Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2016; 2(02): 3-4
DOI: 10.1055/s-0036-1587442
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Coenzym-Q10-Defizit und Statine

Uwe Gröber
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Publication Date:
26 July 2016 (online)

Unter dem Titel „Coenzym-Q10-Defizit“ findet sich am 13. Mai 2016 in Heft 19 des Deutschen Ärzteblattes eine bemerkenswerte positive Stellungnahme von Prof. Dr. Dr. Kiesewetter vom Häemostaseologicum in Berlin-Mitte zu Substitution von Coenzym Q10 im Rahmen von Muskelschmerzen unter einer Statintherapie [1]. Rationale ist die Hemmung der HMG-CoA-Reduktase durch Statine, welche bekanntlich auch die endogene Synthese von Coenzym Q10 hemmt. Zunächst sollte nach Prof. Kiesewetter das mögliche Coenzym-Q10-Defizit mit dem Verzehr von Leber, fettreichem Fisch, Nüssen oder Hülsenfrüchten ausgeglichen und versucht werden, eine basische Kost (Gemüse, Obst) zu konsumieren. Gleichzeitig sollten saure Lebensmittel (Getreideprodukte, Nudeln, Hartkäse, Quark, Fisch und Fleisch) reduziert werden. Mit einer Einstellung des morgendlichen pH-Wert auf 7 kann eine Übersäuerung des Muskels bei grenzwertiger Durchblutung und Muskelschmerzen vermieden werden. Wenn diese Maßnahmen nicht zur Schmerzreduktion führen, scheint auf der Basis der Studien von Caso et al. [2] die Substitution mit Coenzym Q10 sinnvoll zu sein.

Kommentar: Generell ist ein Hinweis auf die begleitende Substitution von Coenzym Q10 bei statininduzierten Muskelschmerzen im Deutschen Ärzteblatt zu begrüßen. Neben Coenzym Q10 sollte zusätzlich unter einer Statintherapie auf einen guten Selenhaushalt (Vollblut: 130-155 µg/l) geachtet werden [3]. Zum einen können Statine mit dem Haushalt selenabhängiger Proteine interferieren und dadurch das Risiko für Muskelbeschwerden steigern. Zum anderen arbeitet das selenabhängige Enzym Thioredoxinreduktase ungefähr bei 140 µg/l im Vollblut optimal und unterstützt den zellulären Stoffwechsel von Coenzym Q10 (Regeneration von Ubiquinon → Ubiquinol).

Neben Coenzym Q10 und Selen drängt sich durch die aktuellen Studien von Glueck et al. mit statinintoleranten Patienten die Notwendigkeit auf, generell unter einer derartigen Therapie auf den Vitamin-D-Haushalt der behandelten Patienten zu achten. Glueck konnte zeigen, dass eine Statinintoleranz (z. B. Myalgien), die mit einem niedrigen 25(OH)D-Status (< 32 ng/ml) assoziiert ist, in 88-95 % der Fälle sicher und nebenwirkungsfrei durch die Supplementierung von 50 000-100 000 I. E. Vitamin D/Woche behandelt werden kann. Während die Muskelschmerzen bei den meisten Patienten abnahmen, stieg unter der Supplementierung von Vitamin D der 25(OH)D-Status von durchschnittlich 23 ng/ml auf 55 ng/ml an [3]-[5].

 
  • Literatur

  • 1 Kiesewetter H. Coenzyme Q10 Deficiency. Dtsch Arztebl Int 2016; 113(19): 344-345
  • 2 Caso G, Kelly P, McNurlan MA, Lawson WE. Effect of coenzyme q10 on myopathic symptoms in patients treated with statins. Am J Cardiol 2015; 99(10): 1409-1412
  • 3 Gröber U. Interaktionen: Arzneimittel und Mikronährstoffe. 2. Aufl. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2016: 306
  • 4 Khayznikov M, Hemachrandra K, Pandit R et al. Statin Intolerance Because of Myalgia, Myositis, Myopathy, or Myonecrosis Can in Most Cases be Safely Resolved by Vitamin D Supplementation. N Am J Med Sci 2015; 7(3): 86-93
  • 5 Jetty V, Glueck CJ, Wang P et al. Safety of 50,000-100,000 Units of Vitamin D3/Week in Vitamin D-Deficient, Hypercholesterolemic Patients with Reversible Statin Intolerance. N Am J Med Sci 2016; 8(3): 156-162