Gesundheitswesen 2015; 77(07): 502-507
DOI: 10.1055/s-0035-1554686
Praxisbericht
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hygiene in urologischen Praxen – Ergebnisse der Besichtigung aller urologischen Praxen in Braunschweig durch das Gesundheitsamt

Hygiene in Urological Surgeries – Results of the Health Authority’s Visit to all Urological Surgeries in Braunschweig
B. Buhr-Riehm
1   Gesundheitsamt, Fachbereich Soziales und Gesundheit, Stadt Braunschweig
,
T. Lenz
1   Gesundheitsamt, Fachbereich Soziales und Gesundheit, Stadt Braunschweig
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Publication History

Publication Date:
30 July 2015 (online)

Zusammenfassung

Aus Anlass einer Patientenbeschwerde hat das Gesundheitsamt Braunschweig im Februar 2013 eine urologische Praxis in Braunschweig hygienisch besichtigt. Inhalt der Beschwerde war die Annahme des Patienten, einen resistenten Keim in der Praxis erworben zu haben. Bei der anlassbezogenen Praxisbesichtigung wurden erhebliche hygienische Mängel offenkundig, insbesondere hinsichtlich der Aufbereitung der Medizinprodukte. Dies gab den Impuls, alle urologischen Praxen in Braunschweig im Rahmen eines Schwerpunktprojektes zu begehen. Im Nachhinein zeigten sich die Hygienebesichtigungen als erforderlich. Mängel waren: mangelhafte Aufbereitung der Medizinprodukte, Abläufe in der Praxis nicht übereinstimmend mit den Hygieneplänen, Informationsdefizite des Assistenzpersonals und der Ärzte zu hygienischen Abläufen, fehlende Sachkunde des Assistenzpersonals, mangelndes Risikobewusstsein zur Hygiene von ärztlicher Seite.

Positive Erfahrungen waren: offene Kommunikation in guter Atmosphäre mit den Praxisbetreibern, Bereitschaft zu Änderungen, gute Zusammenarbeit des Gesundheitsamtes mit dem Gewerbeaufsichtsamt und der Kassenärztlichen Vereinigung. Die angemahnten Defizite wurden bis Frühjahr 2014 von den Praxisbetreibern abgestellt. Die Beratungskompetenz des Gesundheitsamtes wurde kontinuierlich in Anspruch genommen.

Abstract

Following a patient complaint, the Health Department carried out a hygiene inspection of a urological practice in Braunschweig in February 2013. The topic of the complaint was that a patient assumed having acquired a resistant pathogen in the practice. In the subsequent visit, significant hygiene defects were found, particularly with regard to the processing of medical devices. This led to a decision to commit all urological practices in Braunschweig to hygiene inspections as part of a priority project. In retrospect, the hygiene surveys were justified. Deficiencies included inadequate preparation of medical products, procedures in practice inconsistent with hygiene plans, poor knowledge of hygiene procedures among assistant staff and doctors, lack of expertise of assistant staff and lack of hygiene risk awareness by doctors. Positive experiences were: open communication in a good atmosphere with the Practice managers, willingness to change, good cooperation between the Health Authority and the Labor Inspectorate and Physicians' Association. The claimed deficits were corrected by spring 2014 by the practice operators. The consulting expertise of the health authorities was made use of continuously.

 
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