Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211(4): 137
DOI: 10.1055/s-2007-981315
Nachruf

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nachruf Prof. Dr. Karl Bauer

Obituary Prof. Dr. Karl BauerH. Versmold
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Publication Date:
29 August 2007 (online)

Prof. Dr. Karl Bauer, Leiter der Neonatologie der Kinderklinik der J. W. Goethe-Universität Frankfurt / M., Past-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin, erlag mit nur 48 Jahren einem äußerst bösartigen Lymphom. Bewundernswert hat er sein Martyrium ertragen. Bis zuletzt hatte er gehofft, wieder gesund zu werden. Wir sind erschüttert über seinen frühen Tod.

Karl Bauer hinterlässt seine Frau Dr. med. Susanne Aumeier, seinen Sohn Moritz (10) und die kleine Antonia (4).

Karl Bauer war ein außergewöhnlicher Mensch, Arzt und Wissenschaftler. Medizin studierte er in München und Edinburgh als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Er promovierte mit magna cum laude über Blutvolumen und Blutdruck Frühgeborener bei Prof. Klaus Riegel. Seine Lehrer als Kinderarzt und Neonatologe waren Profs. Klaus Betke und Beat Hadorn an der Universitätskinderklinik in München und Prof. Hans Versmold, zunächst in München Großhadern, seit 1992 an der Kinderklinik im Klinikum Benjamin Franklin der Freien Universität Berlin.

Seine exzellente Forschung zu Energiestoffwechsel und Flüssigkeitsbilanz Frühgeborener führte ihn mit einem DFG-Stipendium an die Brown University in Providence Rhode Island zu Prof. William Oh. Dies war sein internationaler Durchbruch. Er war Mitglied der European Society of Pediatric Research seit 1991, Autor höchstrangiger wissenschaftlicher Publikationen und Buchbeiträge. Die wohl weiteste internationale Beachtung fanden seine Untersuchungen zur Energiebilanz extrem kleiner Frühgeborener bei der Känguru-Pflege auf der Haut der Mutter. Ein neuer, höchst erfolgreicher molekulargenetischer Forschungsschwerpunkt war das Entstehen der Vielfalt der Immunglobuline Frühgeborener, für die er den Wissenschaftspreis der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin erhielt. Sein klares Denken und sein Talent zu konstruktiver Kritik machten ihn zu einem gesuchten Reviewer bei führenden pädiatrischen Zeitschriften. Er war Mitherausgeber der Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie und deren designierter Schriftleiter.

Bereits mit 36 Jahren war er habilitiert und leitender Oberarzt, nur 41-jährig apl. Professor für Pädiatrie. 2003 wurde er zum Leiter der renommierten Neonatologie der Universität Frankfurt berufen. Als Nachfolger von Prof. Volker v. Loewenich konnte er dessen Forschungsorientierung und seine Konzeption einer auf die ganze Familie ausgerichteten Neonatologie weiterentwickeln. Von 2003 bis 2005 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin. Neben seinem unbestechlichen Eintreten für strikte Qualitätsstandards war aus meiner Sicht das Wichtigste in dieser Zeit sein Einsatz für ein rückhaltloses Vertrauen zwischen Geburtshelfern und Neonatologen.

Bei aller exzellenten Forschung ist es Karl Bauer immer zuerst um das ihm anvertraute kranke Kind und seine Familie gegangen. Ihnen galt, mit unaufdringlicher Empathie, seine Hauptsorge. Dass er darüber das Große und Ganze im Auge behielt, machte ihn zu einem besonderen Menschen. Ausgezeichnet hat ihn, wie er seine Überzeugungen und sein Wissen weitergeben konnte, an die Schwestern und Pfleger, die jungen Ärztinnen und Ärzte, die Studierenden. Er war ein wunderbarer, von seinen Schülern höchst geschätzter Lehrer, der eine Saat für die Zukunft legte. So sehr wir ihn schmerzlich vermissen, dies wird weiterleben - und dafür sind wir ihm dankbar.

Hans Versmold 15.8.2007

Prof. Dr. H. Versmold

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