Erfahrungsheilkunde 2004; 53(3): 146-153
DOI: 10.1055/s-2004-822420
Aus der Praxis

Karl F. Haug Verlag, in: MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Leitlinienmedizin und Seele

Die Seele als salutogene Leitlinie?Theodor Dierk Petzold
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Publication Date:
12 March 2004 (online)

Zusammenfassung

Können Leitlinien, die auf pathogenetisch orientierter evidenzbasierter Medizin (EBM) aufbauen, die großen Gesundheitsprobleme und die Krise des Gesundheitswesens lösen? Sowohl ärztliche Erfahrungen als auch paradigmatische und ethische Überlegungen lassen die ausschließlich pathogenetisch orientierte Medizin in einer Sackgasse erscheinen sowie den schulmedizinischen Kampf gegen die chronischen Zivilisationserkrankungen als Kampf gegen die Windmühlenflügel des Don Quijote. Sowohl neuere Forschungen zur Selbstregulation des Menschen als auch eine Besinnung auf seine Autonomie und Eigenaktivität für Wohlbefinden geben eine Grundlage für eine umfassende integrative Gesundheitsleitlinie, die hier zur Diskussion gestellt wird.

Abstract

Can guidelines, which are based on pathogenetically orientated, evidence-based medicine (EBM), solve the big health problems and the crisis of our health service? In the light of medical experience as well as paradigmatic and ethic considerations, exclusively pathogenetically orientated medicine seems to have reached a dead end and the fight of traditional medicine against diseases of civilization seems to be a fight against the windmill vanes of Don Quixote. The latest research concerning the self-regulation of man as well as the consideration of its autonomy and self-activity for well-being form a basis for a comprehensive, integrative health guideline, which is discussed in this article.

01 Zitiert nach Heinrich Schipperges in: Engelhardt (Hrsg.): Zwei Jahrhunderte Wissenschaft und Forschung in Deutschland. Entwicklungen - Perspektiven. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 1998: S. 155.

02 Das Handbuch Leitlinien enthält 15 Leitlinien bzw. Empfehlungen der Fachgesellschaften (z.B. der Deutschen Diabetes Gesellschaft) zu Krankheiten, die in der allgemeinmedizinischen Praxis häufig auftreten. Erscheint im Mai 2004 im MediMedia Verlag.

03 Mit ‚Laternenforschung’ bezeichnet man die Neigung von Menschen, die Wahrheit unter einer Laterne zu suchen - ungeachtet dessen, wo sie wahrscheinlich zu finden ist. Dazu folgende kleine Geschichte: Eines abends kam Kali, der Bürgermeister, vom Bahnhof her die Straße entlang. Es war schon recht dunkel. An der nächsten Straßenecke, wo eine Laterne die Straße beleuchtete, sah er einen Menschen, der mit gebeugtem Kopf langsam hin und her ging. Als er näher kam, erkannte er, dass es sein Nachbar war, der Dogi. Er grüßte und fragte, was er denn dort anstelle? Der Dogi antwortete, dass er seinen Hausschlüssel suche - ohne ihn käme er nicht in sein Haus. Kali half ihm suchen. Und so gingen beide langsam, sorgfältig auf den Boden schauend, jeden Stein prüfend unter der Laterne auf und ab. Dann wurde Kali ungeduldig und fragte den Dogi, ob er denn wisse, wo er den Schlüssel verloren habe? Dogi antwortete: „Auf dem Weg vom Bahnhof hierher muss es gewesen sein.” „Und warum suchst Du nur hier?” Dogi: „Weil ich hier am besten sehen kann.”

04 Petzold TD: Das Maßgebliche - Information Synthese Subjekt.

05 Ich habe diese Beobachtungen in meinem Buch Gesundheit ist ansteckend! ausgeführt. Siehe Literaturhinweis am Ende.

06 Grossarth-Maticek R: Systemische Epidemiologie und präventive Verhaltensmedizin chronischer Erkrankungen. Verlag de Gruyter; 1999; Autonomietraining. de Gruyter; 2000; Selbstregulation, Autonomie und Gesundheit. de Gruyter; 2003.

07 René Descartes: Von der Leidenschaft der Seele, 1649. 1984: S. 51.

08 Uexküll Tv et al: Psychosomatische Medizin. Urban u. Schwarzenberg; 1996: S. 368.

09 Die Qualitäten von Selbstbestimmtheit, Integration und Bewusstseinsbildung sind sehr gut kompatibel mit den drei Komponenten des ‚sence of coherence’ (SOC) „Handhabbarkeit, Bedeutsamkeit und Verstehbarkeit” von A. Antonovsky. In: Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. dgvt-Verlag; 1997.

10 Petzold S, Theodor D: Resonanzebenen - die Evolution der Selbstorganisation und Gesundheit ist ansteckend! Heilungsphasen und innere Bilder, s. Literaturhinweis.

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