Z Gastroenterol 2004; 42(9): 984-987
DOI: 10.1055/s-2004-813496
Leitlinien

© Karl Demeter Verlag im Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Methodische Grundlagen für die Ableitung von Konsensusempfehlungen[*]

Methological Basis for the Development of Consensus RecommendationsJ. C. Hoffmann[#] 1 , I. Fischer[#] 2 , W. Höhne1 , M. Zeitz1 , H.-K Selbmann2
  • 1Medizinische Klinik I mit Schwerpunkt Gastroenterologie/Infektiologie/Rheumatologie, Charité, Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin
  • 2Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Universitätsklinikum Tübingen
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Publication History

Publication Date:
29 September 2004 (online)

Vorbemerkungen

Evidenzbasierte Konsensleitlinien, von der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften auch S3-Leitlinien genannt, basieren auf einem transparenten Prozess zur Entwicklung von Handlungsempfehlungen, die den derzeit verfügbaren Stand des medizinischen Wissens aus Veröffentlichungen und die Erfahrungen von Experten und Anwendern bestmöglich widerspiegeln [1]. Frühere Konsensuskonferenzen zum Thema Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa haben die Güte der Empfehlungen hauptsächlich aus der Evidenzstärke abgeleitet [2] [3]. In diesem System führte beispielsweise eine gute randomisierte und kontrollierte Studie automatisch zu der bestmöglichen Empfehlungsstärke (A), vorausgesetzt, die Mehrheit der Konsensuskonferenzteilnehmer stimmte der Empfehlung zu. Unberücksichtigt blieb bei diesem Vorgehen z. B., wie viele Teilnehmer gegen die Empfehlung waren und ob die Studienergebnisse direkt auf die vorgesehene Behandlungssituation (z. B. Wirksamkeit eines chinesischen Präparats auch bei Europäern) übertragbar waren. Daher wurde für die Konsensuskonferenz Colitis ulcerosa 2004 in Berlin das bisherige Vorgehen überarbeitet und allen Teilnehmern im Vorfeld zur Verfügung gestellt. Die Methodik des Vorgehens soll im Folgenden dargestellt werden. Sie basiert im Wesentlichen auf der Feststellung der Evidenzstärke, der Messung der Konsensusstärke unter den Teilnehmern einer strukturierten Konsenskonferenz und der Anwendbarkeit der Studienergebnisse auf die vorgesehene Behandlungssituation.

1 Gefördert durch das Kompetenznetz chronisch entzündliche Darmerkrankungen (BMBF).

Literatur

  • 1 Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften . Das Leitlinien-Manual: Entwicklung und Implementierung von Leitlinien in der Medizin.  Z Ärztl Fortbild Qualitätssich. 2001;  95 (Suppl 1) 1-84
  • 2 Stange E F, Riemann J, von Herbay A. et al . Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa: Ergebnisse einer Evidenzbasierten Konsensuskonferenz der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen.  Z Gastroenterol. 2001;  39 19-20
  • 3 Stange E F, Schreiber S, Fölsch U R. et al . Diagnostik und Therapie der Morbus Crohn: Ergebnisse einer Evidenzbasierten Konsensuskonferenz der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen.  Z Gastroenterol. 2003;  41 19-20
  • 4 Rosenberger A, Selbmann H K. Methoden zur evidenzbasierten Konsensfindung - ein Fallbeispiel aus der Unfallchirurgie.  Z Ärztl Fortbild Qualitätssich. 2003;  97 311-309
  • 5 Ollenschläger G, Kirchner H, Berenbeck C. et al . Aktuelle Initiativen zur Realisierung nationaler Leitlinien in Deutschland - eine Übersicht.  Gesundheitswesen. 2002;  64 513-520
  • 6 Kirchner H, Fiene M, Ollenschläger G. Bewertung und Implementierung von Leitlinien.  Rehabilitation (Stuttgart). 2003;  42 74-82

1 Gefördert durch das Kompetenznetz chronisch entzündliche Darmerkrankungen (BMBF).

2 Anmerkungen

2 Beide Autoren haben gleichviel zu dem Manuskript beigetragen.

Priv.-Doz. Dr. J. C. Hoffmann

Medizinische Klinik I mit Schwerpunkt Gastroenterologie/Infektiologie/Rheumatologie, Charité, Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin

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