PiD - Psychotherapie im Dialog 2001; 2(3): 246-251
DOI: 10.1055/s-2001-17169
Standpunkte
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Sexuelle Störungen -
Erscheinungsformen,
Ursachen,
Behandlungsangebote

Wolfgang  Weig
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. September 2001 (online)

Abstract

Sexualität spielt für die Lebenszufriedenheit eine erhebliche Rolle, deren Bedeutung in Medizin und Psychotherapie weiterhin
systematisch unterschätzt wird. Sexuelle Funktionsstörungen sind häufig (Lebenszeitprävalenz um 20 %), der Therapiebedarf entsprechend groß. Zu angemessenen Therapieplanungen sind Kenntnisse in den biologischen, psychologischen und sozialwissenschaftlichen Grundlagen menschlicher Sexualität erforderlich, die in der Übersicht vermittelt werden. Überlegungen zur Ethik der Therapie und zur Abgrenzung von bloßer Beratung schließen sich an. Das Vorgehen bei der Diagnostik wird erörtert, daraus ergibt sich die operationale Klassifikation sexueller Störungen (z. B. nach ICD-10, Klassifikation nach Hertoft). Das therapeutische Vorgehen richtet sich nach dem PLISSIT-Modell, kurze verbale Interventionen sind in manchen Fällen ausreichend. Bewährtestes Verfahren zur Paartherapie sexueller Funktionsstörungen ist nach wie vor das Therapiemodell von Arentewicz und Schmidt. Optionen einer somatischen Therapie müssen bedacht werden. Individuell können weitere psychotherapeutische Interventionen nach den Methoden der unterschiedlichen anerkannten Schulen hinzutreten. Die Evidenz der Wirksamkeit von Sexualtherapie ist hoch, die Prognose sexueller Funktionsstörungen entsprechend relativ günstig. Auf andere Indikationsfelder der Sexualtherapie (z. B. Identitätsstörungen, Störungen der Sexualpräferenz, forensische Sexualtherapie) wird eingegangen.

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Adresse des Autors:

Prof. Dr. med. Wolfgang Weig

Niedersächsisches Landeskrankenhaus

Knollstr. 100

49069 Osnabrück

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