Aktuelle Rheumatologie 2014; 39(04): 219
DOI: 10.1055/s-0034-1377014
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Polymyalgia rheumatica, Arteriitis temporalis, Riesenzell-Arteriitis: Aktuelles zur Krankheitsentstehung, Diagnostik und Behandlung

Polymyalgia Rheumatica, Arteriitis Temporalis, Giant Cell Arteriitis: Current Aspects of Disease Development, Diagnostics and Treatment
G. Keyßer
,
C. Dejaco
,
C. Fiehn
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Publication Date:
15 August 2014 (online)

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G. Keyßer
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C. Dejaco
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C. Fiehn

Die Polymyalgia rheumatica und die Riesenzell-Arteriitiden mit ihrer prominentesten Vertreterin, der Arteriitis temporalis, sind engverwandte Erkrankungen, die in ihrer Ätiologie noch weitgehend unverstanden sind. Ihnen gemeinsam ist das Auftreten im höheren Lebensalter, die begleitende, z. T. heftige Entzündungsreaktion und der zwar oft jahrelang anhaltende, aber in der Regel nicht chronische Verlauf. Die zunehmende Bedeutung dieser Erkrankungen lässt sich zwanglos aus dem steigenden Altersdurchschnitt der europäischen Bevölkerung herleiten.

In den letzten Jahren sind vor allem durch Fortschritte in der Bildgebung eine verbesserte Erkennung und Klassifizierung dieser Entitäten möglich geworden. Dies gilt in erster Linie für die Ultraschalluntersuchung, welche für die Diagnostik und Verlaufskontrolle der Großgefäßvaskulitiden mittlerweile unverzichtbar ist. Gleichzeitig hat dieses Verfahren der Diagnosestellung und Klassifikation der Polymyalgia rheumatica wichtige Impulse gegeben.

Rechtzeitig erkannt, ist die Behandlung der Polymyalgia rheumatica und der Riesenzellarteriitiden in der Regel eine dankbare Aufgabe für die betreuenden Rheumatologen, steht doch mit den Glukokortikoiden ein kraftvolles Instrument zur Verfügung, den oft erheblichen Leidensdruck der Betroffenen zu mildern. Dennoch ist insbesondere die Arteriitis temporalis keine harmlose Erkrankung. Wohl jeder rheumatologisch tätige Arzt hat in seinem Leben Patienten kennengelernt, bei denen durch eine verzögert einsetzende Therapie oder einen foudroyanten Verlauf eine Erblindung oder eine andere Komplikation aufgetreten ist.

Der therapeutische Fortschritt, der den entzündlichen Gelenkerkrankungen und autoimmunen Systemerkrankungen in den letzten Jahren viel von ihrem Schrecken genommen hat, ist noch nicht im vergleichbaren Umfang bei der Polymyalgia rheumatica und den Riesenzellarteriitiden angekommen. Größtes Manko ist der Mangel an Behandlungsalternativen, wenn Patienten für eine Steroidtherapie a priori nicht geeignet sind oder im Verlauf Komplikationen entwickeln. Erste Studien von TNF-Inhibitoren zur Polymyalgia rheumatica sind durchaus widersprüchlich. Die zur Verfügung stehenden Informationen zu anderen Biologika-Generationen lassen sich nur als spärlich und bruchstückhaft bezeichnen, obwohl es sehr hoffnungsvolle Berichte zur Wirkung von IL-6-Inhibitoren gibt. Qualitativ hochwertige Studien sind hier dringend zu begrüßen und auch bereits im Gang.

Das vorliegende Sonderheft soll sowohl den rheumatologisch tätigen Kolleginnen und Kollegen als auch dem interessierten Hausarzt, dem Internisten sowie rheumatologischen Orthopäden eine Zusammenfassung vom aktuellen Stand unserer Erkenntnisse von Pathogenese, Diagnostik und Therapie liefern, einen Überblick über Prognose und Komplikationen ermöglichen und somit zu einer besseren Vertrautheit mit diesen faszinierenden Krankheitsbildern führen.

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