Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten 2013; 2(1): 82-83
DOI: 10.1055/s-0033-1341393
Aus den Verbänden – DGOOC
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Symposium rund um den Fahrersitz – Bericht der Kommission Arbeitsmedizin und Systemergonomie

Joachim Grifka
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Publication Date:
08 March 2013 (online)

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Aus den Sprechstunden kennen wir die Klagen unserer Patienten über Rückenschmerzen und auch Hüftprobleme bei längeren Autofahrten. Dabei sind es nicht nur die älteren Patienten, die aufgrund degenerationsbedingter Veränderungen Schwierigkeiten beim Sitzen haben, sondern auch Menschen mittleren Lebensalters, die nach längeren Autofahrten „kreuzlahm“ sind und auch über anhaltende Rückenbeschwerden klagen. Das Forschungsfeld um den Fahrzeugsitz ist interdisziplinär aufgestellt mit Fachleuten aus den verschiedensten Bereichen, die die Gestaltung des Fahrzeugsitzes intensiv bearbeiten. Als besonderes Highlight konnte die Kommission Arbeitsmedizin und Systemergonomie drei exponierte Vertreter aus Forschung und Wissenschaft zu der öffentlichen Sitzung am 26. Oktober 2012 beim DKOU gewinnen:

  • Herausforderung für die ergonomische Gestaltung von Fahrzeugsitzen Prof. Dr. Klaus Bengler, TU München, Lehrstuhl für Ergonomie

  • Ergonomie im Fahrzeug-Entwicklungsprozess Peer-Oliver Wagner, Leiter Ergonomie und Komfort, BMW Group

  • Der ergonomische Fahrzeugsitz: Fakt oder Fiktion? Dr. Susanne Frohriep, Johnson Controls GmbH

Prof. Klaus Bengler führte sehr eindrücklich die Anforderungen an einen modernen Fahrersitz vor Augen: Wir haben eine konstante Sitzposition, aus der wir konzentriert das Fahrgeschehen, also die Mobilität in der Umgebung steuern müssen. Eine körperliche, mechanische Arbeit mit fahrenden Bewegungen, wie sie in der Frühzeit des Automobils erforderlich war, ist heute zu einer konstanten Sitzhaltung mit wenig Spielraum gewandelt. Bei großen Fahrreichweiten bedeutet dies, stilles Sitzen über viele Stunden in einer Zwangshaltung, die nur vom Halten des Lenkrads und dem Nutzen der Pedale bestimmt ist. Der Fahrer antizipiert das Fahrgeschehen, er geht beispielsweise aktiv mit in die Kurve, während der Beifahrer etwas entkoppelt ist und die Fondpassagiere das Fahrgeschehen nicht verfolgen. Bei Druckverteilungsmessungen ist der Anpressdruck des Körpers auf Sitzfläche und Rückenlehne gut verteilt. Für die Gelenke werden Komfortwinkel gesucht, beispielsweise um Hyperflektion der Hüfte zu vermeiden.