PiD - Psychotherapie im Dialog 2002; 3(1): 45-52
DOI: 10.1055/s-2002-25004
Aus der Praxis
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

In zwei Welten von chronischer Erkrankung - als Psychologe
zwischen Kinderklinik und
Psychologischer Praxis

Stephan  Theiling
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. April 2002 (online)

Abstract

Entwickelt wird ein Vier-Stufen-Modell unterschiedlicher Betrachtungs- und Behandlungsperspektiven zu chronischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Daran anknüpfend werden die unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Umgebungsbedingungen einer Kinderklinik bzw. einer Psychologischen Praxis (Art und Ausmaß der Symptomorientierung, Umgang mit Zeit, Umgang mit Diagnosen, Sprache und eigenen Gefühlen, Interdisziplinarität und Vernetzung mit anderen Berufsgruppen sowie der Sog der Umgebungsbedingungen) kontrastiert. Am Ende wird das eingangs beschriebene Vier-Perspektiven-Modell um eine fünfte „multi-systemische” Meta-Betrachtungsweise ergänzt, die versucht, die Besonderheiten der „Praxis-” und „Klinik-Welten” zu integrieren.

Literatur

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1 Meine Orientierung und Haltung ist vorwiegend geprägt durch meine Weiterbildungen in Klientenzentrierter Psychotherapie (GwG), Systemischer Therapie sowie in Supervision und Institutionsberatung am IF Weinheim.

2 „Hinter dem Zappelphilipp steckt ein genetischer Defekt des Hirnstoffwechsels. Man muss da das Gehirn mit etwas Ritalin aktivieren, das wirkt harmloser als Kaffee”, so die medizinische „Werbe”botschaft eines Kinderarztkollegen für seine Behandlungsstrategie in einem Elternvortrag. Dazu die Gegenposition aus dem Einführungstext des Buches „Hyperaktivität - warum Ritalin keine Lösung ist” (Simonsohn, 2001, im Klappentext des Buches): „... Viele von ihnen bekommen Ritalin, ein Psychopharmakon, das wegen seines Suchtpotentials unter das Betäubungsmittelgesetz fällt und in Drogenkreisen als Speed gehandelt wird. Die Nebenwirkungen, die es bei Kindern auslöst, sind fatal. Sie reichen von Schlafstörungen, über Appetitlosigkeit bis zu Depressionen und können sogar zu einer Behinderung des Körper- und Gehirnwachstums führen”.

3 Ich erhalte in der Regel pro Woche mehrfache Anfragen (zum Teil aus mehreren hundert Kilometern Entfernung), welche Einrichtung, welche/r niedergelassene Kollege/in sich neben seiner psychotherapeutischen Kompetenz auch mit Asthma, Neurodermitis, Mukoviszidose, Diabetes o.a. auskennt. Auch aus der Klinikperspektive heraus ist es zumeist sehr schwierig, Familien in eine psychotherapeutisch und krankheitsspezifisch versierte ambulante Struktur zu vermitteln.

4 Ein Arztkollege kennzeichnet seinen Entscheidungsdruck wie folgt: „Den Aktenstapel auf dieser Liege muss ich bis heute Abend abgearbeitet haben, da morgen früh dort ein neuer Stapel liegt”.



Adressen des Autors:

Dr. phil. Dipl.-Psych. Stephan Theiling

Kinderhospital Osnabrück

Iburger Straße 187
D-49082 Osnabrück

und
Psychologische Praxis für
Psychotherapie, Supervision
und Systemberatung
Paradiesweg 9
D-49082 Osnabrück

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