B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2013; 29(5): 198-201
DOI: 10.1055/s-0033-1345511
Wissenschaft
Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart

Multimorbidität und Alter

K Schüle
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. Oktober 2013 (online)

Zusammenfassung

Die demografische Entwicklung (höhere Lebenserwartung, weniger Geburten) führt – auch dank des medizinischen Fortschritts – zu einer Zunahme chronischer Erkrankungen im höheren Lebensalter und bei über 70 % der Bevölkerung zu mindestens 2 oder mehr Krankheiten gleichzeitig (Multimorbidität). Die Gesamtzahl (Prävalenz) Multimorbider wird ihren Höhepunkt in den Jahren 2018–2025 erreichen und dann wegen der schrumpfenden Bevölkerung wieder abnehmen. Probleme werden in der hohen Kombinationsmöglichkeit und den noch wenig erforschten gegenseitigen Beeinflussungen der einzelnen Erkrankungen und deren Therapien gesehen. Hier besteht noch hoher Forschungsbedarf, da sich die gängigen Behandlungsleitlinien fast ausschließlich auf singuläre Krankheiten beziehen, die aber so im Alter kaum noch vorkommen.

Summary

Multi-morbidity and geriatrics

In spite of current medical progress, the demographic development related to higher life expectancy has led to an increase in chronic geriatric illnesses, with more than 70 % of the elderly suffering from at least 2 or more diseases at the same time (multi-morbidity). It is predicted that the total number (prevalence) of multi-morbid patients will reach its highest point in 2018–2025 and then decline again due to „the shrinking“ population numbers. The challenges of multi-morbidity are found in the high possibility of inter-linkages and influence between the individual illnesses and their therapies. In this regard, there is need for more research and a departure from current therapy guidelines which make reference to singular disease occurrence that is hardly the case in geriatric illnesses.

 
  • Literatur

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