Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(18): 983
DOI: 10.1055/s-2002-26730
Leserbriefe
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QT-Verlängerung und Torsade de pointes-Tachykardie bei Therapie mit Maprotilin

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Publication Date:
28 April 2004 (online)

Die Autoren der Kasuistik [1] weisen unseres Erachtens zu Recht daraufhin, dass es eine Reihe von Medikamenten gibt, die zu kardialen Problemen, insbesondere Herzrhythmusstörungen führen können, ohne dass dies bislang ausreichend beachtet wird.

Wir beobachteten einen noch tragischeren Fall mit ungünstigem Ausgang unter Amisulprid: Ein 59-jähriger Mann fiel plötzlich vom Fahrrad und wurde von einem Laienhelfer pulslos gefunden. Aufgrund sofort eingeleiteter Herzdruckmassage konnte der Patient vom Notarzt reanimiert und auf unsere Intensivstation aufgenommen werden. Durch intensivmedizinische Maßnahmen konnten stabile Herz-Kreislaufverhältnisse wieder hergestellt werden. Es kam auch wieder zur Spontanatmung. Der Patient hatte aber einen so ausgeprägten hypoxischen Hirnschaden, dass eine Kontaktaufnahme nicht möglich war und der Patient nach 3 Wochen in eine Neurologische Rehabilitationsklinik für Schwerstbehinderte verlegt wurde.

Bei dem Patienten bestanden außer einer leichten Hypertonie keinerlei somatische Erkrankungen. Vor ca. einem Jahr war bei dem sonst hochintelligenten Patienten eine Schizophrenie entdeckt worden, die zu einer Behandlung mit Soliam (Amisulprid) und Fluanxol führte.

Bei unseren Bemühungen, die Ursache des akuten Ereignisses zu finden, konnten ein Myokardinfarkt und sonstige strukturelle Herzkrankheiten durch EKG und Echokardiographie ausgeschlossen werden. Als einzige Ursache blieb eine QT-Verlängerung von 130 %, die sich bei späteren Kontrollen zurückgebildet hatte.

Vor-EKGs lagen nicht vor. Auch die Familienanamnese gab keinen Hinweis auf ein familiäres QT-Syndrom, sodass unseres Erachtens einzig die Medikation mit Amisulprid zur Verlängerung der QT-Zeit und daraufhin zum plötzlichen Herztod geführt haben kann.

Wir möchten zur Diskussion stellen, ob nicht für Psychopharmaka, die eine QT-Zeit-Verlängerung machen können, regelmäßige EKG-Kontrollen mit Bestimmung der QT-Dauer zu fordern sind.

Literatur

  • 1 Lentini S, Rao M L, Schröder R, Lüderitz B, BauriedelG. QT-Verlängerung und Torsade de pointes-Tachykardie bei Therapie mit Maprotilin. Differenzialdiagnostische und -therapeutische Aspekte.  Dtsch Med Wochenschr. 2001;  126 1396-1400

Autor

Dr. med. Helmut Züchner

Medizinische Klinik Rosenhöhe

An der Rosenhöhe 27

33647 Bielefeld