Aktuelle Traumatol 2004; 34(6): 255
DOI: 10.1055/s-2004-821337
Schwerpunktthema

Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

P. M. Rommens1 , L. P. Müller1
  • 1Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
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Publication Date:
17 December 2004 (online)

Verletzungen des Ellenbogengelenkes erfordern häufig anspruchsvolle Therapieansätze. Die angewandten operativen Techniken variieren von Chirurg zu Chirurg sehr. Gleiches gilt für die Erwartungshaltung an das klinische Resultat bezüglich der erzielten Bewegungsausmaße und der unmittelbar postoperativ erzielten Übungsstabilität.

Einerseits ist die Prognose von Frakturen im Bereich des Ellenbogengelenkes wie bei den anderen Gelenken abhängig vom Alter des Patienten und der einwirkenden Traumaenergie. Andererseits ist das Charakteristische bei Verletzungen des Ellenbogengelenkes die „vorhersehbar, unvorhersehbare Prognose“: Triviale Verletzungen führen nicht selten zu schlechten Ergebnissen, insbesondere mit Verlust der Beweglichkeit; nach schweren Verletzungen können aber auch überraschend gute klinische Ergebnisse erzielt werden. Neuere biomechanische Erkenntnisse der letzten Dekade haben zu verbesserten Klassifikationsmöglichkeiten insbesondere bei instabilen Frakturen geführt, die dazu beitragen, das optimale Behandlungsprogramm zu erstellen.

Auf der Grundlage der Beiträge des 9. Mainzer Unfallchirurgischen Symposiums 2004 werden diese interessanten und hohen Herausforderungen an den Traumatologen dargestellt: die chirurgisch-funktionelle Anatomie mit Analyse der Intrinsic- und Extrinsic-Stabilisatoren, sowie der wichtigen Landmarks für die operativen Zugangswege, die Therapieanforderungen an instabile Frakturkonstellationen und die typische Komplikation nach einer signifikanten Ellenbogengelenkverletzung in Form der Bewegungseinschränkung. Gerade hier entwickelten sich in den letzten Jahren grundsätzliche neue Therapieansätze, nicht nur bezüglich der Zugangswege und des intraoperativen Stufenschemas, sondern auch im Zusammenhang mit der Möglichkeit der dynamischen externen Fixateurversorgung inklusive der dynamischen Distraktion.

Zunehmende Akzeptanz findet darüber hinaus die Tatsache, dass bei einigen distalen Humerustrümmerfrakturen die primäre prothetische Versorgung erfolgversprechender als die Osteosynthese ist.

Die vorliegenden Artikel in dieser und der übernächsten Ausgabe sollen dem Leser ein „Update“ dieser Themenkomplexe vermitteln. Wir freuen uns, dass die ausgewählten Kollegen, die sich klinisch-wissenschaftlich mit den vorgegebenen Themen beschäftigen, die neuen und passenden Lösungen umfassend, aber doch „auf den Punkt gebracht“, darstellen.

Ohne Zweifel begegnen wir gerade bei Läsionen des Ellenbogengelenkes immer wieder überraschenden problematischen Komplikationen und Ergebnissen. Wir hoffen, dass der Leser Anregungen erhält, wodurch die klinischen Ergebnisse nach operativer Versorgung von Ellenbogengelenkverletzungen weniger überraschend als vorhersehbar werden.

Prof. Dr. P. M. Rommens

Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie
Johannes-Gutenberg-Universität

Langenbeckstraße 1

55131 Mainz

Email: rommens@unfall.klinik.uni-mainz.de