Laryngorhinootologie 1982; 61(8): 462-466
DOI: 10.1055/s-2007-1008608
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Einsatz einer Körperschallsonde und Ableitung von Hirnstammpotentialen zur Bestimmung der Schallübertragung während der Tympanoplastik*

Evoking Brain Stem Potentials by a Mechanical Vibrating System in TympanoplastyJ. Thoma, Th. Janssen
  • HNO-Klinik im Klinikum Charlottenburg der Freien Universität Berlin (Direktor: Prof. Dr. E. R. Kastenbauer)
  • Hals-Nasen-Ohren-Klinik und Poliklinik Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (Direktor: Prof. Dr. W. Schwab)
* Auszugsweise vorgetragen auf der 32. Tagung der Münchener Oto-Rhino-Laryngologischen Gesellschaft am 5./6. Dezember 1981
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Anfang der fünfziger Jahre haben Zöllner und Thullen ein umgerüstetes Knochentelefon des Atlasaudiometers als Schallsonde zur punktuellen Anregung des Mittelohres benutzt. Ziel der Prüfmethode war, anhand der subjektiven Hörschwellenmessung Aufschluß über die Schwingungsfähigkeit von Teilen des Mittelohres zu erhalten und daraus die Grundlage für die Vorgehensweise bei der Tympanoplastik abzuleiten. Wir haben diese Idee aufgegriffen, haben jedoch an Stelle der subjektiven Aussage des Patienten das Hirnstammpotential als Meßgröße zur Bestimmung der Schallenergieübertragung herangezogen. Als Weiterentwicklung der Schallsonde nach Zöllner und Thullen haben wir eine auf dem Prinzip des piezoelektrischen Effektes basierende Körperschallsonde entwickelt, die etwa die Größe und das Gewicht eines leichten Kugelschreibers hat. Bei Aufsetzen der Sondenspitze auf verschiedene Punkte der Gehörknöchelchenkette oder auf das Transplantat nach der Rekonstruktion und bei Reizung mit Klicks können Hirnstammpotentiale abgeleitet werden. Wie bei der Hirnstammaudiometrie zur Diagnostik von Schalleitungs-Hörstörungen im Rahmen der objektiven Audiometrie kann auch bei der Methode der mechanischen Reizung mit der Körperschallsonde über das Latenz- und Amplitudenverhalten des überschwellig abgeleiteten Potentials eine Aussage über das Maß der Schallenergieübertragung über das Mittelohr nach der Rekonstruktion getroffen werden.

Der Vorteil gegenüber der Sondenmeßmethode nach Zöllner und Thullen liegt in der Anwendbarkeit des hier vorgestellten Meßverfahrens bei Mittelohroperationen in Vollnarkose und in der Quantifizierbarkeit der Meßergebnisse. Über die ersten Erfahrungen mit dieser neuen Methode der intraoperativen Audiometrie während gehörverbessernder Operationen wird berichtet.

Summary

A new procedure of evoking brain stem potentials is introduced. Contrary to evoking brain stem potentials by acoustic stimulation via earphone or loudspeaker, we touch the middle ear apparatus at various locations using a piezoelectric transducer with a screwed-on probe, thus causing physiological movements within the sound conducting structures (Fig. 3). As a reaction to this kind of stimulation - 1000 clicks with a duration of 0.1 ms were given - far field brain stem potentials can be recorded. The calibration of this special sound probe - not bigger than a pencil (Fig. 1) - was made by equalizing the mechanically and acoustically evoked guinea-pig brain stem potentials (Fig. 2). The intraoperative control of sound transmission to the inner ear is ascertained by the mechanically evoked potential's latency and amplitude. In order to apply the procedure in tympanoplasty we made a number of recordings after having simulated various kinds of middle ear pathology in the guinea pig.

Four cases of various kinds of ear disease (interruption of the ossicular chain - Fig. 4 -, soft tissue bridge between incus and stapes - Fig. 5 -, otosclerosis - Fig. 6 -, Torp prosthesis - Fig. 7 -) are presented. As a result of our intraoperative recordings we can demonstrate that the presented method may be a valuable contribution to the examination of acoustic transmission through the middle ear during tympanoplasty under general anesthesia.