Gesundheitswesen 2001; 63(8/9): 514-521
DOI: 10.1055/s-2001-16828
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Arzneimittelversorgung in Alten- und Pflegeheimen

Chancen durch zukünftige Versorgungsverträge zwischen Heimen und ApothekenDrug Supply to Nursing Homes for the AgedJ. Hendrichs1 , G. Hövel2 , J. Lohbreier-Dörr3 , A. Pardieck4 , U. Puteanus5
  • Gesundheitsamt Münster
  • , Gesundheitsamt Dortmund
  • , Gesundheitsamt Hagen
  • , Gesundheitsamt Essen
  • , Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst NRW
Further Information

Publication History

Publication Date:
27 August 2001 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Die Arzneimittelversorgung von Heimen soll aufgrund einer Gesetzesinitiative der Bundesregierung neu geordnet werden. Öffentliche Apotheken sollen nach dieser Initiative mit den Heimen Versorgungsverträge abschließen, in denen der Versorgungsauftrag festgeschrieben wird. Dies ist heute aufgrund apothekenrechtlicher Vorschriften noch nicht möglich. Infolge der Erkenntnisse der örtlichen Arzneimittelüberwachung in Nordrhein-Westfalen und einer Erhebung in Heimen werden Vorschläge zur inhaltlichen Gestaltung der Verträge entwickelt. Methode: Die örtliche Arzneimittelüberwachung (Amtsapotheker) befragte im Jahr 2000 in strukturierten Interviews Heimleitungen von 35 Heimen in vier Städten in Nordrhein-Westfalen über Leistungen und Qualität der liefernden Apotheken unter den derzeitigen apothekenrechtlichen Voraussetzungen. Ergebnisse: In 80 % der Fälle sind die Heimleitungen mit der reinen Liefertätigkeit der Apotheken zufrieden. Information und Beratung im Sinne der Apothekenbetriebsordnung werden für das Pflegepersonal und für die Heimbewohner nur in Ausnahmefällen angeboten. Folgerungen: Zur Erhöhung der Arzneimittelsicherheit in Heimen ist die Festlegung von Versorgungsleistungen der Apotheken in Verträgen sinnvoll und notwendig. Information und Beratung sowie Kontrolle der Arzneimittelbestände in den Heimen durch die Apotheke sollten zentrale Bestandteile der Versorgungsverträge werden.

Drug Supply to Nursing Homes for the Aged

Background: The Federal Government of Germany intends to revise the relevant legislation for pharmacies to improve supply of medicines for inhabitants of nursing homes. According to this initiative pharmacies would sign agreements with nursing homes determining the supply order, service and quality of supply. Today, such a contract is prohibited on the basis of current legislation. The local inspectorates for pharmacies in North Rhine-Westphalia checked on the current supply and initiated an investigation. Method: The local inspectorates for pharmacies performed structured interviews with senior managements of 35 nursing homes in four cities of North Rhine-Westphalia focussing on service and quality of supply of drugs by pharmacies. Results: 80 % of nursing homes were content with the regular service provided by retail pharmacies today. Additional information and consultation by pharmacists for managements, inhabitants and nurses about drug use is only provided in special cases, e. g. after detailed requests. Conclusions: To improve drug safety in nursing homes, it makes sense and it is necessary to revise the legislation for pharmacies and to make contracts possible in which the extent of service provided is laid down. Information, consultation and inspection of drug storage should be an essential part of future contracts.

