Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2000; 35(1): 1-2
DOI: 10.1055/s-2000-10846-3
ABSTRACTS
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Hypertone NaCl-Lösungen bei Patienten mit erhöhtem ICP nach Schädelhirntrauma (SHT).

B. Fincke, M. Ragaller, M. Müller, D. M. Albrecht
  • Univ.-Klinikum Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Dresden
Further Information

Publication History

Publication Date:
28 April 2004 (online)

Fragestellung: Der Wirkungsmechanismus hypertoner Lösungen im Rahmen der Small-Volume-Resuscitation (SVR) beruht auf endogenen Flüssigkeitsverschiebungen infolge einer kurzzeitigen schlagartigen Erhöhung der Plasmaosmolalität. Verschiedene Untersuchungen zeigten, daß hypertone Lösungen im Rahmen der SVR bei Patienten mit SHT zu einer Verbesserung der neurologischen Ergebnisse führten [1, 2]. Aus diesem Grund wurde eine handelsübliche 1-molare NaCl-Lösung (5,85 %) als ultima ratio bei therapieresistentem ICP-Anstieg eingesetzt und der Therapieeffekt retrospektiv analysiert. Material, Methoden: Bei insgesamt 15 hämodynamisch stabilen Patienten mit schwerem SHT (Grad III) wurde in der posttraumatischen Phase bei einem therapieresistenten Hirndruck über 30 mmHg nach Ausschöpfen der konventionellen Therapiemöglichkeiten (Analgosedierung, Oberkörperhochlagerung, Mannitol, Barbituratkoma, chirurgische Intervention) eine Behandlung mit NaCl 5,85 % durchgeführt. Die hypertone Lösung wurde in Form titrierter Bolusgaben von 50 ml bis maximal 150 ml innerhalb 5 Minuten appliziert. Ergebnisse: Bei 15 Patienten wurden insgesamt 64mal NaCl-Boli (mittlere Dosis 75 ml) titriert. Für 45 Anwendungen (70 %) konnte eine deutliche Senkung des ICP von einem mittleren Ausgangswert von 32 mmHg auf einen mittleren Endwert von 26 mmHg beobachtet werden. Auffällig war, daß bei höheren Ausgangsdrücken (> 35 mmHg) der ICP stärker gesenkt werden konnte. Die Dauer des ICP-Abfalls variierte zwischen den einzelnen Anwendungen sehr stark. Bei einigen Patienten war eine wiederholte Gabe nicht notwendig. Eine signifikante Änderung in den kardiozirkulatorischen Parametern (MAP, HF) und der Natriumionenkonzentration trat im Beobachtungsintervall nicht auf. Ein Rebound-Phänomen wurde nicht verzeichnet. Schlußfolgerungen: In der Situation des therapieresistenten erhöhten Hirndrucks kann eine titrierte Anwendung von hypertoner Lösung NaCl 5,85 % den ICP günstig beeinflussen. Eine routinemäßige Empfehlung von hypertonem NaCl 5,85 % oder 7,5 % bedarf jedoch einer prospektiven Untersuchung. Literatur: 1 Vassar MJ, et al. A Multicenter Trial for Resuscitation of Injured Patients With 7,5 % Sodium Chloride. Arch. Surg. 1993; 128: 1003 - 1013, 2 Berger S, et al. Hypertone Lösungen zur Behandlung des intrakraniellen Druckes. Zentralbl. Chir. 1993; 118: 237 - 244