PiD - Psychotherapie im Dialog 2006; 7(4): 376-381
DOI: 10.1055/s-2006-951825
Aus der Praxis
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Diagnostik von Traumafolgestörungen

Hans  Menning, Andreas  Maercker
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Publication Date:
29 November 2006 (online)

Zusammenfassung

Ab wann ist ein Trauma ein Trauma? Und ab wann sind die Auswirkungen des Traumas behandlungsbedürftig? Ist die Erkrankung an Krebs oder AIDS oder an der Alzheimer-Demenz ein traumatisches Ereignis? Die Wahrnehmung und Bewertung eines Ereignisses als „traumatisch” spielt dabei eine wichtige Rolle. Erst die psychische Reaktion macht aus einem Ereignis ein Trauma. Doch die Reaktionen sind unterschiedlich: Eine „Akute Belastungsstörung” wird diagnostiziert, wenn in dem ersten Monat nach dem traumatischen Ereignis dissoziative, Vermeidungs- und Wiedererlebenssymptome auftreten, begleitet von einem Zustand erhöhter Erregung und Gereiztheit. Nach einem Monat kann dieses Störungsbild in das einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTB) übergehen. Ist eine entscheidende Lebensveränderung (z. B. Trennung vom Lebenspartner) eingetreten, die jedoch nicht „Traumaqualität” hat, spricht man von einer Anpassungsstörung. Nach extrem schwerwiegenden Traumatisierungen kann es zu einer „komplexen PTB” kommen und hat die „Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung” oder die „multiple Persönlichkeitsstörung” ins Gespräch gebracht. Wird der Todesfall einer nahen Bezugsperson über einen längeren Zeitraum nicht verwunden, spricht man von „komplizierter Trauer”.

Literatur[1]

  • 1 Bengel J. Psychologie in Notfallmedizin und Rettungsdienst. 2. Aufl. Heidelberg; Springer 2004
  • 2 Horowitz M J. Stress response syndromes. 3. Aufl. Northvale, NJ; Aronson 1997
  • 3 Kessler R C, Sonnega A, Bromet E, Hughes M, Nelson C B. Posttraumatic stress disorder in the National Comorbidity Survey.  Arch Gen Psychiatry. 1995;  52 (12) 1048-1060
  • 4 Maercker A. Posttraumatische Stress Skala-10 (PTSS-10) - deutsche Version, modifiziert nach Schüffel u. Schade (unveröffentlicht). Manuskript. Technische Universität Dresden 1998
  • 5 Maercker A, Karl A. Posttraumatische Belastungsstörung: Klassifikation und Diagnostik. In: Perrez M, Baumann U (Hrsg) Lehrbuch Klinische Psychologie - Psychotherapie. 3. Aufl. Bern; Huber 2005
  • 6 Maercker A, Rosner R. Psychotherapie der Posttraumatischen Belastungsstörungen. Stuttgart; Thieme 2006
  • 7 Maercker A, Schützwohl M. Long-term effects of political imprisonment: a group comparison study.  Soc Psychiatry Psychiatr Epidemiol. 1997;  32 (8) 435-442
  • 8 Maercker A, Schützwohl M. Erfassung von psychischen Belastungssfolgen: Die Impact of Event Skala - revidierte Version.  Diagnostica. 1998;  44 130-141
  • 9 Oppenheim H. Die traumatischen Neurosen. Berlin; August Hirschwald 1899
  • 10 Resick P A. Stress and Trauma. In: Maercker A (Hrsg) Stress und Trauma. Grundlagen der Psychotraumatologie. Bern; Hans Huber 2003
  • 11 Znoj H. Ratgeber Trauer. Informationen für Betroffene und Angehörige. Göttingen; Hogrefe 2005

1 Weitere Literaturhinweise können bei den Autoren angefordert werden.

Korrespondenzadresse:

Dr. Hans Menning
Prof. Dr. Dr. Andreas Maercker

Psychopathologie und klinische Intervention
Psychologisches Institut
Universität Zürich

Scheuchzerstraße 21

8006 Zürich
Schweiz