Aktuelle Traumatol 2003; 33(1): 1
DOI: 10.1055/s-2003-37882
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Editorial

EditorialP.  M.  Rommens1 , J.  Blum1
  • 1Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie · Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
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Publication Date:
13 March 2003 (online)

Das vergangene Jahrzehnt hat eine Fülle neuer Operationsmethoden mit innovativen Implantatsystemen und Techniken hervorgebracht, die in dieser Form zuvor kaum zu erwarten gewesen waren. Spektakulär sind vor allem die Fortschritte bei endoskopischen Stabilisierungsverfahren und der Entwicklung einer computergesteuerten chirurgischen Navigation. Dies mag suggerieren, wir hätten nun die meisten unfallchirurgischen Probleme gelöst und müssten lediglich Detailarbeit leisten. Selbstverständlich ist das genaue Gegenteil der Fall. Wir stehen heute weiterhin vor therapeutischen Problemen, mit denen sich schon Generationen früherer Unfallchirurgen auseinander setzen mussten.

Prof. Dr. P. M. Rommens

PD Dr. J. Blum

Die Versorgung metaphysärer Frakturen präsentiert sich mit solchen Problemsituationen. Sehen wir heute einerseits eine deutlich niedrigere Komplikationsrate in der Behandlung diaphysärer Frakturen an der oberen wie auch unteren Extremität, so bereiten andererseits Gelenkfrakturen trauma- und operationstechnisch bedingt noch erhebliche Schwierigkeiten. Zwischen beiden liegt die Problematik der metaphysären Frakturen, wobei jene sicherlich mehr den epiphysären als den diaphysären Frakturen ähneln. Das therapeutische Ziel, den kurzen gelenknahen Frakturanteil mit dem längeren diaphysären Anteil achsen- und rotationsgerecht, wie auch übungsstabil zu verbinden, wird u. a. durch die hierbei auf die Fraktur einwirkenden erheblichen Hebelkräfte kompliziert.

Als Folge der Komplexität der Fraktursituation verfügen wir heute über eine Vielfalt an diesbezüglichen Operationstechniken, aber auch Implantatsystemen und können kaum von einem Goldenen Standard sprechen. Für metaphysäre Frakturen der oberen Extremität stehen nach wie vor sehr unterschiedliche Konzepte zur Diskussion, wo neben dem konservativen Vorgehen sowohl Platten/Schraubensysteme, Drahtungen, Spickungen, Zuggurtungen, äußere Fixateure, aber auch Marknagelungen miteinander konkurrieren. Aktuelle Diskussionen auf diesem Gebiet kreisen um moderne winkelstabile Systeme, die Frage des Stellenwertes intramedullärer Verfahren bei metaphysären Frakturlokalisationen, aber auch der minimal-invasiven Techniken.

Dieses Themenheft kann nur einen Einblick in die aktuelle Entwicklung geben und punktuell aktuelle Konzepte wiedergeben.

Grundlage der Beiträge war das 7. Mainzer Unfallchirurgische Symposium 2002 unter dem Thema „Metaphysäre Frakturen”. Die dortige fruchtbare Diskussion nach den einzelnen Referaten sollte auch durch dieses Themenheft weiter angestoßen werden. Es bleibt zu hoffen, dass dieses erste Jahrzehnt im neuen Jahrtausend der Versorgung metaphysärer Frakturen den deutlichen Auftrieb vermittelt, den sie erfordern, um auch in dieser Region Ausheilung und funktionelles Ergebnis jenen der diaphysären Frakturen anzugleichen.

Univ.-Prof. Dr. med. P. M. Rommens ·
Priv.-Doz. Dr. med. J. Blum

Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie · Johannes-Gutenberg-Universität Mainz

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