige Erkrankung, die verbessert werden soll. Der Gate-Keeper ist von der Herstellerfirma wieder vom Markt genommen worden, auch wenn noch einige Studien weiter laufen. So wird es wohl bei der laparoskopischen Fundoplicatio bleiben, die als einziges operatives Verfahren den hervorragenden Ergebnissen der PPI-Therapie Paroli bieten kann.

Wenn jetzt, vor allem in den Vereinigten Staaten, propagiert wird, etablierte laparoskopische Verfahren wie die Cholezystektomie und die Appendektomie transgastral vorzunehmen, um Narben auf der Bauchwand zu vermeiden, so ist dies sicher ein Irrweg der Endoskopie. Schließlich muss ein Loch in den Magen gebohrt werden, um an Gallenblase und Wurmfortsatz zu kommen. Technisch machbar ist dies sicher, wie die transgastrale Nekrosektomie bei der akuten Pankreatitis gezeigt hat, doch sollte man die Endoskopie nicht überstrapazieren, wenn es um kosmetische Aspekte geht. Die Narben nach einer laparoskopischen Cholezystektomie sind klein und bei komplikationslosem Verlauf nach wenigen Monaten kaum noch identifizierbar, selbst wenn mehrere Zugänge gewählt werden mussten. Dass man mit einer Kombination von peroraler Videoendoskopie und laparoskopischer Chirurgie hervorragend arbeiten kann, zeigen Kombinationsverfahren wie die Heller'sche Myotomie oder Keilexzision von mesenchymalen Magenwandtumoren.

Letztlich ist und bleibt aber die gastroenterologische Endoskopie ein „ambulantes Gewerbe”, das immer mehr aus der Klinik in die Praxis verlagert wird. Wo hier die Grenzen der ambulanten Endoskopie zu ziehen sind, hängt entscheidend vom Engagement und der Risiko-Bereitschaft des niedergelassenen Gastroenterologen ab, der längst auch im wissenschaftlichen Bereich mit der Klinik gleich gezogen hat. Die Zahlen der Vorsorge-Koloskopie sind hierfür ein überzeugendes Beispiel.

Die Endo-Praxis wird Sie auch in Zukunft über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden halten. Als nach wie vor einzige Zeitschrift für das Endoskopie-Assistenzpersonal werden Schriftleitung und Herausgeber stets bemüht sein, Sie über aktuelle Entwicklungen zu informieren, wobei wir für Verbesserungsvorschläge immer dankbar sind.

Prof. Dr. W. Rösch
Prof. Dr. S. Rossol

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