neuroreha 2021; 13(04): 156
DOI: 10.1055/s-0041-1740444
Gelesen und kommetiert

Rollstuhl mit Hebelantrieb zum Üben von Armbewegungen in der Frühphase nach Schlaganfall

Rezensent(en):
Jan Mehrholz

Zusammenfassung der Studie

Ziele

Ziel der Studie war es, die Effekte eines hebelbetriebenen Rollstuhls (Lever-Actuated Rehabilitation and Ambulation, LARA) zum Üben von Armbewegungen in der Frühphase nach Schlaganfall zu evaluieren.


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Methodik

Design Es handelt sich um eine randomisierte und kontrollierte Studie

Ein- und Ausschlusskriterien Eingeschlossen wurden Patienten nach Schlaganfall im Alter von 18–80 Jahren, einer Krankheitsdauer von 1 Woche bis 2 Monaten, Fugl-Meyer-Punktzahl der oberen Extremitäten ≤ 55 von 66 Punkten. Die Studie wurde vor Beginn der Rekrutierung registriert (NCT02830893).

Interventionen Die Teilnehmer der LARA-Gruppe und der konventionellen Übungsgruppen erhielten täglich 30 Minuten zusätzliche Armtherapie während ihrer Rehabilitation, aber auch nach stationärer Entlassung im ambulanten Bereich.

Armtraining mit LARA: Der in dieser Studie verwendete LARA-Rollstuhl wurde mit einer Handkupplung ausgestattet. Jedes Rad des Rollstuhls wurde durch eine separate Kupplung betätigt. Über Verlängerungshebel links und rechts können Patienten einfach durch Drücken der Kupplung den Rollstuhl an- und abbremsen, vorwärtsbewegen und steuern sowie im Kreis fahren; Trainingsvideos: https://www.youtube.com/channel/UCg9J4dMOA-vIfToVYDY-2Ow. In dieser Studie wurde sowohl das Fahren mit dem LARA-Rollstuhl als auch die Kombination mit Videospielen (Hebel des Rollstuhls als Joysticks) geübt (30 Minuten pro Tag, 5 Tage pro Woche, über 3 Wochen).

Kontrollgruppe: Für die gleiche Dauer und Intensität wurden hier Standard-Armübungen von erfahrenen Ergotherapeuten angewandt. Mithilfe einer Broschüre wurde eine Reihe von Übungen mit abgestuftem Schwierigkeitsgrad vorgegeben. Dazu gehörten Beugung/Streckung von Schulter und Ellbogen, Schulterabduktion/-adduktion, Schulterinnenrotation/-außenrotation, Supination/Pronation des Unterarms, Beugung/Streckung des Handgelenks sowie von Fingern und Daumen. Die Patienten wurden darauf hingewiesen, vor allem den paretischen Arm zu benutzen und den nichtparetischen Arm nur bei Bedarf einzusetzen.

Messungen Die primäre Zielvariable war die Fugl-Meyer-Punktzahl für den betroffenen Arm. Sekundäre Zielvariablen waren der Box-and-Block-Test, Griffstärke, Schulterschmerzen, Modified Ashworth Scale für Schulter, Ellenbogen, Handgelenk und Fingerbeuger sowie die Gehgeschwindigkeit.


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Ergebnisse

Insgesamt wurden 23 Patienten nach Schlaganfall im mittleren Alter von 52 Jahren, einer mittleren Krankheitsdauer von 4 Wochen und einem Fugl-Meyer-Score von 28 von 66 Punkten eingeschlossen, 12 in die LARA-Gruppe und 11 in die Kontrollgruppe.

Zu Beginn der Studie unterschieden sich die Versuchs- und die Kontrollgruppe weder in den Patientencharakteristika noch in den primären und sekundären Zielparametern signifikant voneinander. Die Teilnehmer in der LARA-Gruppe absolvierten im Durchschnitt 6 Übungseinheiten, von denen jede 35 Minuten dauerte. Im Median wurden 254 Armbewegungen mit dem paretischen Arm pro Sitzung durchgeführt. Die Teilnehmer der konventionellen Trainingsgruppe absolvierten 6 Trainingseinheiten mit einer Dauer von 30 Minuten.

Die Patienten der LARA-Gruppe erreichten zwar etwas mehr Punkte im Fugl-Meyer-Test, jedoch war diese Verbesserung nicht statistisch signifikant. Insgesamt gab es so zu keinem Zeitpunkt bei keinem der erhobenen Messparameter einen Vorteil einer der beiden Gruppen.


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Schlussfolgerung

Die Autoren schlussfolgern, dass der hebelgesteuerte Rollstuhl ein zusätzliches Armtraining während der stationären Rehabilitation und eine höhere Mobilität mit dem Rollstuhl bedeutet.


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
07. Dezember 2021

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