PiD - Psychotherapie im Dialog 2007; 8(2): 153-158
DOI: 10.1055/s-2007-970870
Aus der Praxis
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Zwischen Diagnose und Tod

Die Beendigung von Therapien mit krebserkrankten MenschenSusanne  Wittorf
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Publication Date:
01 June 2007 (online)

Zusammenfassung

Beschrieben wird das Lebensereignis Krebserkrankung als konfliktreicher existenzieller Hintergrund, vor dem Psychotherapien mit krebserkrankten Menschen gestaltet und beendet werden. Spezifische Bedingungen der Abschlussphase werden erörtert wie der handlungsleitende Primat der Erkrankung, der Umgang mit Realängsten, die Beziehungsgestaltung angesichts der Ungewissheit von Krankheitsverläufen sowie die Bedeutung aktiver Kommunikation des Psychotherapeuten. Ausgehend von einem Fallbeispiel werden die Problematik einer Beendigung bei einem progredienten Krankheitsverlauf dargestellt sowie der Umgang mit Gefühlen des Scheiterns diskutiert. An einem weiteren Fallbeispiel wird die Wirkung von Therapiepausen während der Beendigung für die Stärkung von Autonomie sowie als Rückfallprophylaxe gezeigt. Die Notwendigkeit aktiver respektvoller Kommunikation für die psychotherapeutische Beziehung angesichts offener existenzieller Fragen wird betont.

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1 Meine Orientierung und Haltung ist geprägt durch Aus- und Weiterbildungen in Gestalttherapie, Psychodynamischer Psychotherapie, Psychosozialer Onkologie sowie in buddhistischer Psychologie.

2 Krankheitsspezifische Belastungen sind im Rahmen des ICD-10 nicht darstellbar, sodass bisher angemessene Rahmenbedingungen für Psychotherapien mit schwer körperlich erkrankten Menschen fehlen.

3 Diese Themen verbindet, dass sie aus vielerlei Gründen selten von Patienten direkt angesprochen werden, obgleich ein großes Bedürfnis besteht, darüber zu sprechen.

4 Palliativmedizin (pallium [lat.] = Mantel) Der curativen, ,heilenden‘ Medizin sind bei schwersten Erkrankungen ab einem bestimmten Zeitpunkt die Möglichkeiten zu einer Verbesserung oder Wiederherstellung genommen. Ziel der Palliativmedizin sind Erhalt und Verbesserung der Lebensqualität.

5 Ich bedanke mich für die Erlaubnis der Patientin, aus ihrem Brief zu zitieren.

Korrespondenzadresse:

Dr. Susanne Wittorf, Dipl.-Psych.

Schützenstraße 66

49084 Osnabrück

Email: susanne.wittorf@web.de

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