Allgemeine Homöopathische Zeitung 1962; 207(6): 351-357
DOI: 10.1055/s-2006-935111
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG, Stuttgart

Homöopathie im Mauseloch? [Gedanken zu Ritters Kritik an Voisin]

Karl Anton Kass
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. April 2007 (online)

Zusammenfassung

Das Buch von Voisin wird als ein Buch der Praxis gekennzeichnet. Es ist für den erfahrenen homöopathischen Arzt geschrieben. Wissenschaftliche Grundlagen, die Ritter vermißt, dürfen hier nicht gesucht werden. Grundlegende Werke, die zur Anerkennung der Homöopathie führen können, werden jedoch als notwendig angesehen., Untersucht werden besonders 2 Sätze Ritters. 1. Der Kurswert der Homöopathie sei an den Börsen der medizinischen Wissenschaft in ständigem Sinken begriffen. 2. wären die Erfolge der Lehrmedizin auf Wegen gefunden worden, die von unseren immer weiter abwichen. Dazu wird festgestellt, daß die Homöopathie durch ihre guten Heilergebnisse bei den Patienten in hohem Ansehen steht, so daß viele homöopathische Ärzte sogar ohne Krankenkassen leben können. Es wird die augenblickliche Heilung eines acetonämischen Erbrechens durch Ignatia berichtet, bei dem intensivste schulische Therapie nichts ausrichtete. Da diese Diagnose keinen Hinweis zur Mittel-findung lieferte, mußte das Simile hier "über die Diagnose hinweg" gefunden werden, wie es Voisin beschreibt. Ritters Forderung, diesen Passus in "durch die Diagnose" umzuwandeln, ist zwar das ideale Ziel, in diesem Fall und häufig noch nicht stichhaltig., Es wird weiter die sichere Erwartung ausgesprochen, daß die Schule auch uns wieder anerkennen muß., Die "Erfolge" der heutigen Lehrmedizin werden dann sehr kritisch durchleuchtet. In vielen Fällen handelt es sich um Augenblickserfolge, die meist keine echten Heilungen sind und oft teuer erkauft werden. Vieles läßt an Wechsel auf die Zukunft denken. Der von Ritter beschworene "Fortschritt" darf nicht nur in positivem Sinne gewertet werden. Bei vielen medizinischen Neuerungen wissen wir noch nicht, was sie in Zukunft bringen werden. Ein absoluter Herrschaftsanspruch der heutigen Lehrmeinung muß abgelehnt werden, da alles zu sehr im Fluß ist und selbst nach Martini die Wahrheit von heute höchstens noch die Teilwahrheit von morgen ist., Wirklich positive Entwicklungen der modernen Medizin, wie Schutzimpfungen, Goldtherapie des Rheumatismus und spezifische Desensibilisierungen sind aber auf uns verwandten Wegen gefunden worden. Die beiden oben genannten Thesen Ritters müssen demnach abgelehnt werden. Zugegeben wird jedoch, daß auch Fehler in dem Buch von Voisin vorkommen, auf die hier allerdings nicht eingegangen wird. Zu den hier nicht genannten kritischen Äußerungen Ritters wird keine Stellung genommen.

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