Aktuelle Neurologie 2000; 27(10): 490-492
DOI: 10.1055/s-2007-1017584
Aktueller Fall

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Schmerztherapie der lumbosakralen Plexopathie mit dem neuen Antikonvulsivum Gabapentin

Pain Management of Lumbosacral Plexopathy with the New Anticonvulsant GabapentinW. Madei1 , K. Hoerauf1 , H. P. Gayk2 , H. P. Klieser1
  • 1Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin
  • 2Fachliche Untersuchungsstelle für Neurologie und Psychiatrie, Bundeswehrkrankenhaus Amberg
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Publication Date:
28 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Die strahlungsinduzierte, lumbosakrale Plexopathie gehört zu den seltenen neuropathischen Schmerzsyndromen. Die Behandlung ist meistens unterstützend aber notwendig, um Folgeschäden zu begrenzen. Die Heilungsaussichten sind wenig befriedigend und die Schmerztherapie kann sich über Monate bis Jahre erstrecken. In vielen Fällen bleiben Residuen zurück. Ein 59-jähriger Mann wurde mit intermittierenden, rechtsseitigen, neuralgieformen Beschwerden der unteren Extremität aufgenommen. Ausgehend vom Gesäß strahlten die Schmerzen über Hüfte und Oberschenkel in den rechten Fuß aus. Außerdem beschrieb der Patient ein Taubheitsgefühl über dem Gesäß und dem anterioren Teil des Oberschenkels. Das La-seguesche Zeichen rechts war positiv. Die Beschwerden begannen etwa sechs Monate nach Strahlentherapie eines resezierten Prostatakarzinoms. Anamnestisch lagen keine Verletzungen der Wirbelsäule und der Hüfte vor. Auf einer visuellen Analogskala konnten Werte zwischen 0 und 10 gemessen werden. Elektro-myographisch konnten Denervierungszeichen im M. gluteus medius und maximus, M. biceps femoris, M. tibialis ant. und M. peroneus longus festgestellt werden. Blutbild, BKS, Glukose, Elektrolyt, Rheumafaktoren, Elektrophorese und U-Status waren im Normbereich. Ein CT des Beckens lieferte keine pathologischen Befunde, ein NMR wurde nicht durchgeführt. Leber- und Nierenwerte waren diskret erhöht. Vor der Aufnahme in unserer Schmerzambulanz wurde der Patient mit Diclofenac (250 mg/die) und Carbamazepin (3 × 200mg/d) behandelt. Wegen des günstigen Nebenwirkungsprofils und der großen therapeutischen Breite entschieden wir uns zur Schmerztherapie mit Gabapentin. Begonnen wurde mit einer peroralen Dosierung von 3 × 100 mg. Bereits 60 Minuten nach Einnahme von Gabapentin kam es zu einer signifikanten Schmerzreduktion für ca. sechs Stunden. Daraufhin wurde die perorale Dosierung auf 3 × 300 mg/die erhöht. Nach sechs Monaten kam es unter Beibehaltung dieses Dosierungsregimes zu einer anhaltenden und deutlichen Schmerzreduktion mit minimalen Nebenwirkungen. Nach unserem Wissen ist dies der erste Fallbericht, der von einer erfolgreichen Schmerztherapie der LSP mit dem neuen Antiepileptikum Gabapentin berichtet.

Summary

Clinical manifestation of radiation-induced lumbosacral plexopathy (LSP) remain a rare event. Paintreatment is mainly supportive. Recovery with LSP is less satisfactory and occurs over months to years, but may be incomplete. A 59-year old man was referred for intermittent, neuralgic pain localized to the right gluteal region and leg. He also developed slight neurologic symptoms such as numbness, paresthesias and a slight weakness of the right leg. The symptoms had begun 6 months after radiation therapy after prostatectomy for prostate carcinoma. There were no antecendent back or hip injuries. There was a right Lasegue sign. On the visual analog scale pain ranks between 0 (rest) and 8-10 (attack) were recorded. Needle electromyography showed denervation in gluteus medius and maximus, biceps femoris, quadriceps femoris, tibialis ant. and peroneus longus. Normal laboratory studies included urin analysis, complete blood count, erythrocyte sedimention rate, serumglucose, electrolytes, rheumatoid factor, and protein electrophoresis. Pelvic computed tomography (CT) was normal. Lumbosacral MRI was not performed. Liver- and renal enzymes were elevated. On admission the patient was treated with diclofenac (2 × 50 mg/d) and carbamazepine (3 × 200 mg). Gabapentin was chosen because it is well tolerated and it appears to have a favorable efficacy-to-toxicity ratio. He was then started on gabapentin, 100 mg given orally three times daily. 60 minutes after the first dose of gabapentin, the patient had a significant pain relief that lasted 6 h. The gabapentin dose was increased to 300 mg three times daily. After 6 months he continued to report good pain relief with minimal sedating side effects on a regimen of 3 × 300 mg/d gabapentin. To our knowledge this is the first case report of LSP which was successfully treated with the novel anti-epileptic drug gabapentin.

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