Laryngorhinootologie 1982; 61(3): 159-164
DOI: 10.1055/s-2007-1008542
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Evozierung kortikaler Potentiale durch kurzzeitige Veränderungen der interauralen Kohärenz*

Role of Auditory Cortex in the Lateralisation of a Short-Term Interaural CoherenceH. von Wedel
  • Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Kranke, Bonn-Venusberg (Direktor: Prof. Dr. W. Becker)
* Vorgetragen auf der 52. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie 1981 in Wiesbaden. Mit Unterstützung des Ministers für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. Februar 2008 (online)

Zusammenfassung

Veränderungen der Lokalisation im freien Schallfeld bzw. der Lateralisation bei Kopfhörerbeschallung evozieren ebenso wie optische oder taktile Ortsveränderungen kortikale Reizantwortmuster. Mit Weißem Rauschen werden für kurzzeitige Veränderungen einer sonst vorgegebenen Kohärenz bzw. Inkohärenz für verschiedene Zeitkonstanten derartiger Signalveränderungen die kortikal evozierten Potentiale abgeleitet und analysiert.

In Abhängigkeit vom Grad der interauralen Kohärenz bzw. Inkohärenz und von der Zeitdauer der kurzzeitigen Signalveränderung ergeben sich im Latenzbereich von 130-160 ms nach dem Einsatzzeitpunkt der interauralen Signalveränderung typische kortikale Potentialmuster. So beträgt für eine kurzzeitige Veränderung der interauralen Laufzeit um 900 μs die Zeitdauer des Lateralisationssprungs aus der Medianebene etwa 4 ms, um noch ein erkennbares Potential zu evozieren. Interaurale Veränderungen der Kohärenz durch Verwendung zweier Rauschgeneratoren sind durch vergleichbare Zeitkonstanten gekennzeichnet. Die Erregungsamplituden der evozierten kortikalen Potentiale sind mit zunehmender interauraler Laufzeitdifferenz bzw. Zeitdauer des Lateralisationssprungs deutlich vergrößert. Für die Latenzen können nur geringe Veränderungen ermittelt werden.

Ähnliche Ergebnisse werden für kurzzeitige Kohärenzen bzw. Inkohärenzen bei Verwendung zweier Rauschgeneratoren festgestellt.

Die Analyse interauraler Signalveränderungen scheint im Vergleich zu monauralen Veränderungen der Intensität oder der Frequenz vorwiegend in kortikalen Arealen vorgenommen zu werden. Entsprechende Untersuchungen aus dem Hirnstamm bestätigen diese Annahme und unterstreichen die wesentliche Bedeutung des Kortex für die Zeitmusteranalyse binauraler Signalparameter.

Summary

The purpose of this study was to examine the cortical potentials evoked by short-term changes of interaural time difference or by using two different noise generators. Patients describe a short-term change of lateralisation as a sensation, depending on the degree and duration of the signal change.

To derive positive potentials, interaural time differences of about 100 μs require time constants, for these short-term changes of lateralisation of about 40 ms; this value is reduced to 4 ms for 900 μs. When using two different noise generators minimal time constants between 2 and 4 ms are obtained.

With growing interaural time difference or duration of signal change the amplitude of the cortical evoked potential is significantly increased. The differences in latency are not very pronounced. This holds true for the potentials evoked by the use of two different noise generators.

Compared with results of changes in monaural intensity or frequency, it seems that the analysis of interaural signal variations takes place predominantly in cortical areas of the hearing organ.

Our investigations of the brain stem support this assumption and underline the dominant influence of the cortex with regard to time resolution processes of binaural signals.

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