Dtsch Med Wochenschr 2001; 126(48): 1383-1384
DOI: 10.1055/s-2001-18658-2
Leserbriefe
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Erwiderung

Further Information

Publication History

Publication Date:
13 May 2004 (online)

Im Leserbrief von Baitsch und Dohmen wird das Dilemma deutlich, in dem sich Patienten mit langstreckigen chronischen Verschlüssen der A. femoralis superficialis befinden.

Zweifelsohne lässt sich durch Gehtraining bei Patienten mit einer PAVK im Stadium II A und B, hier jedoch bereits deutlich eingeschränkt, eine Verbesserung der Symptomatik erreichen [1]. Allerdings gilt dies nur für eine Minorität der Patienten. Menschen, deren Lebenswandel zeitlebens, neben anderen Risikofaktoren, auch eine reduzierte Mobilität umfasst, eine Therapie zu verordnen, die als gewollte Nebenwirkung zu Schmerzen führt, sind sehr häufig nicht compliant hinsichtlich einer auch nur zeitlich beschränkten Anwendung dieser Maßnahmen.

Auch wenn im Rahmen der Möglichkeiten einer Rehabilitationsklinik in dieser Hinsicht »ideale« Bedingungen bestehen, sehen wir doch eine große Zahl von Patienten, die nach mehrfacher und langjähriger konservativer Therapie mit einem ausgeprägten interventionellen Behandlungswunsch in unsere Klinik kommen.

Die Bemerkung, dass bei aus kardialen oder pulmonalen Gründen eingeschränkt belastbaren Patienten keine Behandlungsindikation besteht, ist nicht zutreffend. Sie wird durch die tägliche Erfahrung widerlegt.

Selbstverständlich ist völlig richtig, dass bei einer symptomatischen Therapieform die Sicherheit eine besondere Rolle spielen muss. Unter zwingend erforderlicher Sicherheit ist hier nicht nur die Vermeidung einer Verschlechterung der Symptomatik, sondern auch von gravierenden Nebenwirkungen wie Amputation, gefäßchirurgischem Rescue-Eingriff oder gar Tod zu verstehen. Zu derartigen Komplikationen, auch zu einer Verschlimmerung der Beschwerden, ist es in unserer Untersuchung nicht gekommen.

Die Forderung von Baitsch und Dohmen, den als besonders komplikationsträchtig beschriebenen transpoplitealen Zugangsweg zu vermeiden, können wir nicht nachvollziehen. Dieser Zugang ist sicher technisch anspruchsvoll und auch für Patient und Arzt belastend, jedoch, wenn man ihn beherrscht, mit keiner erhöhten Zahl von Komplikationen assoziiert [4].

Die Kostengesichtspunkte wurden von uns kritisch angesprochen [2]. Hier sind sicher Überlegungen einer Kostenreduzierung angesichts abnehmender Ressourcen im Gesundheitssystem angebracht. Allerdings ist auch ein Vergleich einer, häufig jahrelangen, konservativen Therapie der PAVK mit interventionellen Behandlungsformen sinnvoll.

Die statistische Auswertung unserer Ergebnisse zeigt nicht, wie von Baitsch und Dohmen angeführt, die günstigste Interpretation unserer Ergebnisse, sondern die übliche Darstellung mit der Beurteilung der Follow-up-Resultate nur der primär erfolgreichen Interventionen von 89 %. Eine andere Beurteilung der Ergebnisse der zwingend erforderlichen Nachkontrollen würde zu einer Verfälschung und unzutreffenden Beurteilung der Resultate führen.

Hinsichtlich der Verbesserung der Gehstrecke wäre in der Tat ein günstigeres Resultat wünschenswert gewesen. Die von uns angegebene Steigerung der relativen Gehstrecke von 76 ± 45 auf 162 ± 105 Meter und der absoluten Gehstrecke von 125 ± 61 auf 184 ± 103 Meter dokumentiert jedoch nur das Ergebnis am ersten postinterventionellen Tag. Die Patienten zeigten sich über diese Verbesserung ihrer Laufstrecke in der Regel sehr erfreut, und nach unserer Erfahrung kam es während der Nachbeobachtung zu einer deutlichen weiteren Steigerung ihrer Gehfähigkeit.

Ziel der Studie war die Beschreibung eines neuen Therapieansatzes bei einem Patientengut und einem Krankheitsbild mit bisher unbefriedigenden Behandlungsmöglichkeiten [2]. Die von uns erreichten Ergebnisse stimmen mit den Resultaten anderer Untersucher in weiten Teilen überein, auch was die Anzahl leichter und gravierender Komplikationen angeht [3]. Es ist jedoch zu konzedieren, dass die Arteria femoralis superfizialis, insbesondere bei längeren Verschlüssen, das Gefäß mit den größten interventionellen Problemen ist. Unseres Erachtens ist nur durch kritische Diskussion konservativer und interventioneller Verfahren sowie die Einbeziehung innovativer Techniken (Brachytherapie, beschichtete Stents, Gentherapie, Wachstumsfaktoren u. a.) ein Fortschritt zu erreichen.

Literatur

  • 1 Gardner A W, Poehlman E T. Exercise rehabilitation programs for treatment of claudication pain: a meta-analysis.  JAMA. 1995;  274 975-98
  • 2 Krankenberg H, Sorge I, Walther C, Grummt L, Gehrt I, Biamino G. Perkutane Revaskularisation langstreckiger chronischer Verschlüsse der Arteria femoralis superficialis.  Dtsch med Wochenschr. 2001;  126 491-495
  • 3 Scheinert D, Laird J R, Schröder M, Steinkamp H, Balzer J O, Biamino. Excimer laser-assisted recanalization of long, chronic superficial femoral artery occlusions.  J Endovasc Ther. 2001;  8 156-66
  • 4 Zaitoun R, Iyer S S, Lewin R F, Dorros G. Percutaneous popliteal approach for angioplasty of superficial femoral artery occlusions.  athet Cardiovasc Diagn. 1990;  21 154-158

Dr. Hans Krankenberg

Klinik für Kardiologie/Innere Medizin, Herzzentrum, Universität Leipzig

Russenstraße 19

04289 Leipzig