Fortschr Neurol Psychiatr 1994; 62(11): 433-437
DOI: 10.1055/s-2007-1002300
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Andauernde psychische Störungen nach Repressalien infolge eines Ausreiseantrages in der damaligen DDR

Persisting Mental Sequelae of Harassment Because of an Application to Leave the GDRS.  Priebe , K.  Bolze , H.  Rudolf
  • Abteilung für Sozialpsychiatrie, Freie Universität Berlin
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Publication Date:
09 January 2008 (online)

Abstract

In an exploratory study we examined 40 patients, who had been exposed to harassment in the GDR because of an official application to leave and who suffered from persisting mental sequelae of that experience. On an average more than six years after termination of the stress situation in the GDR, patients showed a moderate anxious-depressive syndrome and vegetative complaints. Diagnostic classification varied; depressive disorders, posttraumatic stress disorder, somatoform and anxiety disorders were most often diagnosed. 45 % of the patients stated that the symptoms were not mainly due to experiences during repression, and 43 % saw a mainly positive effect of that experience on their life. The relevance of the findings is discussed briefly.

Zusammenfassung

In einer explorativen Studie wurden 40 Patienten untersucht, die nach der Stellung eines Ausreiseantrages in der damaligen DDR Repressalien ausgesetzt waren und infolge dieser Belastungen unter anhaltenden psychischen Störungen litten. Im Schnitt mehr als 6 Jahre nach dem Ende der Belastungssituation klagten die Patienten vorrangig über eine gering- bis mäßiggradige ängstlich-depressive Symptomatik und über vegetative Beschwerden. Die diagnostische Klassifikation war uneinheitlich; vorrangig wurden depressive Erkrankungen, posttraumatische Belastungsstörungen, somatoforme Störungen und Angsterkrankungen diagnostiziert. 45 % der Patienten sahen kaum einen Zusammenhang ihrer jetzigen Beschwerden mit den früheren Repressalien, und 43 % meinten, die damaligen Erfahrungen hätten insgesamt eher einen positiven EinfluB auf ihr weiteres Leben gehabt. Die Bedeutung der Befunde wird kurz diskutiert.

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