Gesundheitswesen 2001; 63(Suppl. 1): 52-55
DOI: 10.1055/s-2001-12115
FB III, AG Gesundheitsförderung in Schulen
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Gesundheitsförderung, gesundheitsfördernde Schule und soziale Ungleichheit

P. Paulus1 , G. Zurhorst2
  • Institut für Psychologie, Universität Lüneburg, Lüneburg
  • , Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Mittweida, Roßwein
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Zusammenfassung

Will Gesundheitsförderung nicht an Glaubwürdigkeit verlieren, muss sie sich mehr als bisher dem Problem der sozialen Ungleichheit widmen. Die Schule bietet sich für entsprechende Interventionen als ein geeignetes Setting an. Sozialepidemiologische Studien belegen die überragende homogenisierende Wirkung von Schule. Daneben erreicht sie mit ihrem Erziehungs- und Bildungsangeboten auch soziale Randgruppen. Erfahrungen in zwei bundesdeutschen Modellversuchen zur gesundheitsfördernden Schule bieten Konzepte an, die für solche Interventionen sinnvoll genutzt werden können. Damit die gesundheitsfördernde Schule ihre Wirkung entfalten kann, werden Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen empfohlen (Schulebene, curriculare Ebene, Lehreraus- und -fortbildung, politische Ebene). Chancen der Umsetzung werden darin gesehen, dass die gesundheitsfördernde Schule Lebenslagenorientierung mit elementaren Prinzipien von Bildung verknüpft. Risiken werden in den sich verschärfenden gesellschaftlichen Wandlungsprozessen und in dem zunehmenden Leistungsanspruch an Schulen gesehen, durch den die gesundheitliche Balance des Systems Schule sowie (nicht nur) der Schülerinnen und Schüler gefährdet wird.

Health Promotion, Health Promoting School and Social Inequality

Health promotion should consider social equality more strongly in order to maintain its credibility. The school is an appropriate setting for such interventions. Social-epidemiological studies prove that the school setting has a great homogenising influence. Because of its education programmes it also reaches fringe groups. Experiences from two German pilot projects on Health Promoting Schools offer concepts which can be effectively used for these interventions. It is recommended that interventions take place on different levels (school level, curriculum, teacher in-service training, political level), so the HPS can completely unfold its influence. The chance for realisation is seen in linking the orientation to different life domains and basic principles of education. The more critical processes of changing of society and the growing pressure in schools are seen as risk factors for a healthy balance of the school and for the students as well as teachers.

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Prof. Dr. Peter Paulus

Institut für Psychologie
Universität Lüneburg

Scharnhorststraße 1

21335 Lüneburg

Email: paulus@uni-lueneburg.de

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