Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2001; 36(5): 282-289
DOI: 10.1055/s-2001-14456
ORIGINALIA
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Wie lässt sich der Therapieverzicht ethisch begründen?

Argumentationsstrukturen im Umgang mit einem anhaltenden Problem der modernen MedizinHow to Justify Non-Resuscitation?G. Maio
  • Institut für Medizin- und Wissenschaftsgeschichte,
    Universität Lübeck
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Zusammenfassung.

Die Frage, wann auf eine Reanimation verzichtet werden kann, gehört zu den besonders kontrovers geführten Diskussionen der Medizinethik. Der vorliegende Beitrag möchte einen Einblick darin geben, wie in Deutschland mit dem Problem des Reanimationsverzichts als eine Form des Therapieverzichts umgegangen wird. Es wird zunächst ein kursorischer Überblick über den aktuellen Stand der Diskussion anhand offizieller Kundgebungen zu diesem Themenbereich gegeben. In einem zweiten Schritt wird speziell die Frage erörtert, wer über den Therapie- bzw. Reanimationsverzicht als Entscheidungsträger fungieren soll. Zentraler Inhalt des Beitrages ist die Frage nach den Kriterien für sinnvolles medizinisches Handeln und die Frage nach den inhärenten normativen Strukturen, die den gängigen Argumentationsmustern zugrundeliegen.

How to Justify Non-Resuscitation?

The question whether to resuscitate or not belongs to the most controversial issues of medical ethics. This paper wants to give an insight into the German way of discussion on this topic. First it gives an overview of the most important codifications concerning resuscitation. Then it treats the question who is to be involved in do-not- resuscitate-decisions. The central point of the paper is the question of futile treatment and the question of the normative structures which are present in German discussion.

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1 Bezeichnend für eine solche Haltung sind auch die Stellungnahmen des Juristen Kohlhaas aus dem Jahre 1967. Nach seiner Meinung „solle der Arzt nur dort, wo jemand klaren Sinnes der Natur ihren Lauf lassen will, diesen Willen respektieren und sich passiv verhalten. Aber er mache sich auch in diesem Fall durch einen dennoch vorgenommenen lebenserhaltenden Eingriff nicht strafbar. Es könne niemals ein Arzt bestraft werden, wenn er den Willen des Patienten umgehe, um dessen Leben zu erhalten” (vgl. [31]).

2 Noch im Jahre 1984 ordnete eine Grundsatzentscheidung des Bundesgerichtshofes das Selbstbestimmungsrecht sterbewilliger Patienten der ärztlichen Handlungspflicht eindeutig unter (siehe hierzu [30]).

3 Es sei darauf hingewiesen, dass in den ausgehenden Sechziger- und Siebzigerjahren zunächst Fragen der Abtreibung und Reproduktionstechniken im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses standen. Erst seit Ende der Siebzigerjahre traten in Deutschland heftige Diskussionen um das Lebensende auf.

4 An dieser Stelle muss ergänzt werden, dass ganz aktuelle Umfragen zu anderen Ergebnissen kommen (siehe [10] und [69]).

5 Diese Meinung freilich wird in der deutschen Diskussion nur selten offen eingestanden. Einer der wenigen ist der Freiburger Strafrechtler und Direktor des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht Albin Eser [15] (S 88).

6 Siehe zu dieser Kritik den bemerkenswerten Aufsatz von Dietrich Rößler [51].

7 Freilich bleibt das Phänomen der anthropologischen Medizin nicht auf Deutschland beschränkt. Von Bedeutung sind vor allem manche spanischen Vertreter, wie Lain Entralgo oder Diego Gracia, um nur einige zu nennen. Viele deutsche Publikationen nehmen aber gerade auf den Niederländer Paul Sporken Bezug, obwohl er eher personalistisch als anthropologisch orientiert war. Siehe stellvertretend für viele [57].

8 Wörtlich heißt es: „Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie legt besonderen Wert darauf, festzustellen, dass finanzielle und ökonomische Gesichtspunkte nicht die Behandlung und die Behandlungsintensität, also auch nicht Therapiebegrenzung beim einzelnen Patienten beeinflussen dürfen [...]” [37]

9 „Leider liegen zu der Frage, ob die teure Intensivmedizin unter Berücksichtigung von „social cost / social benefit-Analysen” volkswirtschaftlich lohnend ist, keine aktuellen aussagekräftigen Zahlen vor,” so die Meinung eines bekannten deutschen Anästhesisten [36]. Solche Meinungen bleiben jedoch keineswegs nur auf die aktuelle Debatte beschränkt. Schon vor Jahren waren ähnliche Meinungen vertreten worden [41].

10 Ähnlich auch Prien und Lawin: „In diesen und ähnlichen Fällen entsteht ein Spannungsfeld zwischen zwei Polen des ärztlichen Auftrags: dem Auftrag zum Lebenserhalt und dem zur Leidensminderung, bzw. dem Recht des Patienten auf ein menschenwürdiges Sterben.” [46].

11 Der Philosoph Hans-Martin Sass, der für seine Affinität zur angloamerikanischen Form der Bioethik bekannt ist, tut dies allerdings ganz entschieden [55].

12 Siehe hierzu den brillanten Aufsatz von Beckmann [3].

13 Zur Bedeutung der Ästhetik für die Ethik siehe [39].

PD Dr. med. Giovanni Maio

Zentrum für Ethik und Recht in der Medizin
Universitätsklinikum Freiburg

Elsässer Straße 2m, 1a

79110 Freiburg i. Br.

Email: maio@sfa.ukl.uni-freiburg.de

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