Dtsch Med Wochenschr 1999; 124(6): 137-141
DOI: 10.1055/s-2007-1024254
Originalien

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Arbeitsplatzbelastung im Krankenhaus mit Lachgas und den neuen Inhalationsanästhetika Desfluran und Sevofluran

Occupational exposure in hospitals to nitrous oxide and the new inhalation anaesthetics desflurane and sevofluraneC. Byhahn, V. Lischke, K. Westphal
  • Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie (Direktor: Prof. Dr. R. Dudziak), Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt
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Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Grundproblematik und Fragestellung: Zur Exposition des Personals gegenüber den neuen volatilen Anästhetika Desfluran und Sevofluran existieren bislang nur wenige Untersuchungen. Da ein gesundheitliches Risiko durch chronische Exposition gegenüber diesen Substanzen gegenwärtig noch nicht endgültig ausgeschlossen werden kann, wurden in der vorliegenden Untersuchung Messungen der Konzentrationen von Lachgas, Desfluran und Sevofluran in verschiedenen Bereichen des Klinikums durchgeführt. Anhand der Ergebnisse wurden die Relevanz der Belastungen für das im chirurgischanästhesiologischen Bereich tätigen Personals dargestellt, mögliche Konsequenzen im Sinne der Arbeitsschutzgesetze abgeleitet und Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt.

Methodik: Die Konzentrationen der Anästhetika wurden während und nach 345 Eingriffen in Allgemeinanästhesie bestimmt. Die Konzentrationsmessungen erfolgten mittels photoakustischer Infrarotspektrometrie alle 90 Sekunden personengebunden in der Atemzone des OP-Personals oder raumgebunden im Aufwachraum und auf der Intensivstation.

Ergebnisse: Die Belastungen für das Personal waren in den klimatisierten Operationssälen überwiegend sehr niedrig. In unklimatisierten oder nicht ausreichend lüftungstechnisch ausgestatteten Bereichen traten teilweise erhebliche Belastungen auf. Neben der Raumklimatisierung hatten auch die Art des Narkosesystems sowie der räumliche Abstand zu den Patienten einen signifikanten Einfluß auf die Höhe der Anästhetikakonzentrationen. Die gemessenen Konzentrationen von Lachgas blieben unter der maximalen Arbeitsplatzkonzentration (MAK) von 100 ppm. Für Desfluran und Sevofluran existieren gegenwärtig noch keine Grenzwerte, jedoch lagen die Expositionen gegenüber diesen Substanzen deutlich unter der MAK für Isofluran und Enfluran.

Folgerung: Grundsätzlich kann der Umgang mit Inhalationsanästhetika gegenwärtig unter den gesetzlich vorgeschriebenen klimatechnischen Voraussetzungen sowie unter den Auflagen eines modernen Arbeitsschutzgesetzes für die Beschäftigten als gesundheitlich unbedenklich angesehen werden. Dennoch sollte aufgrund der erhöhten Meßwerte im Aufwachraum und auf der Intensivstation in diesen Bereichen von der Beschäftigung schwangerer und stillender Frauen Abstand genommen werden.

Abstract

Background and objektive: There have been few studies of the occupational exposure of the new volatile anaesthetic agents desflurane and sevoflurane. Because a health risk through long-term exposure to these inhalants cannot as yet be definitely excluded, we undertook to measure the concentrations of these three anaesthetics in different parts of the Frankfurt University Medical Centre. Considering the results the relevance of exposure for surgical and anaesthesiogical personnel, possible consequences due to laws and possibilities of improvement were shown.

Methods: The concentration of the three anaesthetics was measured during and after 345 procedures under general anaesthesia, using photoacoustic infra-red-spectrometry every 90 sec in the breathing zone of the same operating room personnel or in the recovery room and the intensive care unit.

Results: Exposure of personnel in the air-conditioned operating rooms was very low, but in those rooms that were not or inadequately air conditioned was a times very high. The level of the concentrations was also significantly related to the anaesthesia system and the distance of the exposed person to the patient. The concentration of nitrous oxide was below the maximal working-place concentration (MWC) of 100 ppm, but it exceeded the threshold concentration of 0,1 MAC, as laid down in the »Maternal Protection Law« in the surgical intensive care unit and the recovery room. There are no limiting concentrations for desflurance and sevoflurane yet but their concentrations were clearly below the MWC laid down for isoflurance and enflurane.

Conclusion: In principle the use of inhalation anaesthetics can be considered to be without occupational health risk under the present legally defined standards of air-conditioning and the requirements of a modern occupational protection law. Because of the increased concentrations in the recovery room and intensive care unit pregnant and breast-feeding women should not work in these areas.

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