Literatur

  • 1 Roth G, Reichert M, Naegele G. Pflegeversorgung und Pflegeinfrastruktur in Nordrhein-Westfalen. In Vorbereitung
  • 2 Martin U, Behler R. Duisburger Modell - intensivierte Heimaufsicht des Gesundheitsamtes in Zusammenarbeit mit dem Sozialamt.  Gesundheitswesen. 1999;  61 337-339
  • 3 Ames D, Mann A H. Prävalenz von Depression und Demenz bei Altenheimbewohnern in Mannheim und Camden (London).  Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie. 1995;  28 169-178
  • 4 Schröder H, Selke G W. Arzneimittelverbrauch in Deutschland. Ein Beitrag für die Gesundheitsberichterstattung in Nordrhein-Westfalen. In Vorbereitung
  • 5 N. N . Rechtliche Klärung tut dringend not. Heimversorgung.  Deutsche Apotheker Zeitung. 1998;  138 1382-1385
  • 6 Brucker U. Qualität in der Pflege: Schwachstelle Management.  BKK. Zeitschrift der Betrieblichen Krankenversicherung. 2001;  89 14-19
  • 7 Arndt M. Fehler bei der Medikamentengabe.  Pflegezeitschrift. 1996;  4 2-7
  • 8 Damitz B M. Arzneimittelverbrauch älterer Menschen in Bremer Alten- und Pflegeheimen unter besonderer Berücksichtigung von Psychopharmaka.  Gesundheitswesen. 1997;  59 83-86
  • 9 Weyerer S, Zimber A. Psychopharmakagebrauch und -mißbrauch im Alter. Förstl H Lehrbuch der Gerontopsychiatrie Stuttgart; Enke 1997: 453-460
  • 10 Weyerer S, El-Barrawy R, König S, Zimber A. Epidemiologie des Gebrauchs von Psychopharmaka in Altenheimen.  Gesundheitswesen. 1996;  58 201-206
  • 11 Psychopharmaka im Alltag. Ellinger-Weber S, Kruse M Ergebnisse Hamburg; Ergebnisse Verlag 198.9: 109-119
  • 12 Ellinger-Weber S. Medikamentengebrauch und Medikamentenabhängigkeit im Alter.  Drogen-Report. 1990;  11 18-23 (6)
  • 13 Grond E. Chemische Fixierung im Heim - Ausdruck der Hilflosigkeit?.  Home Care. 1994;  2 20-21
  • 14 Luderer H J, Rechlin T. Mißbrauch von Alkohol und Medikamenten in Altenheimen.  Fortschr Med. 1990;  108 176-177
  • 15 Abhängigkeit und Mißbrauch von Alkohol und Drogen. Watzl H, Rockstroh B Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit in Alten- und Pflegeheimen Göttingen, Bern, Toronto, Seattle; Hogrefe Verlag für Psychologie 1997: 167-184
  • 16 Aktion gegen Gewalt in der Pflege (AGP). Pressemitteilung v. 1. Dezember 2000. 
  • 17 von Renteln-Kruse W. Stürze im Alter und Pharmaka.  Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie. 1997;  30 276-280
  • 18 Pieck J. Verschreibungen aus Altenheimen.  Apoth Ztg. 2000;  16 2-3
  • 19 BGH 1981. Rezeptsammlung in Altenheimen. Bundesgerichtshof, Urt. v. 11.12.1981 - AZ: I ZR 150/79.  Pharm Ztg. 1982;  127 844-846
  • 20 Pharma Daig & Lauer . Medikamenten Dosierung.  Dt Apoth Ztg. 2001;  141 838
  • 21 Bundesministerium für Gesundheit .Eckpunktepapier zu einem Gesetz zur Qualitätssicherung und zur Stärkung der Verbraucherrechte in der Pflege (Pflege-Qualitätssicherungsgesetz - PQsG). http://www.bmgesundheit.de/themen/pflege/vorha/pflege/verbrau.htm 13.9.2000
  • 22 Deutscher Verein zur Qualitätssicherung in der ambulanten, teilstationären und stationären Altenpflege .Nachrichten NDV Dienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge. Frankfurt am Main; 1996 76: 1-2
  • 23 Isenberg T. Kritik der Verbraucherverbände an den Gesetzentwürfen zur Sicherung der Pflegequalität.  Krankenversicherung. 2001;  53 19-21
  • 24 Ditzel P. Kennen Sie das PQsG. Randnotiz.  Apotheker Zeitung. 2000;  16 1
  • 25 Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände 2000 .Stellungnahme der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände zum Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Apothekengesetzes (BTDrs. 14/756 v. 14.4.1999). 
  • 26 N N. Verantwortung des Apothekers ist gefragt. Arzneimittelsicherheit in Alten- und Pflegeheimen.  Dt Apoth Ztg. 1999;  139 1358-1359
  • 27 Schubert I. Apotheker wozu?. Eine Studie zur Entwicklung des Apothekerberufs in der Bundesrepublik Stuttgart; Deutscher Apotheker Verlag 1995
  • 28 Czajka S. Apothekengesetz soll geändert werden. Anhörung. Pharmazeutische Zeitung Berlin; 2000 145: 4296-4297

Dr. Udo Puteanus

Landesinstitut für den
Öffentlichen Gesundheitsdienst NRW (lögd)

Von-Stauffenberg-Straße 36

48151 Münster

    >